Ist das noch Arbeit, oder schon Vergnügen?

Als Bertha Benz im Jahre 1888 mit ihren beiden Söhnen zu ihrer denkwürdigen Autofahrt von Mannheim nach Pforzheim aufbrach, reiste sie in einem Fahrzeug, das nicht viel mehr war als eine Kutsche mit einem laut knatternden Verbrennungsmotor. Erst später entstanden die Formen, wie wir sie in den Grundzügen heute noch kennen.

Beim Computer war es nicht viel anders.

Auch den ersten „persönlichen“ Computern sah man an, dass ihre Herkunft eigentlich eine Schreibmaschine war, die man mit einem Fernseher kombiniert hatte. Was damals mit neuen Markennamen wie Apple, Atari oder Commodore die Welt revolutionierte, waren nichts anderes als Tastaturen mit etwas Elektronik drin, die man an einen kleinen Röhrenmonitor anschloss. Erst IBM hat daraus den PC gemacht, wie er viele Jahre die Büros beherrschte.

Das mit dem tragbaren Computer war zwar damals schon ein Traum, aber so richtig brauchbare Lösungen gab es lange Zeit nicht. Ich habe heute noch einen alten Olivetti in der Vitrine, der den bescheidenen Anfang von dem markierte, was man später Laptop nannte. Das Ding hatte ein klappbares Display, auf dem man sage und schreibe 8 Zeilen mit jeweils 40 Zeichen darstellen konnte. Der eingebaute Arbeitsspeicher betrug sagenhafte 64, nein nicht Mega-, sondern Kilobyte. Zur Datenspeicherung musste ein ganz gewöhnlicher Cassettenrecorder herhalten. Gedruckt wurde über eine elektrische Schreibmaschine mit Kabelanschluss.

Ich fand es seinerzeit einfach cool, mit dem Ding überall Texte schreiben zu können. Aber so richtig sinnvoll war die Sache eigentlich nicht. Es war ein Compaq, mit dem ich zum ersten Mal richtig mobil arbeiten konnte. Er hatte immerhin schon ein Farbdisplay und statt Maus gab es einen eingebauten Trackball.

Es muss irgendwann nach 2005 gewesen sein, als die letzte große Blechkiste unter meinem Schreibtisch verschwand und meine Texte nur noch auf dem Laptop getippt wurden. Der hieß mittlerweile Notebook und begann allmählich, die ganze klobige Computertechnik aus den Büros zu vertreiben. Ich habe es sehr geschätzt, eigentlich überall arbeiten zu können: am Schreibtisch, auf der Couch, auf der Terrasse, im Zug, zu Hause, beim Kunden und im Urlaub.

Mittlerweile besteht meine ganze Technik aus zwei DELL Notebooks aus der Latitude-Reihe, einem großen Monitor auf dem Schreibtisch und einem Laserdrucker. Mehr braucht ein Freelancer heute nicht mehr. Außer dem Smartphone natürlich.

Oder doch?

Ja, eigentlich schon und ich denke da an die Gattung der Tablets, die seinerzeit Apple mit dem iPad erfolgreich gemacht hat. Sie können fast alles, was auch ein Notebook kann und alles besser, was man mit einem Smartphone macht. Lange Zeit habe ich sie allerdings lediglich als ein nettes Gimmick angesehen. Praktisch, um unterwegs ein Buch zu lesen oder im Bett einen Film anzusehen. Auch ganz OK, um beim Frühstück schon mal die eMails zu checken. Aber sonst?

Ja, sonst fehlte mir vor allem eine richtige Tastatur, um vernünftig tippen zu können. Die Bildschirm-Tastatur, die sich immer wieder einblendet, ist ja doch nur ein Notbehelf. Eine Zeit lang habe ich einen Asus Transformer genutzt, bei dem man eine richtig gute Tastatur andocken kann. Aber das Ding hatte Windows 10 und war weder ein richtiger Notebook noch ein richtiges Tablet. Außerdem gab es ständig irgendwelche rätselhaften Probleme, wie sie eigentlich ein Linux-verwöhnter Computernutzer nicht kennt.

Also habe ich das Ding über eBay verkauft und mir ein Spielzeug zugelegt, das mich auch jetzt – nach über einem halben Jahr – noch richtig begeistert. Es kommt von Lenovo. Der koreanische Hersteller hat früher die IBM Notebooks gebaut, bis IBM dieses Geschäft aufgegeben hat. Heute zählt Lenovo zu den Impulsgebern im Computermarkt und bringt immer wieder hoch interessante Geräte heraus.

Mein Lenovo nennt sich Yoga Book und besteht aus zwei Teilen, die zusammen keine 10 mm dick sind. In der einen Hälfte steckt das Display, in der anderen eine Touch-Tastatur, die völlig ohne mechanische Tasten auskommt. Verbunden sind beide Hälften mit einem interessanten 180°-Scharnier. Klappt man sie zu etwa einem Viertel auf, kann man das Gerät wie ein Zelt auf den Tisch stellen und zum Beispiel bequem einen Film ansehen. Man kann aber auch einen kleinen Notebook daraus machen, ohne irgend etwas anstecken zu müssen oder gar wie beim iPad irgendwelche wackeligen Tischaufsteller zu brauchen.

Das Yoga Book gibt es mit Windows 10 oder Android, aber wie gesagt, von Windows halte ich mich gerne fern.

Das eigentlich reizvolle am Yoga Book ist aber nicht nur sein extrem schlankes und edles Design. Es ist vor allem die Tastatur, die in Wirklichkeit eine Art Touchpad ist, das in etwa das Format eines DIN A5-Blattes hat. Schaltet man den Tastatur-Modus ein, geht die LED-Beleuchtung an und man sieht ein komplettes Tastenlayout samt Trackpad. Daran muss man sich ein wenig gewöhnen, aber man kann damit recht flott schreiben. Für eine eMail reicht es allemal. Ich habe damit auch schon komplette Artikel geschrieben und danach gleich in diesen Blog eingepflegt.

So richtig interessant wird es allerdings, wenn man das Yoga Book soweit aufklappt, dass beide Hälften flach auf dem Tisch liegen. Dann zeigt sich nämlich etwas, was es in dieser Form sonst nirgends gibt:

Es gibt nämlich zum Yoga Book eine Art Kladde mit Magnetverschluss. Da kann man ein paar Blatt Papier einlegen und mit einem speziellen Kugelschreiber darauf schreiben. Der beiliegende Kugelschreiber interagiert mit der Sensorfläche des Gerätes und alles, was man auf Papier schreibt, wird auch elektronisch erfasst und lässt sich in einer Datei speichern. Das ist für mich die erste Notitzfunktion, die ich wirklich sinnvoll finde.

Ich bin zwar ein Freund des papierlosen Büros. Doch wenn ich bisher zu einem Interview vor Ort war, habe ich mich doch auf den guten alten Schreibblock verlassen. Handschriftlich kann ich eben noch immer schneller schreiben als mit jeder Tastatur. Mit dem Yoga Book habe ich jetzt alle Notizen in elektronischer Form (und zur Sicherheit auf Papier). Ich kann sie zusammen mit dem Vorgang speichern und muss sie nicht irgendwo abheften, wo ich sie dann nie wieder finde.

Früher tauchte ich vor Ort immer mit meiner Reporter-Tasche auf, in der neben dem Notebook ein dicker Notizblock steckte. Heute komme ich nur noch mit einer kleinen Herrentasche an und habe trotzdem alles dabei.