Frauenmode: Verhüllen und doch alles zeigen

Wenn es etwas gibt, das den Beweis dafür liefert, dass Mann und Frau definitiv nicht gleich sind, dann ist es die Mode. Wobei Männermode ja ziemlich langweilig ist. Eine Hose, ein Hemd, ein Sakko – mehr braucht der Mann nicht, um gut auszusehen. Ganz anders sieht es bei den Frauen aus. Für sie erfüllt Kleidung nicht einfach funktionelle Aufgaben, sondern ist ein bedeutendes Stück Lebensinhalt. Sie wird nicht nur getragen, um schick auszusehen. Sie dient auch dazu, kleine körperliche Unvollkommenheiten zu kaschieren und männliche Augen gezielt auf die vorhandenen Vorzüge zu lenken.

Dahinter steckt eine Milliardenindustrie, die vor allem von Marketing angetrieben wird. Ein paar Stoffteile zusammenzunähen kostet in irgend einer fernöstlichen Nähstube lediglich ein paar Euro und die stehen in keinem Verhältnis zu dem Preisetikett, mit dem das Ergebnis nach einem langen Seeweg im Laden angeboten wird. Dazwischen liegen ein paar Vertriebs- und Transportkosten. Vor allem aber purer Verdienst. Das kann man immer dann sehen, wenn die Saison zu Ende ist und die Restbestände verkauft werden. Im Sale kosten die dann plötzlich nur noch die Hälfte und sind trotzdem kein Verlustgeschäft.

Das Teuerste an der ganzen Sache ist nämlich das Label und da gibt es gewaltige Unterschiede, ob am Kragen irgendeine Phantasiemarke steht oder ein weltberühmtes Logo, das jeder kennt und sich nur wenige leisten können. Den Unterschied kann man durchaus sehen. Ein Kleid von Chanel ist ganz einfach schicker als eines von C&A und ein Business-Outfit von Boss hat etwas, das man irgendwie sofort spürt und in der No-Name-Welt kaum finden wird. Doch das hat nur sehr bedingt mit Material und Verarbeitung zu tun, sondern eher mit Design und Marketing.

Das wissen vor allem Frauen, während Männer eher aus Gewohnheit immer denselben Laden ansteuern, um sich mit dem Notwendigen einzudecken. Frauen hingegen sind die Opfer ständig wechselnder Modetrends, die unter Marketing-Experten die Bezeichnung künstliche Alterung tragen. Ein Kleid für mehr als einen Tausender könnte sie natürlich viele Jahre lang tragen. Das soll sie aber nicht, denn das würde ja den Cash Flow zerstören. Und das will sie auch nicht, denn sie will um jeden Preis vermeiden, dass der wichtige Mann ihres Lebens irgendwann ihres Anblicks müde wird. Und da das darunter eben so ist, wie es die Natur gewollt hat und auch lange Zeit so bleibt, muss eben die die äußere Fassade immer mal wieder mit neuen Reizen versehen werden.

Frauen ziehen sich schließlich nicht in erster Linie für sich selbst an. Sie wollen vor allem gefallen. Sie wollen nicht übersehen werden. Sie wollen Blicke auf sich ziehen. Weibliche Blicke, die giftig vor Neid sind und männliche Blicke, die wortlos Bewunderung ausstrahlen. Zumindest trifft das auf die meisten Frauen zu. Denn was so eine richtige Frau ist, die hat geradezu panische Angst davor, nicht beachtet zu werden. Das ist ihre Natur. So wurde sie geboren. Das muss Mann einfach nehmen wie es ist.

Wirklich elegante Frauen setzen dabei auf eine zeitlose Mode, die sich scheinbar seit hundert Jahren nicht verändert hat. Ihr Stil ist das kleine Schwarze, das schlichte Cocktailkleid oder das festliche Abendkleid. Doch sie wäre keine Frau, wenn sie es nicht drauf hätte, sich selbst mit einem einfachen Kleid so zu umhüllen, dass Mann gar nicht anders kann, als ihr auffällig unauffällig nachzusehen. Das ist eben seine Natur und auch er kann nicht anders.

Das scheinbar ganz simple Kleid ist nämlich heute aus einem Stoff geschneidert, der nicht einfach kleidet, sondern sich an den Körper anschmiegt, wie eine zweite Haut. Das Geheimnis dahinter heißt Elastan und jeder Modeschöpfer weiß genau, was sich damit alles machen lässt. Elastan ist nämlich eine wahre High-Tech-Faser, die es in sich hat. Sie ist nicht nur extrem reißfest. Sie hat auch die Eigenschaft, sich bis auf das Dreifache ihrer Länge dehnen zu lassen, um dann wieder vollständig zu ihrer ursprünglichen Länge zurückzufinden. Die Folge ist, dass ein Tuch aus Elastan nahezu genauso dehnbar ist, wie Gummi. Nur fühlt es sich angenehmer an, ist extrem reißfest und zeichnet sich noch dazu durch außergewöhnliche Haltbarkeit aus.

Gummi und Kleidung? Da denkt so mancher an die Fetisch-Szene und Leute, die sich in schwarze Overalls aus eben diesem Material zwängen, um sich dann auf speziellen Partys zur Schau zu stellen. Denn in einem Gummianzug wirkt eine Frau fast schon nackt, ohne es zu wirklich sein. Ein Anmacher schlechthin und das durchaus nicht nur für Fetischisten.

