Die Erde ist kein statisches Gebilde. Sie befindet sich seit Ewigkeiten in einem Prozess der Veränderung. Welchen Anteil der Mensch daran hat, ist spekulativ. Aber unser Einfluss dürfte eher gering sein, denn schon vor hunderten von Jahren gab es Kälteperioden mit Ernteausfällen, die gewaltige Hungersnöte nach sich zogen. Es gab aber auch Wärmeperioden, in denen bedeutende Handelswege quer durch die Alpen verliefen, wo man heute Gletscher findet.

Momentan scheinen wir am Anfang so einer Wärmeperiode zu stehen. Wintersport ist längst nicht mehr überall gewährleistet und die Skipisten müssen künstlich beschneit werden. Die Alpengletscher ziehen sich immer schneller zurück und das Eis gibt Spuren einer Vergangenheit frei, die ganz anders war, als wir sie heute kennen.
Einer dieser Gletscher ist der Aletsch im Schweizer Wallis. Ich habe ihm zuletzt im Jahre 2009 besucht, als er sich bereits im Rückzug befand. Es würde mich interessieren, wie es heute dort aussieht. Wer also erst kürzlich dort war, kann mir gerne eine eMail mit einem aktuellen Foto schicken.

Hoch über dem Rhône-Tal
Eigentlich wollten wir nur eine alte Freundin besuchen. Sie besitzt oben auf der Bettmeralm ein Chalet und lud uns für ein paar Tage ein, um über die alten Zeiten zu reden. Wir dachten uns, dass wir vielleicht eine Woche dort bleiben, aber am Ende sind es drei Wochen geworden und der geplanten Abstecher entwickelte sich zu einem kompletten Sommerurlaub.
Die Alm ist ein ausgewachsenes Dorf mit Bäcker, Fleischer, Supermarkt, einem halben Dutzend Hotels und unzähligen Ferienhäusern. Im Winter muss hier richtig viel los sein. Aber wir hatten Sommer und einen richtig warmen Sommer noch dazu. Und Sommer ist in diesem Teil der Welt eben Wanderzeit. Das ist zwar anstrengend und schweißtreibend, aber die Ausblicke sind lohnenswert und die allgegenwärtige Ruhe baut irgendwann alle Gedanken an den hektischen Alltag ab. Ich glaube, es war hier oben auf der Bettmeralm, als ich meine Vorliebe zu den Bergen entdeckt habe.

Die Alm ist übrigens autofrei, was vermutlich ein wichtiger Teil der tiefgreifenden Ruhe ist, von der man hier erfasst wird. Unten im Rhônetal gibt es einen großen Parkplatz, denn die einzige Straße nach oben darf noch nicht einmal von Einheimischen befahren werden. Das heißt, Menschen, Lebensmittel, Gepäck und Gerätschaften müssen mit den beeindruckend geräumigen Gondeln der Seilbahn nach oben transportiert werden. Dort sorgen dann diverse Elektrotransporter für die weitere Verteilung.
Wanderung zum Aletsch
Vom Dorf aus kann man ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen Badesee, der zwar nicht unbedingt warm war, aber nach einer langen Wanderung als richtig schön erfrischend empfunden wurde. Und da wir uns jeden Tag eine andere Wanderung ausgedacht haben, waren wir jeden Abend dort, bevor es zurück ins Chalet zum Abendessen ging.

Ganz gleich, wo man sich in und um die Bettmeralm bewegt, man hat eigentlich überall einen herrlichen Blick auf das Bergpanorama, wobei die meisten Berge auch im Juli noch schneebedeckt waren. Bei klarem Wetter reichte der Blick bis zum Matterhorn. Manchmal wachten wir aber auch im dichten Morgennebel auf, der sich aber nach ein paar Stunden wieder verzog.
Ein Wander-Highlight war der Weg zum Aletsch-Gletscher. Es gibt mehrere Panorama-Aussichtspunkte, von denen aus man einen herrlichen Ausblick auf den Gletscherstrom und die umgebenden Berge hat. Der bekannteste davon ist der Aussichtspunkt Moosfluh. Ein lohnenswertes Ziel ist auch der Aussichtspunkt beim Eggishorn. Hier kann man herrlich picknicken und beim Blick auf die grandiose Natur den Gedanken freien Lauf lassen.

Man sollte aber genügend Zeit einplanen, um noch ein ganzes Stück weiter zu laufen. Das nächste Wow-Erlebnis ist die Hängebrücke zwischen der Belalp und der Riederalp. Das ist eine beeindruckende Stahlkonstruktion über einem tiefen Taleinschnitt, die für nicht schwindelfreie Wanderer eher nicht geeignet ist. Die Brücke befand sich 2009 so ziemlich am unteren Ende des Aletsch-Gletschers, dessen Tauwasser hier einen eindrucksvollen Gebirgsstrom versorgt, der selbst im Hochsommer ordentlich Wasser führte. Heute dürfte das untere Ende des Gletscher ein gutes Stück weiter nördlich liegen. Wie alle Alpengletscher befinde sich eben auch der Aletsch auf dem Rückzug.
Ich empfinde das nicht als tragisch. Ich übertreibe auch nicht gerne und rede daher auch nicht von einer Klimakatastrophe. Eine Katastrophe ist es nämlich nicht. Es ist einfach der Lauf der Dinge und der ständige Wandel zwischen kälteren und wärmeren Perioden, sie sie schon immer kennzeichnend für das Weltklima waren.
Lohnenswert ist auch eine Fahrt mit der Seilbahn hoch auf das Bettmerhorn. Eigentlich ist es geradezu ein Muss, denn von hier aus hat man einen wirklich grandiosen Rundblick über die Schweizer Alpen, das Rhrônetal und den Genfer See. Es lohnt sich also, eine gute Kamera mitzunehmen und ein paar sehenswerte Erinnerungen an das Wallis, die Bettmeralm und den Aletsch-Gletscher zu schießen.
