Beziehung: Dumm fickt gut und klug ist anstrengend

Friseusen sollten ja unter Männern hochbegehrt sein. Verkäuferinnen auch. Und natürlich Sprechstundenhilfen. Wenn sie dann noch blond sind und von der Natur eher üppig ausgestattet wurden, sind männliche Gedanken dem Paradies schon recht nahe. Ganz im Gegensatz zu Akademikerinnen. Frau Doktor kann noch so verführerisch aussehen, mit der Stationsschwester kann sie es in Sachen Begehrlichkeit nicht aufnehmen. Männer mögen eben Frauen, die zu ihnen aufsehen. Die ihnen das Wasser nicht reichen können. Aber das ist nur die halbe Geschichte.

Hat der Oberarzt die hübsche Schwester von der Inneren geheiratet, ereifern sich darüber zwar diejenigen, die sich auch Hoffnungen gemacht haben und leer ausgegangen sind. Aber seine männlichen Kollegen heben anerkennend den Daumen. Und auch sonst trifft er durchaus auf die Anerkennung seiner Umwelt. Ein studierter Arzt mit einer einfachen Krankenschwester, das geht irgendwie in Ordnung. Er wird zwar mit ihr vermutlich keine tiefgreifenden Gespräche führen können. Aber deshalb heiratet man ja auch nicht.

Auch der Handwerker, der es in der Disco auf die kleine Blonde abgesehen hat, die im wahren Leben bei Rossmann arbeitet und die Regale einräumt, wird unter Seinesgleichen nicht auf Missbilligung stoßen. Sie hat es zwar nur bis zur Hauptschule gebracht und nie eine richtige Ausbildung gemacht. Aber sie ist ein Weib, das ein Mann nicht übersehen kann. Und sie ist eine, die sich nicht lange ziert und schon ein paar Wochen später bei ihm einzieht.

Männer wissen eben, einfache Mädchen sind auch unkompliziert. Sie sind im buchstäblich einfach zu handhaben und stellen keine allzu hohen Ansprüche. Da genügt es schon, irgendwie witzig oder cool zu sein, um angehimmelt zu werden. Oder Mann fährt mit dem richtigen Auto vor und gibt sich ansonsten großzügig und spendabel. Das wird sie beeindrucken. Und das macht ihn zu einer guten Partie, wie sie nicht alle Tage des wegs kommt. Sie wird mit ihm angeben. Sie wird allen Freundinnen erzählen, wie toll er ist. Und sie wird die heiße Gespielin abgeben, die alles tut, um ihn nicht zu verlieren.

Der umgekehrte Fall dürfte eher selten sein. Die Akademikerin, die sich mit einem Handwerker einlässt, tut dies nach landläufiger Meinung nur, weil sie sich von ihm erdigen Sex verspricht. Und sie tut es im Geheimen, denn sie weiß ganz genau, wie man von ihr denkt, wenn es bekannt wird. Auch die Ärztin und der Krankenpfleger ist eine Kombination mit absolutem Seltenheitswert. Genauso wie die Marketing-Leiterin, die mit dem Mann im Lager etwas anfängt. So etwas tut man nicht. Das passt nichts ins Bild. Das wird von der Umwelt geächtet, schadet der Karriere und mindert das Ansehen.

Dumm fickt gut. Da sind sich viele Männer ganz sicher. Wer als Friseuse sein Geld verdient, kann einfach nicht allzu hell im Kopf sein. Bei der Kleinen an der Kasse sieht es nicht viel anders aus. Schließlich hat sie ein Piercing an der Nase und wer weiß, wo sonst noch. Selbst das Heer der Krankenschwestern und Sprechstundenhilfen ist eher einfach gestrickt. Männer, die sich in diesem Areal umsehen, erwarten keine Frau auf Augenhöhe. Sie erwarten vor allem Körperlichkeit. Eine Frau, die Sex ausstrahlt und Verlangen auslöst. Eine, die er gerne ansieht und anfasst, die er spüren und genießen kann. Ein Weib, das sich domestizieren lässt und eine Mutter, die seine Kinder erzieht.

Dabei kommt ein Vorteil zum Tragen, den die Natur nur der Frau mitgegeben hat. Denn für eine Frau genügt es schon, schön und begehrenswert zu sein, um auf einen Mann zu wirken wie ein Magnet auf eine Büroklammer. Ein Mann hingegen hat es da deutlich schwerer. Er muss etwas zu bieten haben, um die Zuneigung einer Frau zu gewinnen. Und das hat viel mit Status und Ansehen, vor allem aber mit Einkommen zu tun.

