Strings: Der letzte Schritt vor gar nichts drunter

Bei Quora konnte man neulich die naheliegende Frage eines Berufssoldaten im Ruhestand lesen: Welche Gründe haben Frauen für das Tragen von Strings? Genau das habe ich mich auch schon gefragt. Immer dann, wenn sich eine bückte und ihre ohnehin knapp bemessenen Jeans bis an den Rand der Pospalte rutschten, während sich ein V-förmiger Streifen Stoff verzweifelt an ihren Hüften festhielt. Also: Warum?

Ein Familienvater antwortete auf die Frage. Er hatte seine Töchter und deren Freundinnen befragt, weshalb sie denn ein Höschen trugen, das eigentlich gar keines ist und seine Funktion eher schlecht als recht wahrnehmen kann. Die Antworten sind bezeichnend und werfen einiges Licht auf die weibliche Psyche:

„Das ist modern. Das trägt doch heute jede Frau.“

Hier ist er also wieder, der gute alte Copycat-Effekt. Was alle tun, ist einfach in. Das macht man so. Das wird heute einfach erwartet. Das ist modern und man will schließlich nicht als altmodisch gelten. Auch wenn der Arsch kalt ist und der Mini-Stoffstreifen eher lästig in der Pospalte wetzt. Ein klassisches Höschen tragen doch nur noch die ganz Prüden. Und die, die so hässlich sind, dass es ohnehin egal ist.

„Ein String hinterläßt keine Abdrücke.“

Aha, die Damen denken also voraus. Wenn sie Gelegenheit haben, das Höschen auszuziehen, soll sichergestellt sein, dass nichts den vollkommenen Eindruck trübt. Und so eine Druckstelle an entscheidender Stelle könnte durchaus ablenkend auf den geschätzten Betrachter wirken. Der Po soll sich schön rund und prall präsentieren. Da stört natürlich der Abdruck eines Gummibandes, das wenig zuvor das Höschen in Position gehalten hat. Frau weiß also, wie sie auf Männer wirkt und es ist ihr alles andere als egal, was in deren Köpfen vor sich geht.

„Das Bändchen in der Kerbe trennt die Hügel und lässt sie muskulöser erscheinen.“

Ähem, welche Hügel? Gemeint ist wohl nicht der Venushügel, sofern visuell überhaupt einer vorhanden ist. Gemeint sind sicher die äußeren Schamlippen. Die werden von einem gut geschnittenen String-Tanga zu einem straffen Päckchen verschnürt, das durchaus seine optischen Reize hat. Aber auch dieses Argument zielt auf den Augenblick ab, in dem sie Rock, Kleid oder Hose bereits abgelegt hat und sie ihrem Liebhaber als fleisch gewordenes Versprechen präsentiert.

„Ich fühle mich darin einfach sexy.“

Noch mehr sexy würdest du dich fühlen, wenn du gar nichts drunter hast. Wobei gerade diese Aussage eigentlich nur von einer Frau kommen kann. Ein Mann hat viel zu viele andere Dinge im Kopf, als sich ständig Gedanken darüber zu machen, wie er sich gerade fühlt. Außerdem tragen die meisten Männer eher praktische Unterwäsche und haben sich beim Kauf vermutlich noch nie gefragt, ob sie sich sexy darin fühlen werden. Einen String findet Mann ohnehin eher nicht in der Unterwäsche-Abteilung von Karstadt, sondern muss sich dafür schon in ein Geschäft bemühen, wo es nicht nur um sexy, sondern eindeutig um Sex geht.

„Es ist einfach ein Kompromiss und besser als gar kein Höschen zu tragen.“

So ganz trauen wir uns also doch nicht, meine Damen. Ist ja auch etwas unpraktisch völlig ohne Höschen. Besonders, wenn man gerade gepinkelt hat und der letzte Tropfen (ein Phänomen, das völlig unabhängig vom Geschlecht ist) den Weg der Schwerkraft folgt und sich seinen Weg ins Freie bahnt. Das fühlt sich dann eben nicht wirklich gut an zwischen den Beinen. Da ist dann eben selbst ein briefmarkengroßes Nichts aus Stoff besser als gar nichts.

„Den Männern gefällt das.“

So viel Ehrlichkeit hätte ich an dieser Stelle gar nicht erwartet. Klar wollen Frauen gefallen. Schon kleine Mädchen folgen dem Trieb und putzen sich heraus, auch wenn sie noch nicht wissen, weshalb eigentlich. Sobald ihnen dann Titten wachsen und da unten die ersten Härchen auftauchen, wird allerdings der Urtrieb zur Strategie. Sie muss alles tun, um zu gefallen. Sie muss hübsch sein, damit die Jungs ihr nachsehen. Und wenn sie zur Disco eines dieser verboten hautengen Kleidchen trägt, soll er zumindest die Illusion haben, dass da drunter nichts ist. Und wenn er Gelegenheit hat, einen Blick unter das Kleid zu werfen – was bei seiner Kürze ohnehin nicht zu vermeiden ist – soll er darunter kein altmodisches Höschen entdecken, sondern so wenig wie möglich, ja eigentlich fast nichts, was den Blick auf das Entscheidende verhindert.

„Es macht die Männer einfach an, wenn sie sehen, dass ich fast nichts drunter trage.“

Womit mal wieder dokumentiert ist, dass der weibliche Part der Menschheit noch verdammt weit von der viel gepriesenen Emanzipation entfernt ist. Männer anmachen ist noch immer ihr wichtigstes Lebensziel. Mit Speck fängt man Mäuse und mit raffiniert angedeuteten Reizen löst man männliche Neugier aus. Sie hat noch nicht mal ein richtiges Höschen an, also ist sie ein geiles Luder – sollen die Männer denken und die meisten tun das wohl auch.

„Es macht mich selbst an, zu wissen, dass das Bändchen des String von Männern gesehen wird.“

Und noch einmal: Anmache ist der entscheidende Lebenszweck des Weibes. Eine Muschiträgerin fühlt sich überlegen, wenn die Männer ihr nachstieren. Sie weiß, dass sie ihn jederzeit haben könnte. Und sie genießt es, selbst darüber zu entscheiden, wen sie an sich ran lässt und wen nicht. Auch das ist eine Form von Macht. Die letzte Macht, die das Weib über einen Mann hat. Denn wenn er sie erst einmal in seinen Fängen hat, ist es mit ihrer Überlegenheit nicht mehr weit her.

Das Ganze fügt sich irgendwie nahtlos in all die anderen Verhaltensweisen ein, die typisch für die Frauenwelt sind. Sie tragen Schuhe, in denen man nicht wirklich laufen kann. Sie ziehen Hosen an, die wie auf den Leib geschneidert, dafür aber alles andere als bequem sind. Sie Tragen Kleider, die sie ohne fremde Hilfe nicht anziehen können und die so körpernah geschnitten sind, dass sie ständig nach oben rutschen und zurecht gezupft werden müssen. Sie tragen Röcke, die so kurz sind, dass sie sich darin nicht bücken können, ohne allen Umstehenden aufschlussreiche Einblicke zu gewähren. Sie brauchen eine Ewigkeit auf der Disco-Toilette, weil sie sich selbst zum Pinkeln halb ausziehen müssen.

So gesehen sind Unterhosen, die nur aus ein paar dünnen Stoffstreifen bestehen schon fast das geringste Übel. Sie fühlen sich zwar kratzig an, wenn sie sich so zwischen die Pobacken zwängen und bedecken eigentlich nur das wirklich Allernötigste.

Aber sie sind modern und man trägt sie, weil sie eben alle tragen.