Ein totaler Stromausfall ist in Mitteleuropa eigentlich so gut wie ausgeschlossen. Aber unmöglich ist ein vollständiger Zusammenbruch des Energienetzes trotzdem nicht. Die grüne Energiepolitik der letzten Jahre hat nämlich ganz erheblich dazu beigetragen, dass das „Grid“, wie die Fachleute sagen, längst nicht mehr so stabil ist, wie es einmal war.
Am Anfang stand die unsägliche Kanzlerin Merkel, die den Atomunfall in Fukushima, Japan, zum Anlass nahm, den Grünen den Wind aus den Segeln zu nehmen und das Ende der Atomenergie für Deutschland zu beschließen. Erst wurden daraufhin peut a peut die sichersten Atomkraftwerke der Welt vom Netz genommen, ohne wirklich an einen Ersatz der damit ausfallenden Produktion an elektrischer Energie zu denken.
Die Grünen bejubelten diese Entscheidung als einen späten Erfolg des Widerstands gegen jede Art von Urannutzung zur Energieerzeugung, der in den 70er und 80er Jahren die Nachrichten bestimmte und zu einem Grundanliegen der Naturschützer zählte. Damals wurde jeder Atomunfall als Beweis dafür gesehen, dass diese Technologie Teufelszeug ist und unbedingt aufgegeben werden sollte. Dass Atommeiler vom Typ Tschernobyl mit den Atomkraftanlagen neuester Bauart nicht zu vergleichen sind, hat nie Eingang in die schlichte, grüne Denkwelt gefunden.
Also baute die Welt weiterhin Atomkraftwerke, während Deutschland (oder zumindest der grün denkende Teil davon) an den Sieg der Windenergie setzte. Ideologen sind eben wie Gläubige. Sind sie einmal von der „Wahrheit“ ihrer Weltauffassung überzeugt, lassen sie sich davon nicht so schnell wieder abbringen.
Als Nächstes sollen jetzt die Kohlekraftwerke drankommen und am Ende soll ein Industrieland wie Deutschland es (noch) ist, allein von Windkraftanlagen versorgt werden. Von realen Tatsachen haben sich Ideologen eben noch nie beeindrucken lassen.
Doch die grüne Doktrin nähert sich immer mehr ihrem Ende und es zeigt sich, dass Windenergie alles andere als die goldene Lösung ist, an die die Partei mit der Sonnenblume noch immer fest glaubt. Ohne Subventionen läuft nämlich bei der Windenergie nichts. Auch die Solarenergie ist nur kostendeckend, solange alle ökonomischen Gesetze ausgehebelt bleiben. Die Sonne schickt zwar keine Rechnung und auch der Wind spendet seine Energie völlig kostenlos. Aber das alles rechnet sich eben leider nur da, wo beide Energiequellen im Überfluss zur Verfügung stehen.
Im sonnigen Kalifornien, wo Regen eher eine seltene Erscheinung ist, gibt es genügend ungenutzte Flächen, um Sonnenenergie kostendeckend in elektrische Energie zu verwandeln. An Nord- und Ostsee ist der Wind beständig genug, um sich wirtschaftlich nutzen zu lassen. Die deutschen Mittelgebirge sind da schon grenzwertig und im Alpenvorland sollte man von Windenergie eher die Finger lassen.
Das dämmert auch jetzt allmählich so manchem Betreiber eines Windparks. Nachdem die Subventionen allmählich versiegen und der Staat immer weniger Geld zuschießt, offenbart sich nämlich, dass viele Windkraftanlagen eigentlich völlig unrentabel arbeiten. Wenn man die recht erheblichen Betriebskosten abzieht, produzieren sie eigentlich vor allem Verluste, anstatt sich über den erzeugten Strom zu finanzieren oder gar Gewinn abzuwerfen.
Das Ergebnis sind immer mehr „Rückbauten“, die ohne mediale Begleitung mehr oder weniger im Verborgenen stattfinden. Das heißt, eigentlich noch funktionsfähige Anlagen werden demontiert, defekte Anlagen werden nicht mehr repariert und die ganze grüne Seifenblase von den erneuerbaren Energien droht allmählich zu platzen.
Das beginnt schon damit, dass eine WKA nur eine relativ kurze Lebenszeit hat. Länger als 20 bis 25 Jahre bleibt sie normalerweise nicht am Netz. Unter den besonders herausfordernden Umweltbedingungen an der See sind es noch weniger. Dann haben Verschleiß und Witterung der Mechanik und den Rotorblättern so stark zugesetzt, dass die gesamte Anlage eigentlich nur noch zerlegt und verschrottet werden kann. Das Ergebnis sind dann viele Tonnen an Sondermüll, für die es eigentlich keine Lösung gibt. Momentan werden die recht großvolumigen Teile lediglich grob zerlegt und irgendwo unter der Erde verscharrt. Es handelt sich nämlich hier vorwiegend um spezielle Verbundwerkstoffe, die ein Recycling unmöglich machen.
Auch ein Getriebeschaden oder Blitzeinschlag bedeutet sofort einen Totalausfall. Oft verbrennen dabei mehrere Tonnen an Hydraulik- und Getriebeöl und niemand kann den Schaden in mehreren hundert Metern Höhe beheben. Dazu kommt, dass beschädigte Rotorblätter eine riesige Fläche an kleinen bis kleinsten Teilen an Sondermüll erzeugen, die mühsam von Hand aufgelesen und entsorgt werden müssen. Über die Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen, die Agrarprodukte von solchen verseuchten Flächen zu sich nehmen, hat sich bisher noch niemand Gedanken gemacht. Zu groß ist die Angst, dass dabei die Grenzen grüner Politik sichtbar werden und immer mehr Menschen erfahren, dass für erneuerbare Energien eben doch ganz enge Grenzen gelten.
Grüne Energiepolitik hat aber nicht nur unsere Energiekosten in noch nie dagewesene Höhen getrieben. Sie hat uns auch die unsicherste Energieversorgung beschert, die wir je hatten. Derzeit entstehen überall im Land Energiespeicher, die nicht etwa dazu dienen überschüssige Energie zu speichern. Nein, sie haben allein den Zweck, die Netzfrequenz stabil zu halten. Ohne die hierzulande gebräuchlichen 50 Hz würde nämlich so mancher Motor aus dem Takt geraten und den Geist aufgeben. Deshalb müssen die Energieversorger sicherstellen, dass die Frequenz des Wechselstroms in engen Grenzen konstant bleibt.
Der Vertreter von Hamburg Energie wurde mit den Worten zitiert: „Früher gab es auf der einen Seite Kraftwerke, die den Strom produzierten, und auf der anderen Seite Geräte und Maschinen, die ihn verbrauchten. Heute gibt es Solaranlagen auf den Dächern, Balkonanlagen, Biogasanlagen und natürlich die Windkraftanlagen. Sie alle liefern keine konstante Energie, sondern zeichnen sich durch eine große Volatilität aus, was die Netzstabilität zu einer echten Herausforderung macht.“
Wenn man mit den Technikern an der Front redet, sieht eben die schöne grüne Energiewelt plötzlich ganz anders aus. Was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass politische Entscheider oft keine Ahnung haben und das Wissen der Experten auf taube Ohren stößt.