Amazon hat die Qualität entdeckt

Der Siegeszug des eBooks ist nicht mehr aufzuhalten. Schon seit Jahren geht der Verkauf von gedruckten Büchern unaufhaltsam in den Keller, während der Hang zum eBook immer deutlicher wird. In Deutschland werden zwar immer noch weit mehr herkömmliche Bücher verkauft als elektronische. Aber auch hier verrät ein Blick in die Zugabteile, dass ein Wandel im Gange ist. Immer mehr Menschen erkennen eben, dass es mehr Sinn macht, ein paar Dutzend Bücher auf dem Tablet dabei zu haben, als nur zwei, drei Exemplare ins ohnehin knappe Reisegepäck zu quetschen.

Wobei sich die traditionellen Verlage irgendwie selbst im Weg stehen. Zwar gibt es die meisten Titel mittlerweile auch als eBook. Aber die Preise liegen nur unwesentlich unter der gedruckten Variante.  Man will also für ein Buch, das praktisch keine Herstellungskosten verursacht, genauso viel haben wie für eines, das gesetzt, gedruckt, gebunden und per Post verschickt werden muss. Dass das keine Erfolgsgeschichte wird, ist absehbar.

Da ist es kein Wunder, dass Amazon mittlerweile zum absoluten Marktführer bei eBooks aufgestiegen ist. In den USA hält das Unternehmen einen Marktanteil von sage und schreibe 75 %. Im Printbereich sind es um die 40%.

Einen ganz erheblichen Anteil daran haben die sogenannten Indie-Titel. Indie steht dabei für „independent“, also unabhängig, und bezeichnet Bücher, die vom Autor selbst herausgegeben werden, ohne dass dabei ein Verlag zwischengeschaltet wird. Amazon hat dafür den Bereich Kindle direct Publishing (KDP) eingerichtet und bietet Autoren die Möglichkeit, ihre Werke auch ohne ISBN-Nummer exklusiv als Kindle-Ebook zu vertreiben. Anmazon schweigt sich zwar über Stückzahlen aus, aber man geht davon aus, dass es mehrere hunderttausend solcher eBooks direkt aus Autorenhand gibt.

Der größte Teil davon ist Erotik, die im gesamten Amazon-Sortiment um die 50% Marktanteil ausmacht. Sex sells funktioniert eben auch hier. Allerdings ist amazon gerade deswegen in den USA unter Beschuss geraten. Ein Großteil der Erotik-Titel wären Pornografie, so der Vorwurf, und wer Amerika kennt, der weiß auch, dass ein Unternehmen solche Vorwürfe nicht einfach ignorieren kann. Amazon reagierte daher – mit dem Ergebnis, dass Erotik-Titel seither nicht mehr in den Buchempfehlungen und Bestseller-Listen auftauchen.

Doch nicht nur das. Amazon hat auch erkannt, dass sich auf seiner Plattform zahlreiche Autoren tummeln, deren Werke selbst die 99 Cents nicht wert sind, die dafür verlangt werden. Da gibt es dünne Ratgeber, die nicht viel mehr als Binsenweisheiten bieten. Des gibt Romane, die das Format eines Schüleraufsatzes haben. Es gibt viel Schrott, der dem Ansehen des eBooks nicht gerade guttut. Amazon vertreibt daher mittlerweile nicht mehr jedes Buch, dass jemand hochladen will. Vielmehr gelten seit geraumer Zeit zahlreiche interne Qualitätskriterien, die ein Buch erfüllen muss, um es in den Kindle-Shop zu schaffen. Dafür prüft ein Algorithmus das Buch auf Rechtschreibfehler und verweigert die Annahme, wenn der Autor zu schlampig gearbeitet hat. Auch werden erotische Inhalte unter die Lupe genommen und Amazon entscheidet nach bislang nur ansatzweise bekannten Maßstäben, ob das Buch über die Plattform vertrieben wird oder nicht.

Die Zeiten des Wildwuchses sind also vorbei und man wird sich künftig vermehrt darauf verlassen können, dass das Herunterladen eines Kindle eBooks kein Griff in die Mülltonne ist.