Sexismus: Von Barbaras und Uschis

In einem Horizont-Artikel ging es mal wieder um Sexismus in Werbeagenturen. Dazu muss man wissen: Werbeagenturen sind Unternehmen, in denen ein paar hoch bezahlte kreative Köpfe arbeiten, die von einem Heer von Medienspezialisten umgeben sind, die deren Ideen umsetzen. Die Kreativen sind in aller Regel Männer. Der Rest sind meist junge Frauen, die sich um Grafik, Produktion, Media und all das kümmern, was eine Agentur eben ausmacht. Und die werden natürlich diskriminiert.

Das meint zumindest eine gewisse Maud Schock, die für das Branchenmagazin Horizont schreibt. Sexismus in Werbeagenturen sei nicht neu, meint sie und zitiert einige Fälle, die durch die Medien gingen. „Dass Brüste von Kundinnen oder Hintern von Kolleginnen kommentiert wurden, gehörte zum normalen Ton“ ist ihre Beobachtung. Zwar würden in der Branche weit mehr Frauen als Männer arbeiten. Aber das Sagen hätten fast ausschließlich die Männer.

Der Frage nach dem Warum geht sie natürlich nicht auf den Grund. Weshalb auch. Es ist doch viel einfacher, an der Oberfläche zu segeln und auf „Missstände“ hinzuweisen. So wird zum Beispiel eine Führungskraft zitiert, der die Frauen in seiner Agentur in „Barbaras“ und „Uschis“ einteilte. Die einen hätten etwas im Kopf. Die anderen würden nur gut aussehen. 

Als männlicher Leser kam mir natürlich spontan nur ein Gedanke: Stimmt genau. Das ist aber nicht nur in Agenturen so, sondern eigentlich überall im Berufsleben. Es gibt eben Frauen, die zwar durch ihr Aussehen auffallen und in männlichen Köpfen gewisse Fantasien anregen. Und es gibt die anderen, bei denen Mann nichts zum Gucken findet. Das ist eben so. Das ist Biologie. Das ist die Ungerechtigkeit der Natur, mit der sich Frau ganz einfach abfinden muss. Genauso wie mit der Tatsache, dass auch Männer - mit der Betonung auf auch - sexuelle Wesen sind, die als solche agieren und reagieren. 

Einem hübschen jungen Ding nachzusehen, um wohlwollend die Bewegungen ihres Hinterns wahrzunehmen, ist kein Sexismus. Das ist für Männer ganz normal. Das machen wir instinktiv, seit wir aus der Höhle gekrochen sind und uns ein Weibchen beim Nachbarstamm geraubt haben. Das hat uns die Natur in die Gehirnwindungen gelegt und daran wird sich auch nichts ändern. Wenn eine Frau damit Probleme hat, dann muss sie sich eben so kleiden, dass ihre natürlichen Körpersignale im Verborgenen bleiben. Tut sie genau das Gegenteil, dann kann Mann wohl davon ausgehen, dass sie sich ganz bewusst als sexuelles Wesen präsentiert und auch als solches wahrgenommen werden will.

Es ist unbestritten, dass Uschis mehr Aufmerksamkeit und damit mehr männliche Blicke auf sich ziehen. Aber das ist nicht typisch für Werbeagenturen. Das kann man auch in der Fußgängerzone, in der Lounge, im Fitness-Club oder in jedem Café beobachten. Wobei mir keiner weismachen kann, dass sich Frauen nicht ganz bewusst sexy kleiden, um männliches Interesse zu wecken und Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und dass sie es genießen, wenn sie damit Erfolg haben und ihr Po das auslöst, wofür ihn die Natur nun mal geschaffen hat. Wie gesagt: ist es ihr unangenehm, dann kann sie ja etwas dagegen tun. 

Männer sind von Natur aus keine Frauenhasser. Wenn sie es sind, dann stecken meist ganz konkrete Erfahrungen dahinter. Aber das ist umgekehrt nicht anders. Meist sind sie Frauen gegenüber sogar besonders nachsichtig. Ihr unterschwellig noch immer intakter Höhleninstinkt sagt ihnen nämlich, dass Frauen irgendwie von der Natur benachteiligte Wesen sind und daher einer gewissen Nachsicht bedürfen. Das weckt Beschützerinstinkte in ihnen und sie gehen mit Frauen wesentlich weniger aggressiv um, wie mit Ihresgleichen. Dieses Verhaltensmuster kann sich allerdings blitzschnell ins Gegenteil umkehren, wenn die Frau angriffslustig ist und zur Herausforderin wird.

Dann wird sie eben zur Konkurrentin, zur Gegenspielerin und im Extremfall auch zur Feindin. Und sie muss all ihre weiblichen Fähigkeiten einsetzen, um sich gegen seine männlichen Fähigkeiten zu behaupten. Nur sie muss sich auch über eines im Klaren sein: Als Gegnerin verliert sie in seinen Augen jegliche sexuelle Anziehungskraft. Ihre Weiblichkeit wird bedeutungslos. Ihr Aussehen spielt keine Rolle mehr. Jetzt beißt der Löwe zu und die Tigerin muss die Krallen ausfahren, um sich gegen ihn zu wehren. 

