Frauen: Leben von Toilette zu Toilette

Jeder Mann, der sein Leben mit einem weiblichen Wesen teilt, kennt die Situation. Man ha endlich alle Staus und roten Ampeln überwunden, einen Parkplatz gefunden und trifft eigentlich rechtzeitig im Theater ein, im Konzertsaal oder in der Oper, da muss sie noch „schnell“ auf die Toilette. Also ist erst mal Warten angesagt, denn vor besagter Tür hat sich natürlich eine Schlange gebildet, die sich erst auflöst, nachdem bereits der zweite Gong daran erinnert hat, endlich die Plätze einzunehmen. Es sind diese Momente, in denen ich mich frage, weshalb sich eigentlich noch keine unter den selbst ernannten Feministinnen dieses drängenden Problems angenommen hat.

Da brechen sie Diskussionen über Ampelmännchen und Frauchen vom Zaun, verhunzen die Sprache, nur weil sie ihnen nicht weiblich genug klingt, und wollen Gleichheit auf allen Gebieten und um jeden Preis. Nur das drängendste Problem der Frau bleibt einfach links liegen, obwohl jede von ihnen tagtäglich davon betroffen ist: Die Toilettenfrage.

Eigentlich müsste es sich doch auch in Architektenkreisen allmählich herumgesprochen haben (einige davon soll ja auch weiblich sein), dass Frauen öfter müssen als Männer. Viel öfter. Weshalb also werden noch heute eindrucksvolle Veranstaltungsorte gebaut, bei denen das Männer-WC genauso groß ist wie das der Frauen? Gestern Vormittag zum Beispiel war ich mit meiner Liebsten in der Elbphilharmonie. Beeindruckende Architektur. Fantastische Aussicht auf Hamburg im Regen. Hervorragendes Konzert. Horrend teure Parkgarage.

Wir waren gut eine Stunde vor Konzertbeginn da. Eigentlich früh genug, sollte man meinen. Dennoch war die Zeit einfach zu knapp, um noch in aller Ruhe einen Kaffee zu trinken und ohne Hektik den richtigen Saaleingang zu finden. Der kleine Sekt in der Konzertpause musste sogar ganz ausfallen. Statt dessen verbrachte ich die Zeit an der großen Glasscheibe mit Blick auf den Hafen und meine Liebste stand Schlange vor der Toilettentür. Wohlgemerkt, das ist kein Konzertsaal aus dem 19. Jahrhundert. Das ist eines der eindrucksvollsten Bauwerke, das erst vor kurzem fertiggestellt worden war. Warum also wissen Architekten immer noch nicht, dass Frauen ständig pinkeln müssen und dass dieser Vorgang nicht im Stehen erfolgen kann und damit deutlich Zeit raubender ist als bei männlichen Erdbewohnern?

Die Emanzen dieser Welt werden mich zwar deswegen angiften, aber eigentlich sehe ich genau in dieser Tatsache einen Beweis für meine These, dass Männer und Frauen eben doch nicht gleich sind. Weder Ampelmännchen noch Quotenregelungen können darüber hinwegtäuschen, dass eine Frau von der Natur schlicht und einfach mit einem systembedingten Nachteil leben muss: Ihre Blase ist einfach zu klein.

Ein Mann kann einen halben Tag lang durchhalten, ohne pinkeln zu müssen. Und wenn er es doch muss, lässt sich dieser Vorgang meist problemlos so lange verzögern, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Bei einer Frau hingegen scheint der vorhandene Vorratsbehälter nur bis zur nächsten Straßenecke zu reichen. Wie sonst ist es zu erklären, dass wir erst vor zwanzig Minuten zu Hause losgefahren sind und ich werde gebeten, doch an der nächsten Raststätte kurz anzuhalten, weil sie noch einmal muss. Dabei war ich mehr oder weniger Zeuge und weiß definitiv, dass sie gerade erst war. Noch bevor wir das Haus verlassen haben.

Wenn ich Frau wäre, würde ich an jedem öffentlichen Ort als Allererstes einmal nach den bekannten Piktogrammen suchen und sicherstellen, dass sich in unmittelbarer Reichweite eine Toilette befindet. Das tut Frau aber nicht. Weitsicht ist offensichtlich nicht Bestandteil ihres Verhaltensmusters. Stattdessen wartet sie, bis es kritisch wird, um dann im höchsten Alarmton auf ihr Bedürfnis hinzuweisen. Schließlich hat ihr männlicher Begleiter die ganze Zeit über nichts anderes getan, als nach einer Toilette Ausschau zu halten (die er selbst erst vor dem Schlafengehen wieder braucht).

Ich kann mich an Situationen erinnern, da fiel es mir rein zufällig auf, das bekannte Piktogramm mit einem stilisierten Männchen oder Weibchen. Ich habe dann vorsorglich, fürsorglich darauf hingewiesen. Etwa mit dem dezenten Hinweis: „Hier ist eine Toilette“. Aber ich habe dabei nur selten den Augenblick erwischt, als es bereits dringend war. Also wurde die bewusste Örtlichkeit eben justement nicht benötigt.

Wobei die weibliche Physiognomie ja nicht nur inhärente Nachteile hat, was den integrierten Auffangbehälter für nicht mehr benötigte Flüssigkeit angeht. Auch der Vorgang der Entleerung ist mit erheblichen Komplikationen verbunden. Unsereins hat da eigentlich nur geringe Anforderungen. Gibt es eine Toilette, ist es gut. Ist ein Urinal vorhanden, geht es sekundenschnell. Ansonsten genügt ein Baum oder irgend ein diskreter Ort. Unsereins trägt nämlich recht praktische Kleidung, die zum Pinkeln keine partielle Entblößung erforderlich macht. Und wir sind mit einem vielseitigen Körperteil ausgestattet, mit dessen Hilfe man den unter natürlichem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl recht gut ausrichten kann.

Für eine Frau hingegen ist die Sache schon recht kompliziert. Da die bewusste Flüssigkeit einfach aus ihr heraus läuft und sie keinerlei Möglichkeit besitzt, deren Strahl in irgend einer Weise zu beeinflussen, ist sie auf eine ordentliche Toilette geradezu angewiesen. Alles andere ist nämlich recht peinlich und vor allem verdammt umständlich. Denn die Situation verlangt es nun mal, dass sie sich zwischen Bauchnabel und Kniekehle freimachen muss, bevor sie diesem ganz alltäglichen Bedürfnis nachgehen kann. Und das mehrmals am Tag, ja gefühlt alle zwei Stunden.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon im Wald gestanden bin und nach herannahenden Spaziergängern Ausschau gehalten habe, während sich meine weibliche Begleiterin entblöße und sich von den Grashalmen kitzeln ließ.

Früher habe ich mich tierisch aufgeregt, wenn meine Liebste alle Nase lang auf die Toilette musste. Ich konnte mir auch eine Bemerkung nicht verkneifen, wenn sie vor dem Verlassen eines Lokals grundsätzlich erst noch mal pinkeln wollte – auch wenn es bis nach Hause nur zehn Minuten waren. Mittlerweile sehe ich das gelassen. Es ist eben so und ich werde es nicht ändern können. Frauen sind eben anders als Männer und das Pinkelverhalten ist da vermutlich der unwichtigste Unterschied.

Aber die Architekten verstehe ich trotzdem nicht.