Alle Männer sind Schweine. Wirklich?

Es ist vielleicht der Hashtag des Jahrzehnts. Frauen erinnern sich, von einem Mann angegrabscht, angemacht oder sonst irgendwie belästigt worden zu sein. Meist liegt der Vorfall Jahre zurück und meist wird er von Frauen geäußert, die angesichts ihres Alters und/oder Aussehens vermutlich schon lange niemand mehr zu nahe getreten ist. Ein männlicher Blick auf eine reichlich verlogene Debatte.

Zugegeben, ich bin Mann. Ich bin sogar ein alter weißer Mann. Ich verfüge damit über eine gute Portion männlichen Sozialverhaltens, das von bestimmten Kreisen als toxische Männlichkeit empfunden wird. Die hat mir einfach die Natur mit auf den Weg gegeben. Das ist Genetik. Dafür kann ich nichts, aber dazu stehe ich. 

Ich gebe zu, mein liebster weiblicher Körperteil ist der Po. Eine Frau ohne ein weiblich ausgeformtes Hinterteil lässt mich einfach kalt. Lerne ich eine kennen, richtet sich daher mein Blick automatisch nach unten und meine Augen warten ungeduldig auf den Augenblick, der über alles entscheidet. Hat sie die Natur mit den richtigen Rundungen ausgestattet, werden irgendwo in meinem Körper irgendwelche Hormone ausgeschüttet und meine Libido geht in Bereitschaft. Ist dem nicht so, ist die Sache erledigt. Auf der Stelle. Unwiderruflich. 

Dass ich nicht schon Tausenden von Frauen an den Po gefasst habe, liegt einfach nur daran, dass ich vermutlich zu schüchtern dafür bin. Bei einer Fremden würde es mir nicht in den Sinn kommen und bei allen anderen kommt es einfach darauf an, wie gut ich sie kenne und wie wir uns verstehen. Die Sammlung an Frauen, mit denen ich mich gepaart habe, hält sich daher in engen Grenzen. Aber sie waren alle eine Augenweide. Und sie wussten nicht nur genau, wo sich meine Hände am liebsten aufhalten. Sie wussten das auch durchaus zu schätzen. 

Für die türkische Journalistin Sibel Schick falle ich damit wohl in die Kategorie #menaretrash. Sie ist nämlich der Meinung, dass Männer ganz allgemein nicht mehr als menschlicher Abfall sind. Das ist natürlich Blödsinn und vermutlich auf eigene Erfahrungen zurückzuführen, die wohl mehrheitlich nicht positiv verlaufen sind. Es ist aber auch typisch für die undifferenzierte Polarisierung, mit der die Debatte mittlerweile geführt wird. Wobei das im eigentlichen Sinne ja keine Debatte ist. Eine Debatte findet schließlich zwischen Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen statt. Ich habe aber noch nie gehört, dass sexistische Frauen den Diskurs mit Männern gesucht hätten. Nein, sie bleiben lieber unter sich und ziehen über das verhasste und doch begehrte Geschlecht her. Oder sie äußern ihre Ansichten in zahllosen Büchern und Artikeln, auf die niemand reagieren kann. 

Habe ich jetzt „sexistisch“ gesagt? Ja, das habe ich und genau das meine ich auch. Sexismus bedeutet nämlich per Definition schlicht und einfach die Diskriminierung einer Person allein aufgrund ihres Geschlechts. Und genau darum handelt es sich hier. Sexismus funktioniert nämlich in beide Richtungen und ist kein Schimpfwort, das nur auf Männer zutrifft. 

Wobei der Begriff mittlerweile eine Inflation erreicht hat, die schon bedenklich ist. Heute gilt nämlich so ziemlich alles als sexistisch, was bestimmten Frauen nicht passt und was einige von ihnen als skandalös empfinden. Wohlgemerkt, nicht die Frauen schlechthin, sondern nur eine ganz bestimmte Sorte Frau, die sich berufen fühlt, für all die anderen gleich mit zu sprechen, ohne jemals nachgefragt zu haben, was wohl die Mehrheit ihrer Geschlechtsgenossinnen von ihren Thesen hält.

Zum Klaps auf den Po und all den anderen Ungeheuerlichkeiten, die mittlerweile unter Begriffen wie Sexismus oder sexuelle Belästigung geführt werden, gibt es leider kein belastbares statistisches Material. Aber es gibt eine ganze Reihe von Umfragen vor allem zur sexuellen Belästigung. Je nachdem, wer hier was gefragt hat, gaben dabei 28 bis 58% der befragten Frauen an, schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Schon diese Spreizung der Ergebnisse zeigt allerdings, dass hier wohl ein großer Interpretationsspielraum besteht. Es gibt eben Frauen, die sich schon bei einem harmlosen Kompliment belästigt fühlen, während andere erst auf eindeutige Anmache gereizt reagieren. Und es gibt auch solche, die den Unterschied zwischen Belästigung und einem spielerischen Flirt nicht verstehen. 

