Wie weit soll das eigentlich noch gehen?

Technologiekonzerne wie Samsung und Apple haben Produkte wie Computer, Smartphones und Tablets. Dinge, mit denen man etwas anfangen kann und für die man durchaus gerne Geld ausgibt. Auch im Showbiz gibt es Produkte. Nur das es dort Menschen sind, die irgendwelche Filmrollen spielen oder irgend ein Lied trällern, um Geld einzuspielen. Stars, die normalerweise geradezu zerfressen sind von Geltungssucht. Sternchen, die alles tun, um dazuzugehören. Und Sternschnuppen, die es zumindest kurze Zeit schaffen, Aufmerksamkeit zu erregen. Und das geht eben heute nur noch, indem man Tabus bricht und immer noch einen Schritt weiter geht.

Ich beschäftige mich ja normalerweise nicht mit dem Show Business. Musik, die heute überall zu hören und morgen schon wieder vergessen ist, war noch nie mein Ding. Und über Filme kann ich zwar sagen, ob er mir gefallen hat oder nicht. Welche Schauspieler daran beteiligt waren, weiß ich jedoch in aller Regel nicht. Interessiert mich auch nicht, denn ich habe in erster Linie die Rolle gesehen und nicht die Person, die sie gespielt hat.

Daher habe ich auch noch nie ein Filmfestival verfolgt. Außer vielleicht die Nordischen Filmtage hier in Lübeck. Aber da gibt es keine Stars und Sternchen, was vielleicht auch daran liegt, dass es keinen Laufsteg gibt. Dafür kann man die Regisseure der Filme treffen und sich nach dem Film mit ihnen unterhalten.

Cannes ist für mich eine no go area und der ganze Filmzirkus ist in meinen eine völlig unbedeutende Erscheinung. Hat eine Frau eine Rolle gut gespielt, findet durchaus meine Anerkennung, auch wenn mich, wie gesagt, die Rolle selbst weit mehr interessiert als die Schauspielerin dahinter. Aber ich würde nie darauf kommen, eine Schauspielerin zu verehren. Sie hat ihren Job gemacht, so what? Sie hat ihn besonders gut gemacht, alle Achtung. Sie sieht begehrenswert gut aus, aber das tun andere auch. So richtig wichtig erscheint mir bei der ganzen Sache eigentlich nur der Regisseur.

Die meisten Schauspielerinnen sind für mich – man verzeihe mir diese Bezeichnung – Nutten im öffentlichen Raum. Sie reden über #Metoo und treten in Kleidern auf, die eher ausziehend als anziehend sind. Sie wetteifern darum, wer die schönsten Titten hat und wer am meisten davon zeigt. Sie stolzieren in sündhaft teuren Designerstücken über den Laufsteg, in denen eine unbedachte Bewegung genügt, um jegliche Bekleidungsfunktion aufzuheben. Sie machen mit gezielten Provokationen die Männerwelt in Atem, aber keiner hält es mehr als ein paar Monate mit ihnen aus.

Es gibt natürlich auch die anderen. Richtige Schauspielerinnen, die ihren Job gelernt haben und ihr Handwerk beherrschen. Meist sind sie um Klassen besser als die hochgehypten Stars. Aber sie sind eben nichts für den Scharm der sensationsgeilen Fotografen, die ihre Verlage mit scharfen Bilder versorgen sollen. Denn Sex sells und allein um Sex geht es hier.

Das Foto ganz oben ist so etwas wie der neue Höhepunkt im Schrei nach Aufmerksamkeit. Einige Leser mögen vielleicht wissen, um wen es sich dabei handelt. Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht. Ich sehe nur eine Frau, die so teuer wie geschmacklos gekleidet ist. Vermutlich hat das edle Teil mit seiner kalkulierten Transparenz ein kleines Vermögen gekostet. Aber seine Trägerin hat es endgültig zu dem gemacht, was sie ist: eine Vorführnutte, die ihre Muschi zum Markenzeichen gemacht hat, die man in allen Hochglanzmagazinen begutachten kann. Nicht wirklich nackt natürlich, denn vermutlich gab es da noch einen winzigen Rest Scham in Form eines sichtbar unsichtbaren Stoffetzelchens.

Die Enthüllung oben herum hat offensichtlich ihren Reiz verloren. Titten hat man schon zur Genüge gesehen und jeder Mann weiß, dass die schönsten und perfektesten Exemplare nur selten das Werk der Natur, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit das Kunstwerk eines Chirurgen ist. Die Narben an der Unterkante wird schließlich nur bemerken, wer es sich antut, mit der Betreffenden auf Hautkontakt zu gehen.

