Diesel: Die Abgas-Hysterie hält der Realität nicht stand

Am Anfang waren die Grenzwerte. Irgendeine Brüsseler Behörde legte einen Jahreskontingent für Feinstaub, Kohlendioxyd und Stickoxid fest, der in keiner Stadt überschritten werden darf. Das Problem dabei: bereits nach der Silvesternacht mit tausenden von Böllern und Raketen war dieser Kontingent bereits deutlich angeknabbert. Auch ein Volksfest mit unzähligen glühenden Würstchengrills kann die Werte kräftig in die Höhe treiben. Denn immer wenn etwas verbrannt wird, entstehen Staub. Kohlendioxyd und Stickoxid. Selbst eine Baustelle wirbelt Unmengen an Staub auf. Und in Büros sind die Werte so hoch, dass man dort eigentlich nicht arbeiten dürfte.

In Hamburg wurde neulich erst wieder ein Straßenabschnitt gesperrt, weil ein Messwert zu hoch war. Die betroffenen Autos mussten eine dreimal so lange Strecke fahren, um diesen Abschnitt zu meiden. Eine Diskussion über den Sinn der Aktion erübrigt sich. Vor allem weil zeitgleich mal wieder ein Kreuzfahrtschiff am Hafen lag, das so viel Schadstoffe ausstieß, wie 21 Millionen der insgesamt 46 Millionen Autos, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind.

Ich wohne hier in einem Seebad. Ganz in der Nähe ist ein Fährhafen, dort gerade zum größten Holzhafen an der Ostsee ausgebaut wird. Fährt eine der großen Fähren der Strandpromenade entlang, ist dicke Luft angesagt. Richtig dicke Luft. So viele Abgase wie ein einziges dieser Schiffe ausstößt, kann keine Rush Hour auf der Straße erzeugen. Selbst wenn alle Hamburger mit ihren SUVs an die Küste kommen, ist das nicht vergleichbar mit den gelben Ölschwaden, die fast regelmäßig über der Ostsee wabern.

Natürlich ist es nichts Schlechtes, wenn man die Luftqualität im Auge behält, die die Menschen einatmen. Aber es liegt auch in der Natur der Sache, dass man in der Stadt grundsätzlich ungesünder lebt als auf dem Land. Nicht ohne Grund fahren Städter am Wochenende ins Grüne, um endlich mal wieder frische Luft zu atmen und die Ruhe zu genießen. In der Stadt gibt es eben nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Fabriken. Es ist ständig alles in Bewegung und was sich bewegt, das verlangt nicht nur nach Motoren, die irgendwie immer auch Abgase erzeugen. Es wirbelt auch Staub auf, den jeder einatmet.

Ich empfinde es daher als grotesk, wenn sich Leute entscheiden, direkt an einer Hauptverkehrsachse zu wohnen und dann darüber jammern, wenn sie auf dem Balkon keine Vögel zwitschern hören und die Fenster zur Straße nicht öffnen können, weil es einfach zu laut und dreckig ist. Wer das kulturelle Leben der Stadt will, muss eben auch seinen Preis dafür zahlen.

Aber es gibt ja die Grünen. Die sind schließlich das Umweltgewissen der Nation und arbeiten an der Lösung des Problems. Schließlich haben wir ihnen die Mülltrennung zu verdanken, wir bekommen im Supermarkt keine Plastiktüten mehr, fahren wieder mehr Fahrrad und essen nur noch Bio.

Doch auch grüne Politiker sind Politiker und wenn sie weiterhin gewählt werden wollen, dann müssen sie das Spiel mitspielen und alles tun, um ihr Image als Umweltengel aufrecht zu erhalten. Und dazu gehören eben auch markige Sprüche und überzogene Forderungen. Zum Beispiel die Ansicht, dass Elektro die Rettung ist und schon in ein paar Jahren kein Verbrennungsmotor mehr auf der Straße fahren darf.

Dabei scheint die Realität keine Rolle zu spielen. Denn ganz gleich wie es passieren soll, wer sich fortbewegen will, braucht Energie. Die eigene Muskelkraft reicht da höchstens für ein paar Kilometer zum nächsten Bioladen. Und selbst diesen Weg überlegt man sich zweimal, wenn es gerade regnet. Elektromobile erzeugen zwar beim Fahren keine Emissionen, aber dafür braucht man eben mehr Kraftwerke. Und auch in denen wird etwas verbrannt, was wiederum Abgase erzeugt. Der Solarenergie sind in unseren Breiten recht enge Grenzen gesetzt und mehr Windenergie ist kaum machbar, wenn man nicht das ganze Land mit rotierenden Windrädern übersäen will.

