Frauen sind benachteiligt? Wer erzählt denn sowas?

Wenn man den gängigen Medien glaubt, dann steckt die Welt voller Ungerechtigkeiten und die größte davon ist die Benachteiligung der Frau. Frauen werden nicht nur in allen Lebensbereichen unterdrückt. Sie werden auch beruflich benachteiligt und dürfen bei den ganz großen Jungs nicht mitspielen. Vor allem aber werden sie ständig angemacht, begrabscht und dazu genötigt, die Beine breit zu machen, wenn sie es überhaupt zu etwas bringen wollen. Das alles gibt es natürlich. Doch im Alltag ist davon seltsamerweise so gut wie nichts zu spüren.

Wer das nicht glauben will, muss sich nur in jeden X-beliebigen ICE setzen und die Menschen um sich herum beobachten. Ich reise gerne in der ersten Klasse, weil ich da genügend Beinfreiheit habe und auch das Publikum angenehmer ist. Hier sitzen sie nämlich, die Männer mit Anzug. Sie haben keine Zeit, um aus dem Fenster zu sehen, denn Reisezeit ist Arbeitszeit. Also checken sie ihre eMails, klicken sich durch Spreadsheets oder sehen sich noch mal die Präsentation an, die sie später vor Publikum halten werden.
Aber was rede ich da. Es sind bei weitem nicht nur Männer, die im Business-Look unterwegs sind. Vor kurzem – auf dem Weg von Hamburg nach Nürnberg – habe ich eine kleine, private Erhebung gemacht. Der Großraumwagen war voll besetzt. Der Frauenanteil lag bei einem gefühlten Drittel. Die meisten waren recht jung. Allen sah man an, dass sie auf dem Weg zu irgend einem Termin waren und alle nutzten die Zeit zum Arbeiten.

Als ich in den 70er Jahren in den Beruf einstieg, befand ich mich in einer reinen Männerwelt. Frauen waren entweder Tippsen und wurden zum Diktat gerufen. Oder sie zählen zur besseren Kategorie und nannten sich Sekretärin. Die meisten heirateten irgendwann, bekamen Kinder und wurden nie wieder an einem Schreibtisch gesehen. Aber diese Welt gibt es nicht mehr. Sie hat sich gründlich verändert, wie man nicht nur im ICE sehen kann, sondern eigentlich überall.

Keiner schreibt heute mehr Briefe (vom Finanzamt mal abgesehen). Also werden heute auch keine Tippsen mehr gebraucht, also Frauen, die nicht viel mehr können als eine Schreibmaschine zum Klappern zu bringen und den Kaffeekocher zu bedienen. Die Sekretärin von heute heißt Assistentin und meist muss sie schon ein richtiges Studium hinter sich haben, um ihrem Job überhaupt gerecht zu werden.

Womit wir bei einem ganz entscheidenden Thema wären: Die Zeit, als ein Mädchen keine anständige Berufsausbildung machen durfte, weil es ja ohnehin bald heiraten wird, sind längst Vergangenheit. Heute fragt man noch nicht einmal an der Uni nach dem Geschlecht und selbst einstmals typische Männerberufe sind mittlerweile von Frauen durchsetzt. Die Statistik sagt, dass mittlerweile rund 40 % aller Studenten auf einen weiblichen Namen hören. Hier ist schon mal von Benachteiligung nichts zu spüren. Man sollte allerdings ein paar intellektuelle Fähigkeiten mitbringen. Ganz gleich, ob man als Männchen oder Weibchen geboren wurde.

Dazu kommt der grundlegende Wandel auf dem Arbeitsmarkt. Um die Jahrtausendwende lösten sich unzählige traditionelle Berufsbilder in nichts auf, weil sie schlicht und einfach nicht mehr gebraucht wurden. Auch dienstbare Geister weiblicher Natur sind aus der Mode gekommen. Seine eMails schreibt der moderne Manager selbst und den besten Kaffee liefert jeder Automat auf Knopfdruck. Die Büroangestellte von heute muss daher mehr können, als Männer zu bedienen und Briefe zu schreiben. Viel mehr.

