E-Autos dienen einer Agenda und nicht dem Klima


Die europäische Autoindustrie lässt sich von der Politik am Nasenring herumführen und setzt stur auf das Elektroauto. Doch die Strategen in den oberen Etagen wissen, dass Elektromobilität nicht massentauglich ist. Also setzen sie vor allem auf das oberste Preissegment und bauen Autos ohne Sinn und Verstand, die einzig und allein das Status- und Prestigedenken einer kleinen Klientel ansprechen. Ein 3 Tonnen schweres Auto mit über 500 PS kauft man nicht, um bequem von A nach B zu kommen, sondern um Eindruck zu schinden.

Aber Autos der Oberklasse wurden noch nie nach praktischen Gesichtspunkten gekauft. Wer eine 6-stellige Zahl für sein Auto ausgibt, will vor allem auffallen und andere beeindrucken. Solche Menschen hat es immer gegeben und die damit verbundenen persönlichen Defizite muss man nicht mehr kommentieren. Für die Autoindustrie heben sie genau die richtigen Eigenschaften, um richtig gute Gewinne zu machen.  In dieser Preisregion können sich die Ingenieure ungehindert in Superlativen austoben. Und die Käufer erhalten ein Statussymbol, das Spaß macht und ihre Ego-Bedürfnisse befriedigt.

Die Autoindustrie ist eine der stärksten Lobbys in Europa. Trotzdem hat sie ihre Macht nicht genutzt, um den immer irrwitzigeren Forderungen der Politik mit massivem Gegendruck zu begegnen. Stattdessen hat sie es schweigend zugelassen, dass Abgasnormen immer mehr verschärft wurden und heute in einem Bereich weit jenseits aller physikalischen Grenzen liegen. Sie hat sich der grünen Ideologie gebeugt und sieht heute im Elektroauto die Zukunft.

Die Autopresse tut das, was sie immer getan hat: Sie lobt die Hersteller in den Himmel und feiert begeistert protzig aussehende Limousinen mit Fahrleistungen, wie man sie bisher nur aus dem Motorsport kannte. In etwas mehr als 4 Sekunden von 0 auf 100, das ist doch faszinierend. Das macht einen BMW i7 zum neuen Star am Automobilhimmel. Dass der fünfeinhalb Meter lang ist und damit in keine Parklücke passt, spielt dabei offenbar keine Rolle. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er einen Kofferraum hat, der nicht viel mehr als Kleinwagenniveau bietet.

In Deutschland haben die vier großen Hersteller wieder zu dem Spiel gefunden, das sie eigentlich schon seit Jahrzehnten spielen: Es geht nach wie vor um die größte, schnellste, eindrucksvollste Limousine von allen. Und um den fettesten SUV. Nachhaltigkeit spielt in diesem Wettlauf genauso wenig eine Rolle, wie der Energie- und Ressourcenverbrauch.

Das zeigt auch ein Blick auf die Zulassungsstatistik. In der Rubrik Elektroauto findet man da nämlich fast ausschließlich dicke Brocken an der Grenze zum Wahnsinn:

-    Tesla Model Y (534 PS)
-    Tesla Model 3 (534 PS)
-    Skoda Enyay iV (265 PS)
-    Audi Q4 (299 PS)
-    BMW i7 (544 PS)

Solche Autos sind nicht nachhaltig. Sie lösen auch keine Umweltprobleme und sorgen für Nachteile, die kaum zu übersehen sind. So steht ein 500-PS-Tesla genauso lange an der Ladesäule, wie ein Fiat 500 oder ein Dacia Spring. In dieser Zeit sind all die Diesel und Benziner ein gutes Stück weiter gekommen. Außerdem fahren sie mit einer Tankfüllung problemlos quer durch die Republik von Hamburg bis nach München. Ein e-tron-Fahrer muss für diese Strecke dreimal zum Laden anhalten und Kaffee trinken. Oder er muss sogar von der Autobahn runterfahren, weil Aufladen manchmal viel komplizierter ist als einfach tanken.

