Gender Pay Gap: Warum Frauen wirklich weniger verdienen

Er nennt sich „Equal Pay Day“ und der Tag der Erinnerung liegt irgendwann im März. Bis zu diesem Tag müssen Frauen angeblich arbeiten, bis sie endlich das Einkommen verdient haben, das die Männer bereits seit dem 31. Dezember des Vorjahres in der Tasche haben. Ein fünftel weniger würden Frauen im Durchschnitt verdienen. Das sagt angeblich die Statistik und das ist natürlich ein Skandal. Ein Gender Pay Gap, den man nicht hinnehmen kann.

Wirklich?

Wie immer, wenn es um Statistik und Zahlen geht, muss man auch hier etwas genauer hinsehen, um die Sache wirklich zu verstehen. In diesem Fall handelt es sich um einen so genannten „unbereinigten Lohnvergleich“. Er wird alljährlich von der OECD, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und dem Statistischen Bundesamt erstellt. Dahinter steckt nichts anderes als der simple Vergleich zwischen den Bruttolöhnen von Männern und Frauen. Welcher Lohn hier für welche Tätigkeit bezahlt wird, bleibt dabei völlig außen vor. Der Unterschied liegt derzeit bei 21 % und genau diese Zahl geistert dann auch durch die Gazetten und wird vn den Berufsfeministinnen gerne lautstark angeprangert.

Dabei sagt diese Zahl eigentlich gar nichts. Denn dass Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, kann nicht nur daran liegen, dass ihnen von den bösen Männern in den Personalabteilungen grundsätzlich weniger Einkommen zugestanden wird. Es kann auch die Folge davon sein, dass mehr Frauen in weniger gut bezahlten Berufen arbeiten. Oder es kann die Folge einer im Schnitt schlechteren Ausbildung und damit Qualifizierung sein.

Wer mehr kann, verdient auch mehr

Ein völlig anderes Bild ergibt sich, wenn man einen „bereinigten“ Lohnvergleich anstellt. Das heißt, wenn man ausschließlich solche Gehälter vergleicht, die auf dem gleichen Bildungsniveau, der gleichen Berufserfahrung, der gleichen Tätigkeit in der gleichen Branche und der gleichen Arbeitszeit beruhen. Hier kommen nämlich ganz andere Zahlen heraus. Und die liegen je nach dem angesetzten Vergleichsverfahren zwischen 6 % und 12 %.

Es gibt sogar Berechnungen, die zu einem völlig anderen Schluss kommen. So hat zum Beispiel die Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft errechnet, dass bei jüngeren Männern und Frauen statistisch überhaupt kein Gender Pay Gap nachweisbar ist. Ja, es wurde sogar nachgewiesen, dass Frauen mit hohem Bildungsabschluss gegenüber den Männern sogar einen leichten Lohnvorteil haben.

Der Gender Pay Gap ist also weitgehend ein Mythos. Anders gesagt: Wer weniger verdient, ist entweder schlechter qualifiziert, arbeitet weniger oder hat schlicht und einfach den falschen Beruf gewählt.

Familie oder Beruf heißt entweder oder

Woran es liegt, dass es vor allem Frauen sind, die in schlecht bezahlten pflegenden Berufen arbeiten, hat noch niemand erforscht. Warum gerade sie es sind, die sich in notorisch schlecht zahlenden Branchen tummeln, war ebenfalls noch nie Gegenstand einer Untersuchung. Genauso wie die Frage, weshalb sich Frauen immer noch als Friseusen oder Verkäuferinnen ausbilden lassen, obwohl abzusehen ist, dass sie sich in diesen Berufen immer am unteren Ende der Einkommensskala bewegen werden.

Außerdem gibt es mehrere Zusammenhänge, bei denen das Geschlecht durchaus eine entscheidende Rolle spielt. Kinder bekommt nun mal nur eine Frau und damit ist sie es, die eine Babypause macht und sich längere Zeit aus dem Arbeitsleben zurückzieht. Und da mehrere Kinder oftmals zeitlich dicht aufeinander folgen, können da schon ein paar Jahre Berufsausstieg zusammenkommen. Das hat natürlich Folgen, denn die Entwicklung geht weiter und wer mehrere Jahre nicht Teil davon war, wird entsprechend schwer haben, wieder im alten Beruf Fuß zu fassen.