Eine Frau, die heute keinen Job findet, kann es nicht auf den schlechten Arbeitsmarkt schieben, denn es gibt praktisch kein Unternehmen, das nicht dringend nach guten Mitarbeiter sucht. Auch die Behauptung, die Männer seien an allem schuld, ist reichlich daneben. Das Problem ist vielmehr fehlendes Wissen, unzureichendes Können, mangelnde Qualifikation. Personalchefs ist es nämlich mittlerweile egal, ob sie einen Mann oder eine Frau einstellen. Und mittelständische Unternehmer dachten in solchen Dingen schon immer ganz pragmatisch.

Dass überall der Nachwuchs fehlt, ist eine statistische Tatsache. Die versprochenen Fachkräfte aus dem Süden und Osten haben sich als Reinfall erwiesen. Also gibt es immer mehr Jobs für immer weniger Bewerber. Wer etwas drauf hat, kann daher auch etwas aus sich machen. Und die beruflichen Chancen für Frauen sind heute größer als jemals zuvor. Vorausgesetzt, sie wissen was sie wollen und nehmen ihr Leben in die Hand.

Letzte Woche bestieg ich in Lübeck einen dieser ellenlangen Gelenkbusse, der mich zu meinem Seebad an der Küste bringen sollte. Am Steuer saß eine Frau und ich muss sagen, sie hatte einen recht zackigen Fahrstil drauf.

Mein Steuerberater ist übrigens auch eine Frau und sie ist die Beste, die ich je hatte. Sie zählt sogar zu den ganz wenigen ihrer Zunft, die die Bezeichnung Berater auch wirklich verdienen. Die meisten ihrer Kollegen küngeln nämlich lieber mit dem Finanzamt und betätigen sich ansonsten lediglich als simple Buchhalter.

Als ich vor kurzem in der Werkstatt war, hantierte eine junge Frau mit dem Diagnosecomputer herum, was in meinem Kopf durchaus so einige Vorurteile auslöste. Doch es dauerte nur ein paar Minuten und sie wusste, wo das Problem steckt. Warum auch nicht. Frauen sind zwar in vielerlei Hinsicht anders als Männer. Blöder sind sie nicht.

Hinter der viel bejammerten Benachteiligung der Frauen scheint mir daher etwas völlig anderes zu stecken. Hier geht es um eines der letzten hilflosen Wortgefechte von Emanzen, denen allmählich die Themen ausgehen. Ihr Zenit waren die Sechziger. Damals gab es durchaus noch Defizite in Sachen Gleichberechtigung. Aber spätestens mit der Generation, die nach Woodstock geboren wurde, sind ihre Argumente überholt.

Was tut man also, um das alte Lied weiter singen zu können? Man nimmt die Statistik zu Hilfe. Und die zeigt durchaus, dass Frauen noch immer deutlich schlechter dastehen als Männer. Aber sie sagt nichts über die Ursachen aus. Da steht zum Beispiel nicht, dass die Mehrheit der Frauen, die arbeitslos sind oder Sozialhilfe beziehen, ein Kopftuch tragen und von Ausbildung noch nie etwas gehört haben. Daran denkt nämlich ein traditioneller Moslem nicht, der seine Tochter nur möglichst schnell verheiraten will.

Außerdem arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen im Pflegeberufen, als Friseusen oder als Verkäuferinnen – in Berufen also, in denen noch nie viel verdient wurde. Warum sie sich ausgerechnet solche Branchen aussuchen, anstatt etwas vernünftiges zu lernen, von dem man später auch gut leben kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Mein Matchokopf vermutet allerdings, dass es schlicht und einfach mit mangelnden Fähigkeiten zu tun hat.

Misserfolg liegt hier also hier nicht an ungleichen Chancen, sondern an fehlender Intelligenz, an schlechter Ausbildung und falschen Entscheidungen. Wer sich zur Krankenschwester oder Arzthelferin ausbilden lässt, der weiß schließlich von vornherein, dass es so etwas wie eine Karriere nicht geben wird. Und dass das Einkommen ein Leben lang auf dem untersten Level bleiben wird. Solchen Frauen können sich noch nicht einmal nach oben schlafen. Sie können bestenfalls ihren Chef heiraten. Aber das hat dann mit Karriere wenig zu tun.

Ansonsten sind die beruflichen Chancen für Mann und Frau gnadenlos gleich. Manchmal schafft man es nach oben durch Intrigen, durch Einschmeicheln oder durch gutes Selbstmarketing. Aber in aller Regel hat es etwas mit Können zu tun.