Wir sind eben mittlerweile in einer Welt angelangt, in der sich sogar offensichtliche Nachteile als vorteilhaft verkaufen lassen, wenn man ihnen irgendeinen grünen Anstrich gibt. Seitdem die Mehrheit der Journalisten (meist sind es ja Journalistinnen) grün oder rot tickt, zählt eben die richtige Gesinnung mehr als der logische Verstand. Und mit einem E-Auto zeigt man Gesinnung. Man gibt sich nachhaltig. Man rettet das Klima. Man fühlt sich vorbildlich. Vor allem aber dokumentiert man Wohlstand. Man kann sich leisten, was sich das gemeine Volk immer seltener leisten kann. Denn so ein E-Auto kostet trotz Prämie noch immer weit mehr als der Golf-Fahrer bisher ausgeben musste. Und um es vernünftig betreiben zu können, braucht man eine heimische Lade-Steckdose, die es eben im Mehrfamilienhaus so gut wie nirgends gibt.

Aber es besteht der begründete Verdacht, dass genau das von der Politik genau so gewollt ist. Die Masse an Autos, die heute herumfährt, ist durchaus ein Problem. Der morgendliche und abendliche Stoßverkehr bringt vor allem die Ballungszentren an ihre Grenzen. Der damit verbundene Schadstoffausstoße ist real vorhanden, auch wenn er längst nicht so schwerwiegend ist, wie uns die Grünen gerne weismachen wollen. Wenn man Messstationen extra so aufstellt, dass möglichst viel Schadstoffe erfasst werden, zeigt das ja schon die eigentliche Absicht.

Zu dem Stimmungsbild passt auch, dass das Fahrrad in allen Gazetten als Verkehrsmittel der Zukunft hochgelobt wird. Man spricht von Verkehrswende und meint damit, den Autofahrern eine Fahrspur zu klauen, um sie den Radfahrern zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis kann man zum Beispiel in Lübeck sehen. Da wurde eine hochfrequentierte Zufahrtsstraße zur Innenstadt passend zum grünroten Zeitgeist von vier auf zwei Fahrspuren reduziert. Das Ergebnis? Man kann nirgends mehr links abbiegen und muss entsprechende Umwege fahren, und in den Hauptverkehrszeiten staut sich der Verkehr, wo früher alles flüssig lief. Dafür kann man auf der ganzen Strecke vielleicht ein halbes Dutzend Radfahrer sehen, die sich in jede Richtung über einen drei Mater breiten Radweg freuen.

Das Fahrrad ist ein tolles Sportgerät. Ein ernst zu nehmendes Verkehrsmittel ist es nicht. Als Transportmittel ist es bestenfalls ein Notbehelf. Und in einem Lastenrad Kinder zu transportieren, gilt zwar in grünen Kreisen als schick. In Wirklichkeit grenzt es an Fahrlässigkeit. Wo ist die Logik, wenn die Kleinen im Auto angegurtet in den Kindersitz müssen, auf dem Rad aber ungeschützt in einer simplen Holzkiste sitzen?

Ganz gleich, was Gründenker gerne behaupten, Mobilität ohne eigenes Auto ist nur Freiheit zweiter Klasse. Trotzdem tut der rotgrüne Mainstream in den Behörden alles, um den Menschen das Auto abzugewöhnen und Autofahren an sich unattraktiv zu machen. Die Zufahrtstraßen werden „zurückgebaut“. Einen halben Tag in der City zu parken kostet mittlerweile so viel wie ein Cappuccino im Café. In Lübeck meinen die Grünen, ein Parkplatz am Stadtrand müsse mindestens so teuer sein wie ein Ticket mit dem Nahverkehr. Aber von Wirtschaft verstehen die Klimapaniker nichts. Sonst würden sie nämlich sehen, dass in der schönen Altstadt ein Geschäft nach dem anderen dichtmacht und selbst die Malls kaum Mieter für ihre Verkaufsflächen finden. Eine Stadt, die man nicht vernünftig erreichen kann, wird eben irgendwann sterben. Dafür haben die Einkaufszentren in der Peripherie Hochkonjunktur. Dort kann man eben problemlos direkt vor der Tür parken und muss nichts quer durch die Stadt zum Auto schleppen.

Die grüne Doktrin ist eigentlich durchsichtig, auch wenn sich keiner getraut, es offen auszusprechen: Das eigene Auto und die damit verbundene Freiheit und Unabhängigkeit soll zu einem Privileg für Politiker und Reiche werden. Das gemeine Volk soll sich gefälligst in die öffentlichen Verkehrsmittel zwängen, die zu den Stoßzeiten schon jetzt völlig überlastet sind.