Vor allem aber gibt es Frauen, die wiederholt belästigt werden und andere, bei denen dies nie geschah und wohl auch nie geschehen wird. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber es dürfte offensichtlich sein, dass hier Alter und Aussehen eine entscheidende Rolle spielen. Und auf das, was sie als belästigend empfindet und wie sie darauf reagiert. 

Die Schauspielerin Iris Berben meinte zum Beispiel: „Wenn mir ein Mann die Hand auf die Schulter oder auf den Hintern gelegt hat, hab ich gesagt: „Schatz, du nicht.“ Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich das nicht sagen kann.“ Wie ich sie einschätze, ist sie mit den Männern bestens ausgekommen. Auch mit denjenigen, die sich ihr annähern wollten, ohne dass sie bereit dazu war. Ganz anders reagierte die Schweizer Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. Sie war gerade in einer Ratsversammlung, als sich ein Mann die Freiheit nahm, ihr einen spontanen Klaps auf den Po zu geben. Ihre Reaktion kam prompt und der Lüstling musste eine ebenso spontane Ohrfeige einstecken. 

Das ist mir bisher nicht passiert. Auch nicht bei meiner heimlichen Schulfreundin Renate. Sie saß direkt vor mir und ihr Hinterteil war einfach sensationell. Die Arme hatte ziemlich altmodische Eltern, die etwas gegen die damals gerade aufkommenden Jeans hatten und darauf bestanden, dass ihre Tochter wie ein Mädchen aussah und im Rock zur Schule ging. Dadurch war sie alles andere als cool und zählte nicht gerade zu den beliebtesten Mädchen in der Klasse. Was wohl mit ein Grund dafür war, dass ich der Einzige war, der ein Auge auf sie geworfen hatte. 

Ich zählte wohl schon damals zu den Connaisseuren und wusste die Vorteile eines altmodischen Rocks durchaus zu schätzen. Besonders, wenn die Mädchen schön luftige Sommerkleider trugen, die in bestimmten Posen geradezu ideal die Rundungen ihrer Hintern nachzeichneten. Zum Beispiel, wenn sich Renate nach vorne beugte und sich unter dem dünnen Stoff klar und überdeutlich ihre Pobacken abzeichneten. 

Einmal konnte ich nicht anders und musste einfach Hand anlegen. Ich ließ es wie zufällig erscheinen und die Berührung dauerte auch kaum mehr als eine Sekunde. Aber sie schien nichts dagegen zu haben. Im Gegenteil, sie war das erste Mädchen, das mich anlächelte und mir seitdem auf dem Schulhof nicht mehr von der Seite wich. Zu mehr als Händchenhalten kam es damals nicht, denn wir waren wohl beide noch sehr schüchtern. Aber ich weiß seitdem was für mich entscheidend ist und wenn ein etwas älterer Mann einer deutlich jüngeren Frau einen freundschaftlichen Klaps verpasst, kann ich darüber nur verständnisvoll lächeln. 

Wenn er der Chef ist und ihre Karriere davon abhängig macht, dass sie mit ihm ins Bett geht, ist es mit meinem Verständnis allerdings vorbei. So etwas ist Nötigung. Allerdings ist es nur die harmlose Variante davon, denn sie wird ja zu nichts gezwungen, sondern kann Selbstbewusstsein zeigen und dankend ablehnen. Wenn sie sich dennoch darauf einlässt, ist sie eben eine Schlampe und sollte hinterher nicht kommen und von #MeToo sprechen. Menschen mit Format gehen nämlich aufrecht durchs Leben und lassen für die Karriere nicht alles mit sich machen. Und das trifft sowohl auf Frauen als auch auf Männer zu. 

Ich glaube, den meisten Kämpferinnen aus der Feministenecke ist gar nicht bewusst, dass sie eigentlich noch immer das uralte patriarchale Denkmuster im Kopf haben. Die Frau ist schwach und kann sich nicht wehren, lautet das Mantra. Genau das trifft jedoch in einer Welt der gleichen Chancen zwischen den Geschlechtern immer weniger zu. Eine Frau, die etwas kann, sollte nämlich kein Problem damit haben, sich gegen männliche Übergriffe zu wehren. Schließlich ist es immer besser, einen neuen Job zu suchen, als sich von einem Arschloch von Chef drangsalieren zu lassen. 

Wobei wir hier eigentlich nur über Randerscheinungen reden, die von vornehmlich weiblichen Autoren gerne zum medial wirksamen Problem hochgeschrieben werden. In Wirklichkeit sind nämlich weder Frauen pauschal die Opfer und Männer die Täter. Vielmehr kommen die meisten Frauen eigentlich ganz gut mit ihrem männlichen Gegenpart aus. Nicht ohne Grund dreht es sich vor allem bei jungen Frauen alles darum, den richtigen Mann zu finden, mit dem sie durchs Leben gehen kann. Für ihn hübschen sie sich nach Kräften auf. Sie werfen sich in Pose. Und sie erfüllen gerne alle sexistischen Männerwünsche, um ihn an sich zu binden. 

Aber das klingt eben alles andere als feministisch und das Bild vom toxischen Mann lässt sich damit auch nicht zementieren.