War es früher noch Hingucker, wenn so ein Busen für Sekundenbruchteile einschließlich der Nippel freigelegt wurde, halten sich die Preise für solche Paparazzi-Schnappschüsse mittlerweile in engen Grenzen. Busen ist zwar nicht gleich Busen, aber im Wesentlichen sind die Unterschiede doch begrenzt. Außerdem kann heute jeder ins Web gehen und bekommt innerhalb von wenigen Klicks so viele Brustwarzen präsentiert, wie er sehen will – große, kleine und winzige, schlaffe und straffe, aufrechte und hängende. Schön zum Ansehen, aber schon lange keine Sensation mehr.

Was ist also der nächste logische Schritt? Ganz klar, die Muschi muss ins Bild. Möglichst dezent natürlich, denn man will ja nicht ordinär wirken. Und immer nur für einen winzigen Augenblick, aber unter einem Dutzend Kameras ist sicher eine dabei, die genau den erwischt. Wobei natürlich alles so aussehen muss, dass man denkt, sie wäre tatsächlich nackt und bloß, aber es andererseits nicht wirklich so genau weiß.

Wobei der Trend bereits im Mainstream angekommen ist. Schließlich lesen auch Friseusen die Magazine ihrer Kundschaft und sind daher stets bestens im Bilde, was gerade angesagt ist und worauf die moderne Frau von heute achten sollte. Auf eine blank rasierte Möse natürlich, aber das ist ja nicht wirklich neu. Und auf die geschickte Zurschaustellung eben dieser, ohne wirklich nackt durch die Straßen zu laufen.

Und so konnte Mann in diesem Sommer nicht nur die ganz, ganz knappen Röcke sehen, die schon kurz am Schenkelansatz zu Ende sind. Er erhielt auch immer wieder großzügige Einblicke in das, was früher einmal Intimzone genannt wurde. Manchmal war da noch das Bikinihöschen, das die sorgfältig glattrasierte Haut nur bis zum Bund offenbarte. Aber der String ist immer mehr im Kommen. Schüchterne kleiden damit immer noch die gesamte Muschi ein. Die Mutigen sind aber bereits einen Schritt weiter und deklarieren nur noch das, was sich zwischen den äußeren Schamlippen befindet, als zu intim, um es jedermann zu zeigen.

Was auf dem Laufsteg geht, kann schließlich auch am Urlaubsstrand nicht ganz daneben liegen.

Ob ich prüde bin? Ich glaube nicht, aber ich frage mich durchaus, wohin es führen soll, wenn der Hang zum Exhibitionismus weiter in den Alltag vordringt. Soeben läuft meine Liebste am Schreibtisch vorbei. Ich weiß, dass sie unter meinem Sweat Shirts nichts und gar nichts trägt. Ich kann es auch sehen, wenn sie sich fürsorglich um meine Zimmerpflanzen kümmert. Das Ding ist schließlich kein Kleid und legt alles frei, sobald der aufrechte Gang verlassen wird. Das ist schön. Das ist erregend. Das ist ein Zeichen von Vertrautheit und Zweisamkeit.

Aber wie wäre es wohl, wenn sich mir solche Anblicke tagtäglich bieten würden? An der Bushaltestelle, im Café und natürlich bei jedem Fahrrad fahrenden weiblichen Wesen? Mal abgesehen davon, dass ich mir dann viel unter die Augen gehalten würde, das ich eigentlich lieber nicht gesehen hätte. Ich wäre auch der ständigen Versuchung ausgesetzt, die Ware Frau zu begutachten und ihre Features zu vergleichen. Bis zu dem Punkt, an dem ich womöglich den Wunsch an meine Liebste herantragen würde, sie möge doch die da unten eine oder andere kleine Korrektur vornehmen.

Denn auch Chirurgen haben den Trend der Zeit erkannt. Nach dem Busen ist nämlich jetzt auch in der plastischen Chirurgie die Muschi an der Reihe. Schließlich hat jeder Mann schon Pornos konsumiert und hat seine ganz persönliche Vorstellung davon, wie eine perfekte Muschi auszusehen hat. Und die Frau von heute weiß, dass sie Konkurrenten hat und ihr Marktwert nur durch Perfektion gesteigert werden kann.

Aber zum Glück denken noch nicht alle so.