Kommunikation: Männer brauchen Klartext

Frauen denken anders, ticken anders, reden anders. Sie benutzen gerne viele Worte, auch wenn die Botschaft eigentlich ganz einfach ist. Sie verlieren sich in tausend Details, obwohl er eigentlich nur eine einfache Antwort auf eine simple Frage wollte. Sie sagen das eine, meinen aber das andere. Sie haben ein Problem mit klaren Aussagen und kommunizieren ihre Gedanken so, dass er nie dahinter kommt, was sie eigentlich will. Damit muss Mann leben. Das ist irgendwie Biologie. Das lässt sich ohnehin nicht ändern.

Wissen ist zwar nicht immer gleichbedeutend mit Macht. Aber es ist der Schlüssel zur Erkenntnis. Wer genau weiß, weshalb sich der Andere so verhält, wie er es tut, kann auch damit umgehen und ganz gelassen reagieren. Frauen sind eben so, denkt sich der eine und macht sich keine allzu großen Gedanken. Der andere hört gar nicht erst zu und reagiert nur auf bestimmte Reizwörter, die auf Problemsituationen hindeuten.

Wie neulich, als ich sie zum Essen einlud. Ich überließ es ihr, sich für das Restaurant zu entscheiden, in dem sie den Abend verbringen wollte. Immerhin war es ihr Geburtstag und da will sich Mann nicht kleinlich zeigen. Das liegt mittlerweile drei Monate zurück. Auf die Entscheidung warte ich immer noch. Auch wenn wir trotzdem essen gegangen sind.

„Was meinst du?“ ist in so einem Fall die beliebteste Frage. Wer eine Entscheidung trifft, ist am Ende schuld, wenn etwas schiefgegangen ist. Und schuld will eine Frau nie sein. Sie will zumindest, dass du eine Mitschuld trägst. Oder sie will sich die Option offen halten, dir hinterher sagen zu können „ich hab‘s doch gleich gewusst.“ Denn Frauen wissen bei weitem nicht alles. Aber sie wissen alles besser. Hinterher.

Ich hatte übrigens den Tisch längst bestellt. Das sollte man tunlichst tun, wenn es Freitagabend ist und man einen festen Termin hat. Schließlich kenne ich sie schon ein paar Jahre. Ich weiß genau, womit ich sie beeindrucken kann, was sie mag und worauf sie absolut nicht steht. Ich wusste daher, dass sie an dem Abend besonders schick gekleidet sein würde, wenn ich sie abhole. Und ich wusste natürlich, dass sie keine Entscheidung getroffen hatte.

Ein nobler Italiener kam in Frage. Da hatten wir schon oft sehr gut gegessen. Ein nettes kleines Restaurant mit Meerblick war auch eine Alternative. Oder das beste Hotel am Ort mit Sterneküche. Mehr Auswahl kann man hier an der Küste nicht erwarten.

Bis wir das Ortsschild erreicht hatten, habe ich übrigens die Frage mindestens dreimal aufgeworfen. Ich habe viele Sätze gehört, die sich irgendwo zwischen „vielleicht sollten wir“ und „vielleicht sollten wir aber auch“ bewegten und am Ende mit „was meinst du“ endete. Mit dem Dialog hätte man vermutlich eine kleine Novelle füllen können, aber eine Entscheidung kam dabei nicht heraus.

Mann und Frau sind sich eben sehr ähnlich. Aber sie sind doch grundverschieden. Will ich mich mit einem Kumpel treffen, um mal wieder ausgiebig zu quatschen und zu philosophieren, dauert das Telefonat höchstens fünf Minuten. Danach ist klar wann und wo und wer den Tisch reserviert. Manchmal belassen wir es auch bei zwei, drei SMS und mein Terminkalender erhält einen roten Balken. Der Termin steht.

Eine Terminvereinbarung mit meiner Liebsten ist da weit komplizierter. Das erste Telefongespräch dauert mindestens eine halbe Stunde, denn sie hat mir natürlich tausend andere Dinge zu sagen, die keinesfalls bis morgen warten können. Und je weiter der Termin (egal worum es sich handelt) in der Zukunft liegt, desto häufiger muss er bestätigt oder auch geändert werden.
Die Frau nutzt nämlich keinen Terminkalender, auch wenn der standardmäßig zu jedem, also auch zu ihrem Handy gehört. Sie meint, alles im Kopf zu haben, was natürlich in der Praxis völlig anders aussieht. So ist sie es sie zum Beispiel, die unsere Konzert-, Theater- und Opernbesuche aussucht. Aber die Karten bestellen muss ich dann. Denn das geht nämlich nur online und online ist zu kompliziert für sie. Danach stehen die Termine dann in meinem Kalender – und sie ruft hin und wieder an und fragt „Wann ist noch mal Nabucco in der Staatsoper?“

