Grüne Ideen, die zum Millionengrab wurden

An der A1 zwischen dem Autobahnkreuz Lübeck und Reinfeld wundern sich ortsunkundige Autofahrer über ein mehrere Kilometer langes Stück Oberleitung, das unerwartet beginnt und genauso unerwartet wieder aufhört. Ich wohne in dieser Gegend und weiß natürlich, worum es sich dabei handelt. Es ist eine Teststrecke, mit der elektrisch betriebene LKWs getestet werden sollen, die ihren Strom per Oberleitung erhalten, wie man es von den P-Bussen kennt, die es in einigen Städten gibt.

eHighway Teststrecke bei Lübeck

Irgendjemand hatte vor ein paar Jahren die Idee, die ganze Republik zu elektrifizieren, um Diesel durch Strom zu ersetzen, der ja angeblich emissionsfrei ist. Daraus sind dann drei Teststrecken geworden, mit denen die Praktikabilität der Idee getestet werden sollte. Zwei in Süddeutschland und eine im flachen Norden. Praktikabel schien mir das nie zu sein, aber auch die E-Mobilität ist ja eine Lösung mit Haken und Ösen, die von den Grünen in den Himmel gelobt wird.

Ich hatte – noch vor Corona – den Auftrag von einem Hamburger Magazin, einen Artikel über diese „innovative Lösung“ zu schreiben. Das klang nach einem interessanten Thema und ich erwartete, wieder viel Neues zu lernen. Doch daraus wurde nichts. Projektleiter war eine Abteilung an der Kieler Uni, die sich von Anfang an auffallend sperrig zeigte. Trotz mehrerer Anfragen erhielt ich keine Antwort, geschweige denn eine Einladung zum gewünschten Interview-Termin. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Kiel niemand wirklich hinter dem Projekt stand und mit mir reden wollte.

Jetzt (Januar 2025) ist das Projekt gestorben. Ein dreistelliger Millionenbetrag wurde in den Sand gesetzt. Die Euphorie ist verflogen. Die Träume vom emissionsfreien LKW wurden begraben. Ich vermute mal, es hat sich wenig überraschend die Erkenntnis durchgesetzt, dass so ein Multimilliarden-Projekt für das kleine Deutschland schlicht und einfach nicht finanzierbar ist. Vor allen Dingen, weil es nie Länder außerhalb der deutschen Öko-Insel geben wird, die sich diesem Irrsinn anschließen werden.

Ähnlich läuft es auch mit der Windenergie. Das Land wird seit Jahren mit den immer gleichen Windrädern zugepflastert, die stur ihren Ökostrom produzieren, auch wenn ihn gerade keiner braucht. Da der Wind vor allem hier an der nordischen Küste weht, stehen hier besonders viele dieser weißen Spargel. Am Wochenende stehen sie meist still, selbst wenn eigentlich genügend Wind weht. Aber auch während der Woche scheinen sie nicht immer gebraucht zu werden. Der Volksmund hat dafür den Begriff „Zappelstrom“ erfunden, denn die Stromerzeugung ist alles andere als konstant und damit zuverlässig.

Abhilfe sollen mehrere Stromleitungen schaffen, die den windreichen Norden mit dem Süden der Republik verbinden und damit genügend Nachfrage schaffen sollen. Doch wir leben in Deutschland und solche Infrastruktur-Projekte wollen geplant sein und müssen dafür mehrere Stufen durchlaufen, damit alle Betroffenen mitreden können und eine Lösung entsteht, mit der jeder halbwegs leben kann. Eine der großen Stromtrassen soll von den großen Windparks in der Nordsee nach Schwerin verlaufen, wo sie dann an eine weitere Leitung angebunden wird, deren Endpunkt ein ehemaliges Kernkraftwerk an der Donau ist.