Unter dem eigenen Niveau zu ficken, war für einen Mann bisher noch nie anrüchig. Ein Mann, der reich geheiratet hat, findet dafür zwar durchaus Anerkennung. Aber so richtig beneidet wird er erst dann, wenn die Frau an seiner Seite ein bezauberndes Lächeln hat und noch dazu atemberaubend schön ist. Dabei ist es dann ziemlich gleichgültig, ob ihr höchster Bildungsgrad eine abgeschlossene Lehre ist, oder das Diplom irgend einer Hochschule.

Eine Frau hingegen begibt sich schnell in die Niederungen einer Schlampe, wenn sie sich zu einem Mann hingezogen fühlt, der von ihrem Umfeld als nicht standesgemäß angesehen wird. Die muss es aber nötig haben, tuscheln die Kolleginnen. Sie benimmt sich einfach unmöglich, meinen die Verwandten und schütteln missbilligend den Kopf. Vermutlich besorgt er es ihr ordentlich, denken die Männer und zwinkern mit den Augen.

Die Sozialisation von Jahrtausenden lässt sich eben nicht einfach innerhalb einer Generation abschütteln. Früher saßen die jungen Damen am Rande der Tanzfläche und warteten verschämt darauf, von einem Herrn aufgefordert zu werden. Sie hatten dieselben feuchten Träume wie heute auch, aber sie hätten es nie gewagt, selbst auf das Objekt der Begierde zuzugehen. Außerdem bewegte man sich strikt in seinen Kreisen und gab sich mit denen da unten genauso wenig ab, wie mit denen da oben ab. Man wusste schließlich, was sich gehört und jedem war klar, was es bedeutet, von der Gesellschaft geächtet zu werden.

Diese Gesellschaft hat sich zwar gewandelt. Das alte Standesdenken ist heute nur noch in einigen wenigen Kreisen präsent und auch von dem einst alles beherrschenden Regelwerk ist kaum noch etwas übrig geblieben. Dennoch herrschen in den Köpfen noch immer noch dieselben Gedanken: Frauen suchen einen Mann, zu dem sie aufblicken können, und Männer haben es auf eine Frau abgesehen, die ihr Begehren weckt und lustvolle Momente verspricht. Oder anders gesagt, ein Mann sucht mit den Augen und eine Frau mit Hintergedanken.

Deshalb wird die Stationsärztin nur selten mit dem Pfleger flirten und die Geschäftsführerin wird sich hüten, sich mit einem ihrer Untergebenen einzulassen. Denn es ist nach wie vor dem Mann vorbehalten, Tabus zu brechen und sich über Standesgrenzen hinwegzusetzen. Und es sind nicht wenige Männer, die sich diese Freiheit nehmen und ihre biologisch bedingten Vorteile zu nutzen wissen. Denn ein Mann kann bereits die Fünfzig überschritten haben und dennoch selbst auf junge Frauen anziehend wirken. Umgekehrt ist das eine seltene Ausnahme.

Dazu kommt, dass mit der Bildung auch die Ansprüche steigen. Vor allem die materiellen Ansprüche. Die Frau mit Diplom oder akademischem Titel erwarten nicht nur einen Mann auf Augenhöhe. Er muss auch das richtige Auto fahren und in der richtigen Gegend wohnen. Und er muss zum im richtigen Outfit daher kommen, wenn er sich mit ihr zum ersten Date trifft. Ob daraus ein zweites Date oder gar mehr wird, hängt vor allem vom heimlichen Eignungstest ab, der die ganze Zeit über in ihrem Hinterkopf abläuft – und von der Antwort auf die drei entscheidenden Fragen: was kannst du, was bist du und vor allem was hast du?

Das ist die Konsequenz unserer materiellen Welt. Es der Standesdünkel einer Gesellschaft ohne Werte. Das Verhaltensmuster von Ichdenkern, die ihr Glück allein im eigenen Vorteil suchen. Sie rechnen Aufwand gegen Nutzen auf. Geben gegen Nehmen. Investition gegen Ertrag. Und dieses Denken macht vor der Beziehung nicht halt.

Doch auch männliche Köpfe sind nicht frei von solchen Hintergedanken. Dumm fickt gut ist dabei nur eine Alternative, denn auch hier geht es allein um die Suche nach dem eigenen Vorteil. Sie sieht jung und knackig aus und ist ein geiler Fick? Dann ist es egal, woher sie kommt und was sie im Kopf hat. Egal, weil es ohnehin keine Beziehung auf Dauer sein wird, sondern lediglich ein lustvoller Trip, der nur solange andauert, solange sie hält, was sie verspricht. Zeigen sich Ermüdungserscheinungen, steigt die Unzufriedenheit und die Augen gehen wieder auf die Suche nach neuen Verlockungen. Lässt der Glanz allmählich nach wird es höchste Zeit, das Modell zu wechseln und sich wieder jung, frisch und zufrieden zu fühlen. Denn das Leben ist kurz und zu den Gewinnern zählt nur, wer das Beste für sich herausgeholt hat.