Das ist durchaus ein Nachteil, mit dem Männer nicht zu kämpfen haben. Aber er ist ausschließlich biologischer Natur und hat nichts mit ungerechter Bezahlung zu tun. Eine Lücke in der beruflichen Entwicklung bleibt eben nicht ohne Folgen und kann sich durchaus nachteilig auf die Karriere auswirken. Was vielleicht eine Erklärung dafür ist, weshalb Frauen in Top-Positionen noch immer die Minderheit bilden. Eine Führungskraft muss sich eben verdammt anstrengen, um auf der Karriereleiter ganz nach oben zu kommen. Mit einem geregelten 8-Stunden-Arbeitstag ist das kaum machbar. Man muss schon bereit sein, sich über das vertraglich vereinbarte Maß in den Job einzubringen. Auch wenn das Meeting bis spät in die Nacht dauert oder wenn es heißt, einen Geschäftspartner zum Essen einzuladen und danach an der Bar noch ein paar entscheidende Details zu besprechen.

Nicht nur Angestellte verdienen Geld

Was bei der ganzen Gender Pay-Debatte meist außen vor bleibt, ist die Tatsache, dass sich alle Untersuchungen immer nur auf abhängige Beschäftigungsverhältnisse beziehen. Löhne kann man eben bequem vergleichen und Unternehmen sind verpflichtet, das Daten->Rohmaterial dafür zu liefern.

Doch selbst in Deutschland hat sich das Bild gewandelt und wird sich weiter wandeln. Wer heute eine kluge Wahl trifft, was Ausbildung und Beruf angeht, der schielt nicht nur auf einen Job als Angestellter, sondern bezieht ausdrücklich auch die Möglichkeit ein, als Freiberufler oder Selbstständiger zu arbeiten. Denn die Arbeit in einem Unternehmen bedeutet Abhängigkeit von der genau festgelegten Arbeitszeit bis zum Urlaubsanspruch. Und sie bedeutet meist ein Einkommen, das sich im Laufe der Jahre nur in kleinen Schritten verändert.

Ein gut positionierter Selbstständiger hingegen muss zwar mit einem insgesamt höheren Lebensrisiko leben. Aber er kann auch ohne jahrelange Wartezeit ein Einkommen erwirtschaften, für das er in einem Unternehmen schon ziemlich weit oben in der Hierarchie stehen müsste. Sein Auto muss er nicht aus dem bereits versteuerten Einkommen finanzieren und wenn er Urlaub machen oder auch nur ein paar Tage ausspannen will, muss er niemand fragen.

Dass die meisten Unternehmensgründungen noch immer Männersache sind, hat ganz bestimmt nicht mit ungleichen Chancen zu tun. Sondern vielleicht mit psychologischen Gründen, mit biologischen Zusammenhängen oder ganz einfach mit fehlender Risikobereitschaft. Denn wenn es Frauen erst einmal geschafft haben, dann sind sie meist nicht weniger erfolgreich als Männer. Vorausgesetzt, siue setzen sich mit derselben Energie für ihr Lebensziel ein.

Frauen sind eben doch keine Männer

Frauen sind nicht dümmer als Männer. In der Schule haben sie meist die besseren Noten und an der Uni liefern sie nicht selten die besseren Ergebnisse ab. Sie sind eine ernsthafte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und kein Personaler würde heute noch auf die Idee kommen, einen Mann einer Frau vorzuziehen, nur weil er ein Mann ist.

Und doch sind Männer und Frauen nicht gleich. Gleichwertig natürlich, aber nicht gleich, was ihre Eigenschaften, Sichtweisen und Vorgehensweisen angeht. Sie sind es, die Kinder bekommen und zu diesen Kindern eben auch eine ganz besondere Beziehung entwickeln. Sie haben lieber mit Menschen statt mit Technik und Maschinen zu tun. Sie suchen im Job nicht einfach Geld und Karriere, sondern vor allem Zufriedenheit, ein angenehmes Arbeitsklima und ein hohes Maß an Identifikation.

Eine Catalyst-Studie hat ergeben, dass Frauen nur selten nur deshalb den Job wechseln, weil es wo anders mehr Geld gibt. Sondern weil sie mit den Rahmenbedingungen nicht zufrieden sind. Ja, sie nehmen sogar ein geringeres Einkommen in Kauf, wenn das ganze Drumherum stimmt.

Das alles ist nicht negativ, aber es hat Konsequenzen und die drücken sich eben nicht selten in Geld, Status, Ansehen und dem aus, was wir in unserer Gesellschaft als „Erfolg“ bezeichnen. Wobei es ohnehin fraglich ist, ob ein Mensch zwangsläufig glücklicher ist, wenn er den besser bezahlten Beruf, das schickere Auto und all die anderen Statussymbole hat. Oder ob der Sinn im Leben nicht vielleicht darin liegt, weniger fremdbestimmt zu leben und mehr Zeit für sich selbst zu haben.