Er wählt AfD. Ich habe mich getrennt.

„Gleich und gleich gesellt sich gern,“ sagt der Volksmund. Aber auch „Gegensätze ziehen sich an.“ Ich habe es immer als ziemlich langweilig angesehen, mit einer Frau zusammen zu sein, die genauso fühlt, handelt und denkt wie ich selbst. Aber in unseren polarisierenden Zeiten bin ich offensichtlich ein Auslaufmodell. „Kein Sex mit Nazis“ schrieb sich neulich eine linke Tussie auf den verfetteten Bauch und hielt das für ein ganz tolles Statement. Dass in ihrem Zustand sowieso kein Mann Sex mit ihr haben will, ist ihr offensichtlich nie in den Sinn gekommen.

Aber das Thema ist durchaus interessant. Keine Beziehung kommt auf Dauer ohne Streit aus. Manchmal geht es dabei auch um weltanschauliche Themen, also im weiteren Sinne um Politik. Ist es vorstellbar, dass ein überzeugter AfD-Wähler mit einer Grünen zusammenlebt, ohne dass da ständig die Fetzen fliegen? Ich meine, ja es ist möglich. Aber es erfordert eine emotionale Bindung, der äußere Einflüsse so schnell nichts anhaben können.

Das Datingportal „Elite Partner“ hat jetzt in einer repräsentativen Umfrage bei 6.000 „Internetnutzern mit Wohnsitz in Deutschland“ die Rolle von Parteipolitik bei der Partnerwahl untersucht. Das Ergebnis ist frustrierend.

So hat sich zum Beispiel ergeben, dass in Berlin für 85 % der Menschen in einer Beziehung durchaus wichtig ist, in welchem politischen Umfeld sich der Partner bewegt. Politische Themen kommen bei fast jedem zweiten Paar regelmäßig zur Sprache und gegensätzliche Auffassungen stellen durchaus ein Problem dar. Fast jedes dritte Berliner Paar hat sich schon wegen politischer Differenzen gestritten. In der übrigen Republik sind es nur 18 %.

Bedenklich ist allerdings, dass 23 % aller Berliner Paare der Meinung sind, sie würden sich sofort von einem Partner trennen, mit dem politisch kein Gleichklang besteht. Im übrigen Deutschland sind es immerhin noch 14 %, was ja auch schon ein Hinweis darauf ist, wie sehr es der Politik bereits gelungen ist, einen Keil zwischen die Menschen zu treiben. Wenn fast jeder Vierte bereit ist, seine emotionalen Bindungen zu einem Partner aufzugeben, nur weil dieser eine andere Farbe wählt, sollten eigentlich die Alarmglocken schrillen.

„Wo zwei Menschen einer Meinung sind, ist einer überflüssig“, hat Winston Churchill einmal gesagt. Eine Aussage, die ich durchaus nachvollziehen kann. Es gibt schließlich nichts Langweiligeres als eine Stammtischrunde, bei der alle einer Meinung sind und sich gegenseitig auf die Schultern klopfen, um sich in eben dieser Meinung zu bestätigen. In einer Beziehung sehe ich das ähnlich. Natürlich sollte es Übereinstimmung geben, was bestimmte allgemeine Wertvorstellungen angeht. Aber Feindschaften wegen politischer Differenzen erscheinen mir doch ziemlich schräg.

„Das Private ist politisch“, hieß es in linken Kreisen in den 1960er-Jahren. Das Ergebnis war, dass Linke eben unter Linke blieben und sich ihre Gedanken immer im Kreis drehten, weil eben keine neuen Denkimpulse zugelassen wurden, die vielleicht frischen Wind in den Kopf gebracht hätten. Doch in grünen, sozialistischen und kommunistischen Kreisen scheint genau dasselbe Problem noch heute zu bestehen.

Was irgendwie auch die Verhaltensunterschiede zwischen der Hauptstadt und dem Rest der Republik erklärt. Berlin hat fünf Universitäten, fünf Fachhochschulen, vier Kunsthochschulen, zwei konfessionelle Hochschulen und dazu noch 23 Hochschulen in privater Trägerschaft. Anders ausgedrückt: In Berlin wohnen überdurchschnittlich viele junge Menschen, die sich abseits des regulären Wirtschaftslebens bewegen. Viele dieser Menschen haben noch nie einen Anteil an der gesellschaftlichen Wertschöpfung gehabt. Sie ticken entweder links oder grün und bringen unter anderem die Journalisten und „Geisteswissenschaftler“ hervor, die uns mittlerweile in den Medien die Welt erklären wollen.

Toleranz hat diesen Menschen niemand beigebracht. Achtung vor der Meinung anderer auch nicht. Von einem höflichen Umgang miteinander ganz zu schweigen. Ihre Allgemeinbildung bewegt sich auf unterstem Niveau. Von Wirtschaft verstehen sie so viel wie Habeck. Also bedienen sie sich der Sprachen, die jeder versteht: Gewalt, Verächtlichmachung, Ausgrenzung. Viele von ihnen trifft man dieser Tage auf den Demonstrationen der Regierung, die sich gegen Kritiker der Regierung richten, die früher bei allen Parteien zu finden waren und heute pauschal als „rechts“ beschimpft werden.

Es ist eine aufgepeitschte Stimmung, in der Gesinnung über Urteilsvermögen geht und primitive Kräfte nach oben gespült werden, wie wir es in diesem Land schon einmal hatten.

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