Das Problem dabei ist, dass es die Grünen bis in die Regierung geschafft haben. Denn wer Ideologen kennt, der weiß auch, dass man mit denen nicht diskutieren kann. Und wenn Ideologen das Sagen haben (oder zumindest mitentscheiden können), dann neigen sie dazu, allen anderen ihre Denke aufzuzwingen. Zum Beispiel mit Gesetzen und Verboten.

Und genau das haben sie im Laufe der Jahre bestens eingefädelt. Als ich mir vor einigen Jahren den ersten Diesel kaufte, hat über Schadstoffklassen kaum jemand nachgedacht. Ein Diesel war einfach dir wirtschaftlichere und effizienteste Art der Fortbewegung. Diesel war billiger als Benzin und der Verbrauch lag deutlich niedriger. Außerdem hatten ihnen die Konstrukteure das Nageln abgewöhnt und Leistung war auch mehr als genug da.

Heute bin ich plötzlich der Schmutzfink. Mein Diesel verbraucht zwar nur halb so viel wie der Mercedes, der mich gerade überholt hat. Aber hieß es früher freie Fahrt für freie Bürger, ist mittlerweile Öko-Diktatur angesagt. Nach den grünen Denkern darf ich nämlich nicht mehr überall fahren, weil die Plakette grün statt blau ist. Wurde mir früher mein sparsamer Diesel geradezu aus der Hand gerissen, wenn ich ihn verkaufen wollte, will ihn jetzt keiner mehr haben. Und wenn, dann nur zum Schleuderpreis.

Wobei ich ja nur einer von Millionen bin. Millionen Menschen, die eine schleichende Enteignung erleben. Weil mein Auto angeblich an der Erderwärmung schuld ist, an der Klimakatastrophe und an Millionen von Toten durch schlechte Luft. Dabei weiß mittlerweile jeder, dass die Messstationen in der Städte alles mögliche messen und keiner weiß, welcher Anteil davon mit dem Verkehr zu tun hat.

„Für mich grenzt die Verteufelung des Dieselmotors mithilfe medizinischer Argumente inzwischen schon beinahe an Fake News.“ Das sagte kein unverbesserlicher Verschwörungstheoretiker, sondern Prof. Dr. Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der renommierten Max Grundig Klinik im Schwarzwald. Und er hat dafür einen anschaulichen Vergleich parat:

Er nimmt als Beispiel das Neckartor, eine der Hauptverkehrsachsen Stuttgarts, die immer wieder wegen zu hoher Schadstoffbelastung für die meisten Diesel gesperrt wird. Würde ein Stuttgarter sein ganzes Leben lang Tag und Nacht dort stehen und die alles andere als saubere Luft einatmen, dann hätte er nach 80 Jahren maximal 12 Gramm Feinstaub in der Lunge. Ein Raucher, der eine Packung Zigaretten am Tag raucht, schafft diese Menge in zwei Wochen.

Der hierzulande gültige Grenzwert für Feinstaub liegt bei 40 mcg pro Kubikmeter. Dr. Diehm hält das für übertrieben niedrig und renommierte Fachärzte für Lungenheilkunde sehen das genauso. „Man muss deshalb konstatieren, dass in der Diskussion um die Feinstaubverunreinigungen durch Dieselautos die Fakten ideologisiert werden und sich leider auch Wissenschaft und Forschung vor den Karren spannen lassen,“ so Diehms Überzeugung.

Ähnlich sieht es bei den Stickoxiden aus. Hier steht die Behauptung im Raum, dass jährlich 6.000 Menschen durch den Diesel sterben würden. "Wie man eine derartige Aussage evidenzbasiert nachweisen will, ist mir ein Rätsel,“ fragt sich Diehm. Der Grenzwert am Arbeitsplatz liegt hier bei 950 mcg. Auch hier passt der Vergleich mit einem Raucher. Eine einzige Zigarette liefert nämlich bereits 1000 mcg. Bevor man also Dieselautos aus der Stadt verbannt, müsste man eigentlich das Rauchen verbieten.

Dazu kommt noch ein technischer Aspekt und der bezieht sich auf den CO2-Ausstoß von Verbrennungsmotoren. Ein Diesel erzeugt bei der Verbrennung rund 20 % weniger CO2 als ein vergleichbarer Benziner. Dieselfahrer nutzen also durchaus die effizientere, wirtschaftlichere und noch dazu sauberere Technologie. Nicht sie sind die Schmutzfinken, sondern all jene Politiker, Bürokraten und Helfershelfer, die ihn völlig zu Unrecht verteufeln. „Insbesondere die Fokussierung der Diskussion auf den Feinstaub scheint mir einseitig, aufgebauscht und vielfach fehlinterpretier,“ ist auch Professor Diehm überzeugt.