Online-Dating: Verführung der tausend Bilder

Es ist schon ein paar Jahre her, als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, meinem Leben ein paar neue Impulse zu geben und mir eine Frau zu suchen. Pragmatisch wie ich bin, habe ich das Ganze als Projekt angelegt und bin entsprechend gezielt vorgegangen. Schließlich sollte es doch kein Ding der Unmöglichkeit sein, aus dem riesigen Angebot der bunten Pixelbilder genau die Eine und Einzige herauszufischen, mit der ich mein weiteres Leben verbringen wollte.

Ich habe also erst mal die aktuelle Angebotssituation analysiert und mich für ein Dating-Portal entschieden, das mir am Vielversprechendsten erschien.

Dazu muss man sagen, dass ich mich auch damals schon mit Marketing-Kommunikation beschäftigte und mich folglich mit Kommunikation ziemlich gut auskannte. Ich habe mir also ein gezieltes Mailingkonzept ausgedacht, das aus drei Phasen bestand: In der ersten Phase ging es darum, aus der Fülle des Angebots all diejenigen Frauen herauszusuchen, die irgendwie interessant waren. Sie sollten mir nicht nur optisch zusagten. Auch ihr Profil sollte auf eine halbwegs interessante Frau schließen lassen, mit der ich nicht nur ficken, sondern auch reden und einen sinnvollen Gedankenaustausch pflegen konnte.

Dabei entstand eine Liste aus gut 30 Alternativen, die alle irgendwie hübsch waren und meine Fantasie anregten. Meine erste Erkenntnis daraus: Es gibt zwar ein riesiges Angebot im virtuellen Raum, aber wenn man die Spreu vom Weizen trennt, bleibt eigentlich nicht mehr allzu viel übrig. Schon Eingrenzungen wie Gewicht, Größe und Alter genügen, um aus tausend Alternativen schnell die hundert zu machen, die wirklich interessant sind. Wobei mir entgegen kam, dass ich Merkmale wie Haarfarbe oder Größe für ziemlich unwichtig halte und es mir auch ziemlich egal ist, ob die Traumfrau große oder kleinere Brüste hat. Nur einen hübschen Arsch sollte sie haben. Da bin ich eigen.

War das Probantenfeld erst einmal eingeschränkt, konnte es an die Umsetzung gehen. Dabei bin ich vorgegangen wie bei einer klassischen Mailing-Aktion. Ich habe also einen hübschen Text gestrickt, der dezent meine Eigenschaften beschreibt,um der noch Unbekannten schon mal ein erstes Bild von mir zu vermitteln. Dann habe ich mir das Profil jeder Einzelnen vorgenommen und zwei, drei Einleitungssätze getextet, die sich darauf beziehen. „Personalisieren“ nennt man das unter Werbern und es dient dazu, dem Adressaten das Gefühl zu vermitteln, dass die gesamte Mail nicht nur ein Standardtext ist, sondern extra für ihn geschrieben wurde. Was sie natürlich nicht ist, denn es macht schließlich keinen Sinn ein paar Dutzend Mal individuelle Texte mit genau derselben Aussage zu schreiben.

Diese Kontaktmails habe ich dann mehr oder weniger an einem Abend rausgefeuert und auf Reaktionen gewartet. Die kamen dann auch recht schnell, was vermutlich auch damit zusammenhing, dass ein Profitexter eben weiß, was er wie zu schreiben hat und damit größere Chancen hat, die anvisierte Zielgruppe zu erreichen, als der Sachbearbeiter von nebenan.

Der zweite Schritt der Aktion war dann die Antwort auf die eingegangenen Reaktionen. Hier bin ich weitgehend individuell vorgegangen, habe aber jede Mail mit demselben Angebot und damit einem Standardtext abgeschlossen: Hier ist meine Nummer. Ruf mich an oder sag mir, wie ich dich erreichen kann. „Calling is the next best thing to being there“ lautete der Werbeslogan einer amerikanischen Telefongesellschaft in den 1980er Jahren. Ich habe daher großen Wert darauf gelegt, nicht erst lange herumzumailen, sondern möglichst schnell ins Gespräch zu kommen.

So ein Dating-Portal ist nämlich eigentlich nicht viel mehr als eine Kontaktbörse, über die Gleichgesinnte zueinander finden. Als Kommunikationsplattform ist es eigentlich nur wenig geeignet. Daher sollte man keine Zeit verlieren und möglichst schnell zu einem persönlichen Date kommen. Geschriebene Worte erzeugen Fantasien im Kopf, die am Ende nur selten mit der Realität zusammenpassen. Man erhält ein geistiges Bild von der Person und füllt dann die fehlenden Informationsstücke mit Elementen aus der eigenen Erfahrung und Fantasie auf.

Wenn man dann der Person persönlich begegnet, ergibt sich ein völlig neues Bild, das meist nur wenig mit dem bisherigen zu tun hat. Das Fantasiegebilde wird durch die Realität ersetzt. Die Person wird real und man erkennt schnell, ob man zu ihr Sympathien entwickeln kann oder nicht. Daher mach es wenig Sinn, den Augenblick eines persönlichen Dates mehr als absolut notwendig vor sich her zu schieben. Ich habe es unzählige Male erlebt, dass die tatsächliche Person wenig bis gar nichts mit der Person zu tun hatte, die bis zum ersten Kennenlernen in meiner Fantasie herumgeisterte.

Eine befreundete Psychologin sagte mir einmal, dass der weitaus größere Teil unserer Wahrnehmung aus nonverbalen Informationen besteht, die man schlicht und einfach nur im direkten persönlichen Kontakt aufnehmen kann. „Der Körper lügt nie“, war ihre Aussage und ich habe unzählige Male erlebt, dass genau das zutrifft.

Diese Psychologin riet mir auch, die Frau beim Abschied herzlich zu umarmen, wenn ich Sympathien für sie empfand und mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte. Ihre körperliche Reaktion würde mir alles sagen und das ohne jeden Zweifel.

Ich habe es unzählige Male ausprobiert und es hat immer gestimmt. Hat sie erkennbar positiv auf meine Verabschiedung reagiert, hat sich fast immer auch etwas aus der Situation entwickelt. Versteifte sie sich jedoch und ich spürte, dass ihr die körperliche Nähe unangenehm war, kam es meist noch nicht einmal zu einem weiteren Anruf.

Doch ganz gleich, wie es ausgeht, es gibt nichts Interessanteres, als Menschen kennenzulernen, Gedanken auszutauschen und andere Sichtweisen an sich heranzulassen. Schon deshalb haben sich für mich die teilweise recht heftigen Gebühren der Dating-Portale gelohnt. Ich habe darüber ein eBook geschrieben, das ich Dating-Interessierten bestens empfehlen kann. Schließlich kann es nie schaden, aus den Erfahrungen Anderer zu lernen.

Online-Dating

Es macht keinen Sinn, dieselben Fehler zu machen, die andere schon längst hinter sich haben. Deshalb habe ich meine Erfahrungen mit dem Online-Dating in einem Buch zusammengefasst, das sich jeder auf sein Handy oder Tablet laden kann. Es ist recht unterhaltsam geschrieben und ist in mehrere Episoden aus meinem Dating-Leben unterteilt. Bis auf die Namen ist jede Geschichte echt und hat sich genau so zugetragen, wie ich sie geschildert habe.

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