Internet: Monopol und Behördenversagen

Früher hieß sie Deutsche Bundespost und kümmerte sich um alles, was mit Kommunikation zu tun hat. Das war neben dem Briefverkehr vor allem das Telefon. Die Ältern unter uns erinnern sich noch and die blassgrauen Kisten mit Hörer, die in jedem Haus zu finden waren. Die gehörten der Post und wurden nur gegen eine monatliche Gebühr vermietet. Sich auf eigene Faust ein schickeres Gerät im Versandhandel zu besorgen war bei Strafe verboten. Kommunikation war Hoheitsrecht und mit der Post war nicht zu spaßen.

Es gab damals schon eine Art Weltstandard für Telefone. Das waren die kleinen, transparenten Würfelstecker, die eigentlich noch heute jeder kennt. Aber die waren in Deutschland ebenfalls verboten. Deshalb gab es Spezialversender, die alle möglichen Adapter für die seltsame deutsche Norm anboten. Im dicken Katalog von Conrad fand der Bastler alles, was er brauchte.

Ich hatte damals mein gesamtes Haus auf die internationale Norm umgestellt. Und ich hatte ein „illegales“ Telefon in jedem Raum. Darunter sogar ein drahtloses, denn auch das gab es von der Post nicht. Als das Internet kam, bot die Telefon einen sogenannten Akustikkoppler an. Auf den legte man den Telefonhörer und das Ding setzte die Piepstöne des Datenstroms in digitale Impulse um. Das Ding war bewusst langsam, denn abgerechnet wurde im Sekundentakt und die Post wolle möglichst viel verdienen. Ich hatte natürlich ein „richtiges“ Modem mit zehnfacher Geschwindigkeit. Ebenfalls verboten. Mit Verboten hatten es eben die Deutschen schon immer.

Aus Gelb wurde Magenta, doch das Monopol blieb

Die Deutsche Bundespost heißt heute nur noch Post. Ihr Briefmonopol hat sie verloren. Aber Briefe haben heute ohnehin Seltenheitswert. Daher stopft sie heute die Briefkästen mit Werbung voll. Bei uns steht direkt unter dem Briefkasten ein Papierkorb für all den unverlangten Müll. Um die Pakete kümmert sich DHL. Aus der Telefonsparte ist die Telekom geworden. Die kommt nicht mehr in Gelb daher, sondern in Magenta.

Offiziell hat die Telekom zwar auch kein Monopol mehr. Aber sie betreibt die ganzen Kabel des früheren Telefonnetzes, über die heute auch. s Internet kommt. Die anderen Anbieter müssen dafür eine Art Maut bezahlen. Wir haben es daher weiterhin mit einem Monopolisten zu tun, denn von der Telekom sind alle abhängig.

Und weil die Preise hoch sind, wenn es keine Auswahl gibt, hat Deutschland die höchsten Telefonkosten des gesamten Kontinents. Gleichzeitig ist in allen entwickelten Ländern längst die Glasfaser zur Realität geworden, während man hierzulande erst jetzt dabei ist, die alten Kupferkabel durch Glasfaserleitungen zu ersetzen. Monopolisten tun sich eben schwer mit der Innovation. Und sie nehmen gerne, was der Markt hergibt.

Der hohe Preis ist strukturbedingt

So kostet zum Beispiel in Rumänien eine Bandbreite von 1 Mbit pro Sekunde (Mbit/s) gerade mal 1 Cent, in Polen und der Slowakei sind es 3 Cent und in Frankreich, Italien, Spanien sowie 10 weiteren EU-Ländern weniger als 10 Cent. Die direkten oder indirekten Kunden der Telekom müssen mit Preisen um einen Euro pro Mbit/s leben. Das ist fast dreimal so viel wie in Belgien oder Österreich (jeweils 35 Cent), die mit weitem Abstand nach Deutschland auf Platz 2 folgen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 18 Cent pro Mbit/s.

Immerhin wird heute nicht mehr im Zeittakt abgerechnet und alle Anbieter bieten eine Flatrate an. Das einzige Unterscheidungsmerkmal ist daher die Geschwindigkeit, also der Preis pro Bit/s bzw. Mbit/s. Und der ist in Deutschland eben ganz besonders hoch. Woran das liegt? Die Experten von Verivox nennen hierfür unter anderem die aus Verbrauchersicht „unzureichende Wettbewerbssituation“. Der deutsche Telekommunikationsmarkt wurde zwar schon 1998 liberalisiert, dennoch sind die meisten Anbieter nach wie vor von der Deutschen Telekom abhängig. Sie müssen festgelegte Preise für sogenannte Vorleistungsprodukte bezahlen, die natürlich an die Kunden weitergegeben werden.

In Deutschland hat man zu lange and der DSL-Technik festgehalten, die wohl nicht vor 2030 auslaufen wird. Auch hier sind andere Länder schon viel weiter. In Portugal und Schweden gibt es praktisch bereits eine Glasfaser-Vollversorgung. Deutschland hinkt also auch beim zukunftsweisenden Umstieg von Kupfer- auf Glasfaserleitungen hinterher.

Eine Privatisierung, die keine ist

Die Deutsche Telekom ist eine AG. Aber der Bund zählt mit einem Anteil von 13,83 % zusammen mit der KfW-Bank mit 14,0 % nach wie vor zu den größten Einzelaktionären der Telekom. Damit wird klar, wer hier der Bremser ist und maßgeblich für die oben strukturellen Versäumnisse und die „unzureichende Wettbewerbssituation“ verantwortlich ist.

Das erklärt auch, weshalb sich die Bundesnetzagentur jahrelang davor gedrückt hat, mehr Wettbewerb im Bereich der Netzinfrastruktur zuzulassen. So blieb den Wettbewerbern der Telekom bisher der Zugang zu den bereits vorhandenen und größtenteils unterirdisch verlaufenden Leerrohren verwehrt. Erst im Juli 2024 hat sich das geändert und Unternehmen wie die Glasfaser NordWest GmbH und Glasfaser Plus GmbH können endlich die bereits vorhandene Infrastruktur nutzen.

Es ist also mal wieder einmal die überbordende Bürokratie, die sinnvolle Lösungen verhindert, anstatt den Weg frei zu machen. Was der deutsche Staat in die Hand nimm, funktioniert eben einfach nicht.

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