Genau damit haben Frauen allerdings ihre Probleme. Sie hassen es, wenn sie nicht die erwartete Aufmerksamkeit erfahren. Und sie hassen es noch mehr, wenn männliche Blicke einer anderen Frau folgen, während sie selbst im Schatten bleiben. Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Frau, die männliche Aufmerksamkeit erfährt, das Wort Sexismus in den Mund genommen hat. Ganz im Gegenteil, sie wird es genießen. Und sie wird auch nichts dagegen haben, wenn ihre körperlichen Reize hilfreich sind, um Erfolg zu haben. 

Natürlich gibt es Chefs, die genau dieses Verhalten ausnutzen und einer Mitarbeiterin klarmachen, dass der Weg nach oben ihren vollen Körpereinsatz erfordert und dass sie erst einmal eine gute Liebhaberin sein muss, bevor sie an Beförderung denken kann. Spielt sie dieses Spiel mit, ist das ihre Entscheidung und man muss das nicht kommentieren. Sie sollte sich aber hinterher nicht über männliche „Übergriffe“ beschweren. Schließlich war ihr der Weg nach oben diesen Preis wert. 

Stellt sie sich quer, kann das natürlich das Ende ihrer Karriere bedeuten. Aber sie kann mit erhobenem Haupt durchs Leben gehen. Außerdem sollte sie sich ohnehin einen anderen Job suchen, denn in einer Agentur, in der man sich nach oben schlafen muss, will sie doch nicht wirklich arbeiten, oder? 

Über Sexismus beklagen sich vor allem Frauen, denen wohl ihr Aussehen nicht dabei geholfen hat, im Leben voranzukommen. Kein Mann hat ihnen Komplimente über ihr Aussehen gemacht. Keine Blicke sind ihnen gefolgt. Niemand hat auch nur daran gedacht, „übergriffig“ zu werden. Das kratzt schwer am Ego einer Frau und wenn sie dann auch noch im Job keine überragenden Leistungen bringt, steigert sich der Frust irgendwann zum Männerhass und sie sieht überall Sexismus, auch wenn es sie selbst eigentlich gar nicht betrifft. 

Frauen wie Schock sind es dann auch, die sich über „veraltete“ Strukturen in Unternehmen beklagen. Sie behaupten auch gerne, Männer würden Frauen einfach keine Chance geben. Und sie verlangen nichts Geringeres als ein „Umdenken“ seitens der Männer. Natürlich flankiert von der Forderung nach mehr Frauen in der Führungsebene. 

Nur von Qualifikation ist aus dieser Ecke nur selten etwas zu hören. Und von der Realität, die sich einfach nicht vom Tisch wischen lässt. Ein gutes Unternehmen wird sich nie vor außergewöhnlichen Begabungen und Fähigkeiten verschließen, ganz gleich, ob dahinter ein Mann oder eine Frau steckt. Besonders in der Welt der Werbeagenturen herrscht Mangel an wirklich kreativen Köpfen, die mit Herzblut bei der Sache sind und den Applaus der Kunden auslösen. Dass darunter nur wenige Frauen sind, hat sicher gute Gründe. 

Das fängt schon mit der Ausbildung an. Es gibt ein Heer von Frauen, die Mediendesign studieren, ohne sich jemals Gedanken darüber gemacht zu haben, was sie aus ihrem Wissen eigentlich machen wollen. Am Ende landen sie dann in einer Agentur oder bei einem Verlag und beziehen ein Gehalt, das eigentlich kaum ein jahrelanges Studium rechtfertigt. Sie sind zwar fasziniert von einer kreativen Branche mit flachen Hierarchien, in der ein lockerer Umgang herrscht und man sich gegenseitig duzt. Aber dort sind sie eben nicht viel mehr als handwerkliche Hilfskräfte, die lediglich das umsetzen, was sich andere ausgedacht haben. Dass man so nicht nach oben kommt, dürfte eigentlich klar sein. Dafür hätte die Mediengestalterin schlicht und einfach etwas anderes studieren müssen. 

Hier von fehlenden Aufstiegschancen zu reden ist in etwa so als würde sich eine Krankenschwester darüber beschweren, dass sie es einfach nicht zum Chefarzt schafft. Die schlechten Karrierechancen sind nämlich keine Frage männlicher Gegenwehr. Sie haben schlicht und einfach mit fehlenden Qualifikationen zu tun. 

Wobei man den Weiblichkeitsfaktor nicht ganz außer Acht lassen darf. Kein Chef hat Verständnis dafür, wenn eine Frau eine wichtige Präsentation vergeigt, weil sie ihre Tage hatte und einfach schlecht drauf war. Kein Unternehmen ist scharf auf eine Managerin, die plötzlich meint, ein Kind bekommen zu müssen, um erst mal für Wochen komplett auszufallen und danach nur noch eingeschränkt zur Verfügung zu stehen. Niemand stellt gerne eine Alleinstehende mit Kind ein, die nur mit dem halben Kopf bei der Sache ist. 

Manchmal muss man eben einfach eine Grundsatzentscheidung treffen und sich fragen, ob man seine Mutterinstinkte ausleben oder Karriere machen will. Beides lässt sich nur selten, ja eigentlich nie, unter einen Hut bringen.