Wir leben auch nach zehn Jahren noch mit Überzeugung getrennt. Das heißt, wir sehen uns nur am Wochenende, telefonieren aber fast täglich. Es gehört schließlich zum Urinstinkt des Weibes, immer ganz genau darüber informiert zu sein, was Mann jetzt tut und morgen vorhat. Ich höre ihre Stimme durchaus gerne, auch wenn ihr Gespräche meist recht zeitraubend sind. Aber es kommt auch immer wieder vor, dass sie fest davon überzeugt ist, mir etwas gesagt zu haben, ich mich aber partout nicht daran erinnern kann. Wie auch? Kein Mann kann eine halbe Stunde lang konzentriert zu hören, sämtliche Nebensätze zu jeder Aussage verfolgen und nebenbei noch die eigentlich wichtigen Aussagen aus dem Wortschwall isolieren. Männer ist dafür nicht geschaffen. Männer denken linear. Sie brauchen klare Aussagen und wollen wissen, was Sache ist.

Aber genau das können Frauen nicht erkennen. Oder sie wollen es nicht erkennen. Oder sie ignorieren es schlicht und einfach. Denn Frauen denken mehrkanalig. Sie reden in verschachtelten Sätzen und sie sind unfähig, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Frage sie, wann du sie abholen sollst, weil vor ihrem Haus Parkverbot ist und du keine Ewigkeit auf sie warten kannst. Sie wird dir erzählen, was sie gerade gegessen hat, was sie vorher noch erledigen muss und dass sie eigentlich nicht so genau weiß, wann sie soweit ist. Ich habe es mir angewöhnt, in solchen Fällen einfach zu warten, bis sie mich ungeduldig anruft und fragt: „Wo bist du gerade?“ Ich lüge dann ganz frech und behaupte, schon auf dem Weg zu sein, während ich mir den Haustürschlüssel schnappe.

Ein Großteil der Kommunikation zwischen männlichen und weiblichen Wesen läuft schief, weil beide aneinander vorbeireden. Gefühlt ein Drittel eines Gesprächs werden daher allein dafür gebraucht, um die entstandenen Missverständnisse wieder gerade zu rücken. Falls das überhaupt möglich ist. Der Klassiker sind dabei Sätze, die nur aus Andeutungen bestehen. Eine Antwort, die sowohl ja als auch nein beinhaltet, damit sie sich hinterher rausreden kann. Sätze mit tausend Andeutungen aber keiner einzigen klaren Willensäußerung.

Typisch dafür: Wir machen einen Spaziergang auf dem Höhenweg an der Steilküste. Auf halbem Weg gibt es ein Café. Sie möchte einen Kaffee trinken und sich aufwärmen. Aber das sagt sie natürlich nicht. Statt dessen läuft das wie folgt:

Sie: „Willst du etwas trinken?“
Ich: „Nö, eigentlich nicht.“
Sie: „Wirklich nicht?“
Ich: „Hab ich doch gesagt.“
Sie: „Ist dir nicht kalt?“
Ich „Nein, der Mantel ist recht warm.“
Sie: „Das Café scheint heute gut besucht zu sein.“
Ich: „Ja, es ist Sonntag, die Sonne scheint, da machen viele einen Spaziergang.“
(mittlerweile sind wir schon fast am Café vorbei)
Sie: „Wir könnten auch ein Stück Kuchen essen.“
Ich: „Möchtest du Kuchen essen?“
Sie: „Ich weiß nicht. Vielleicht.“
Ich: „Sollen wir rein gehen?“
Sie: „Wenn du meinst?“

Nein, ich meine gar nichts. Ich habe zwar keine Lust auf Kaffee, aber ich bin durchaus bereit, mit dir ins Café zu gehen, wenn dir danach ist. Du musst mich eben nur fragen. Fragen! Einfach fragen!

Klar kenne ich mittlerweile dieses Spiel und wenn ich mich darauf einlasse, tue ich das einfach nur aus Spaß und weil ich sie aufziehen will. Aber ich erkenne durchaus nicht immer solche versteckten Fragen, Aufforderungen und Hinweise. Ich bin eben Mann. Ich mache mir mein Leben nicht unnötig kompliziert. Ich brauche meinen Kopf für wichtigere Dinge als weibliche Schwurbelsätze zu analysieren.

Das ist doch nicht schwer zu verstehen. Oder?