Doch bei Infrastruktur-Projekten muss man hierzulande in Jahren denken. Der Berliner Flughafen und der Stuttgarter Hauptbahnhof sind unrühmliche Beispiele dafür. Bis jetzt steckt das Projekt Nord-Süd-Stromtasse daher immer noch in der Planung und es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis tatsächlich der erste Nordsee-Strom in Bayern ankommt. Mittlerweile ist einer extra gegründeten Projektentwicklungsgesellschaft die Puste ausgegangen. Die sollte nämlich ursprünglich von der Bundesregierung übernommen werden, aber die hat jetzt kein Geld mehr und muss zurückrudern. Grüne Projekte und wirtschaftliche Gegebenheiten standen eben schon immer auf Kriegsfuß.

Das zeigt auch eine mittlerweile realisierte Wasserstoff-Tankstelle in Neumünster, Schleswig-Holstein. Sie war ursprünglich als Pilotprojekt gedacht und sollte demonstrieren, dass ein Umstieg auf Wasserstoff funktioniert und damit ein zweites Lieblingsprojekt der Grünen Wirklichkeit werden kann. Doch auch hier klemmt es. Die ursprünglich geplanten Wasserstoff-LKWs konnten nämlich bisher nur zum Teil geliefert werden, was auch daran liegt, dass das einzige Unternehmen im Norden, das LKWs auf Wasserstoff umrüsten konnte, mittlerweile pleite ist.

Pleite steht auch über einem Megaprojekt, das in der Nähe von Heide errichtet werden soll. Die geplante Northvolt Megafactory für E-Auto-Batterien ist bereits in der Planungsphase stecken geblieben. Zwar besteht noch Hoffnung für eine eigene Batteriefertigung in Europa, aber bis auf Weiteres fehlen die Abnehmer dafür. Die Autokäufer haben nämlich mittlerweile erkannt, dass akkubetriebene Autos wohl doch nicht der ganz große Wurf sind und fragen weiterhin die vertrauten Benzin- und Dieselmodelle nach. Für die grüne Regierung bedeutet das einen weiteren Verlust von über 100 Millionen für Subventionen, die bereits zugesagt sind.

Jetzt sucht man den Schuldigen bei Northvolt selbst. Es ist nämlich wohl so, dass sich die neue Batterien-Generation, die in Heide entstehen soll(te), noch im Entwicklungsstadium befindet und niemand weiß, ob das alles je funktionieren wird. Mehr als ein paar Prototypen gibt es zumindest bisher nicht.

Aber grüne Wirtschaft ist Planwirtschaft, wie damals in der DDR. Wobei grüne Projekte einer Ideologie folgen und nicht selten mit der Brechstange durchgesetzt werden sollen. Auch spielen dabei wirtschaftliche Aspekte eine untergeordnete Rolle. Schließlich geht es um nichts Geringeres als den Planeten zu retten. Ideologen sind nämlich für rationale Gesichtspunkte eher nicht zugänglich.

Die Grünen in der EU wissen daher, warum sie die Verbrennungsmotoren um jeden Preis per Verbot aus dem Markt drängen wollen. Grün heißt eben auch Sozialismus und da wird von oben gestimmt, denn die Partei hat immer recht. Und wenn sich eine neue Technologie nicht ohne Zwang durchsetzen lässt, weil sie einfach besser ist, dann muss man eben alles dransetzen, um sie doch zu verwirklichen. Auch wenn das einen irrsinnigen Aufwand erfordert.

Ob zwischenzeitlich die Industrie abwandert, die Wirtschaft in die Knie geht, und immer größere Bevölkerungsteile von Bürgergeld leben, ist grünen Sozialisten herzlich egal. Es geht schließlich um höhere Ziele, wie den kompletten Umbau von Wirtschaft, Energieversorgung und Verkehr auf CO2-freie Lösungen. Koste es, was es wolle,

Da kann man sich eigentlich nur noch wünschen, dass Grün endlich aus der politischen Landschaft verschwindet. Wobei selbst unreligiöse Menschen allmählich anfangen, dafür zu beten.

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