Der Begriff „devot“ ist aus dem alltäglichen Sprachgebrauch so gut wie verschwunden. Keine Frau würde sich heute noch als devot bezeichnen, wenn man sie direkt fragt. Die moderne Frau hat schließlich emanzipiert zu sein. Sie würde sich auch nie von einem Mann abhängig machen, sondern auf Gleichberechtigung bestehen. So steht es schließlich im Gesetz und das hat man jedem Mädchen spätestens in der Schule beigebracht.
Laut Duden bedeutet das Adjektiv „devot“ in unserem heutigen Sprachgebrauch: „unterwürfig sein, ein übertriebenes Maß an Ergebenheit zeigend“. Der Ursprung des Begriffs geht auf das 15. Jahrhundert zurück und wurde seinerzeit vor allem auf Frauen und Mädchen angewandt, die man als „andächtig“ oder „fromm“ bezeichnete. Der lateinische Wortstamm ist „devotus“ oder „devovere“ und steht für „geloben“ oder „sich weihen“.
Ein devotes Mädchen war also ursprünglich ein besonders frommes, gläubiges Mädchen, das sich ehrfürchtig gegenüber Gott und der Kirche verhielt. Im Alltagsleben wurde der Begriff häufig in Verbindung mit einer Ehefrau verwendet. Von ihr wurde erwartet, devot zu sein und sich ihrem Herrn und Ehemann unterzuordnen. Eine devote Frau galt als gute Frau, die ihrem Herrn gehorchte und ihm wenig Ärger machte.
Von der Alltagssprache zum Szenebegriff
Heute ist es für eine Frau geradezu verpönt, sich devot zu fühlen und dies auch ganz offen zu zeigen. Zu ihrem Ehemann aufzublicken und im gewissermaßen zu verehren wird in unserer Zeit als Schwäche gesehen. Eine Frau mit einem solchen Verhalten gilt als wenig selbstbewusst und man unterstellt ihr eine mangelhaft entwickelte Persönlichkeit. Früher war sie ein Vorbild. Heute wird sie von Ihresgleichen gemieden, denn devot zu sein, ist irgendwie tabu, unangebracht, ein Zeichen von Schwäche.
Überlebt hat der Begriff eigentlich nur in der BDSM-Szene. Ein einer Welt, in der man zwischen Dom und Sub unterscheidet, gilt eine devote Frau noch immer als das Idealbild. Ein dominanter Mann kann schließlich sein Verlangen nur ausleben, wenn er es mit einer unterwürfigen Partnerin zu tun hat. Sieht sie zu ihm auf, dann wird sie es auch zulassen, dass er über ihr Leben bestimmt, ihr Regeln auferlegt, und sie züchtigt, wenn sie sich nicht seinem Willen unterordnet.
So etwas kann man kaum als reines Spiel praktizieren. Dafür sind tief in der Psyche verankerte Bedürfnisse erforderlich. Das verlangt eine Frau, die sich geradezu danach sehnt, von einem Mann beherrscht zu werden. Und doch wirkt dieses Spiel zwischen Ketten, Leder und Peitsche irgendwie unwirklich. Weil es eben nur ein Spiel ist. Ein Verhalten, das in der realen Welt von heut nicht mehr ausgelebt werden kann.
Dominanz findet immer ein Ventil
Auch wenn das Gesetz die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau beschreibt, Gleichheit gibt es deswegen noch lange nicht. Mann und Frau sind eben nicht gleich, ganz gleich, was Pseudowissenschaftler dazu sagen. Ein von Natur aus dominanter Mann wird daher auch in der Beziehung eine beherrschende Rolle einnehmen. Und er wird sich eine Frau suchen, die ihn daran nicht hindert.
Bis in die 1950er Jahre hinein hatte der Mann sogar noch das Recht, seine Ehefrau zu züchtigen, wenn sie nicht parierte. Würde er es heute tun, könnte sie ihn anzeigen und in den Medien wäre von einem „Schläger“ die Rede. Aber solche Anzeigen werden nur äußerst selten erstattet. Niemand weiß daher, wie viele devote Frauen es da draußen gibt, die ihren herrischen Ehemann insgeheim verehren, während sie sich in aller Stille die Wunden von der letzten Tracht Prügel lecken. Er hatte ja irgendwie Recht und sie hätte ihn nicht reizen sollen.
Die Natur ist eben so, wie sie eben ist, und die tief in der menschlichen Psyche verankerten Bedürfnisse wurde über Jahrtausende hinweg geformt. Daran kann ein Gesetz nur wenig ändern, auch wenn es noch so edle Ziele verfolgt. Und so läuft auch im 21. Jahrhundert noch genau dasselbe Spiel ab, das schon zur Höhlenzeit das Leben zwischen den Geschlechtern prägte.
Wobei es durchaus auch den umgekehrten Fall gibt und ein eher unterwürfiger Mann eine betont dominante Frau sucht. Doch die Realität zeigt, dass diese Rollenverteilung eher weniger häufig zu finden ist.
Devote Frauen sind die heimliche Mehrheit
Auch wenn sie von Gleichberechtigung reden, suchen die meisten Frauen eigentlich alles andere als einen Mann auf Augenhöhe. Sie suchen einen, der etwas darstellt, der etwas erreicht hat, der über einen gewissen Status verfügt und zu dem sie aufblicken können. Das hat viel mit Sozialverhalten zu tun, ist aber auch ein Ausdruck der tief verwurzelten Grundbedürfnisse, die nach wie vor unser Verhalten prägen.
Eine Akademikerin trifft man daher eher selten mit einem Handwerker an, denn darüber würde die Umwelt wohl eher die Nase rümpfen. Aber auch sie ist Frau und kann daher ein gewisses devotes Grundbedürfnis nicht verleugnen. Also ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie von ihrer tief verwurzelten Psyche dazu veranlasst wird, sich eher den dominanten Akademiker zu suchen anstatt den stillen Forscher, den sie vielleicht bewundern, aber dem sie sich nicht unterordnen kann.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis aus der Kriminalstatistik, nach der es keinesfalls nur die Männer aus den unteren Schichten sind, die ihre Frauen schlagen. Auch unter den Bildungsbürgern gibt es Dominanz und Unterwürfigkeit. Auch hier ist ein zwischengeschlechtliches Gewaltpotenzial vorhanden. Nur dass die Tabus etwas deutlicher ausgeprägt sind und daher nur selten etwas an die Öffentlichkeit dringt.