Elastan erzielt dieselbe Wirkung viel besser und unendlich praktischer. Deshalb ist es auch aus dem modernen Hochleistungssport nicht mehr wegzudenken. Rennradfahrer tragen es, um dem Körper eine aalglatte Oberfläche zu verleihen und der Luft möglichst wenig Widerstand zu bieten. Auch im Schwimmsport gehört es mittlerweile zum Standard. Und wer im Sportstudio einem besonders gut gebautem weiblichen Wesen nachschaut, der tut es ebenfalls, weil sich das Elastan wie eine zweite Haut an ihren Körper anschmiegt und ihr Yoga-Outfit keinen Zweifel daran lässt, wie es um ihre Anatomie bestellt ist.

Was bei Sportlerinnen Funktionskleidung heißt und optisch reizvolle Anblicke bewirkt, lässt sich natürlich genauso effektvoll einsetzen, um auch die Frau auf der Straße zum Hingucker zu machen. Mit Leggins zum Beispiel, die ja ursprünglich mal schlichte Strumpfhosen für drunter waren, mittlerweile aber so manchem jungen Ding völlig genügen, um sich ausreichend bekleidet zu fühlen. Ein Modetrend, der einen Gang durch die City für jeden Mann zur Augenweide macht – vorausgesetzt, das Objekt seiner Beobachtung hat einen makellosen Körper, der keine kleidungstechnischen Tricks braucht, um verführerisch zu wirken.

Doch Leggins, Yogapants und dergleichen geben nicht unbedingt eine festliche Abendgarderobe ab.Und im Büro kann man sich die grellbunte Außenhaut auch nur schwer vorstellen. Zum Konzert, zum Empfang, zur Cocktail-Party, zum romantischen Dinner zu Zweit oder einfach nur zur nächsten Sitzung im Konferenzraum will Frau doch eher in eleganter Aufmachung auftreten, die auf gesellschaftlich akzeptable Weise ästhetische Aspekte mit subtilen erotischen Signalen verbindet.

Wobei sie als geübte Selbstdarstellerin natürlich genau weiß, wie sie auch mit einem schlichten Abendkleid genau die gewünschte Wirkung erzielt. Ein Wissen, das auch Modemacher besitzen und alles tun, um ihr viel Geld abzuknöpfen, damit diese Wirkung sichergestellt ist. Wobei es ziemlich gleich ist, ob sie es vorzieht, sich klassisch, zeitlos, elegant zu geben, oder betont modisch und immer eine Spur auffälliger, effektvoller, gewagter.

Auch hier sorgt dieselbe Wunderwaffe für den gewünschten Effekt: Elastan. Nicht in seiner reinen Form mit dem bekannten Gummie-Effekt. Aber als geschickte Beimischung, die praktisch jedem Stoffe das gewünschte Maß an Elastizität und Anschmiegsamkeit verschafft. Wobei man auf den Laufstegen sehr gut beobachten kann, was alles möglich ist, während man auf der Straße, in den Cafés oder in der Lounge vom 5-Sterne-Hotel eher die gemäßigten Varianten findet.

Erst kürzlich wurde in Berlin mal wieder die alljährliche Fashion Week gefeiert, auf der deutlich wurde, dass die großen Modezaren mittlerweile keinen Exzess auslassen, um aus der Menge hervorzustechen. Wobei auch hier der Grundsatz gilt, Sex sells und jeder daran zu arbeiten scheint, mit der nächsten Kollektion die natürliche Schamgrenze noch ein kleines Stückchen mehr zu überschreiten. Da bewegt sich dann schon mal ein Model über den Catwalk stolziert, das völlig ungeniert seinen Hintern zur Schau stellt, dessen Formen originalgetreu von einem Kleidungsstück nachmodelliert werden, das dem Begriff Durchblick eine völlig neue Bedeutung verleiht. Hier wirkt selbst ein minimalistischer Alibi-String störend, weshalb er auch gleich weggelassen wurde.

Elastan at its best könnte man dazu sagen und heimlich bedauern, dass das bestimmt sündhaft teure Etwas wohl kaum den Weg in den Mainstream finden wird.

In der Geschäftswelt trifft man eher auf die Kostüme, Hosenanzüge und andere Outfits. Die vermitteln zwar auf den ersten Blick höchste Seriosität in den Farben Schwarz, Anthrazit und Grau.  Spätestens beim zweiten Hinsehen kann Mann aber wieder das weibliche Urbedürfnis erkennen, die vorhandenen körperlichen Vorzüge möglichst unübersehbar ins Blickfeld zu schieben. Ein Mann achtet ja eher auf einen guten Sitz und einen bequemen Sitz, wenn es um seine Anzughose geht. Für eine Frau muss sie vor allen eng anliegen, damit jeder männliche Anwesende über die Grundzüge ihrer Anatomie unterrichtet ist.

Damit sie sich trotzdem hinsetzen kann, ohne dass der Stoff dabei eine buchstäblich einschneidende Wirkung entfaltet, hat der Hersteller ihres Outfits einen großzügigen Anteil Elastan in das Gewebe eingebaut. Was übrigens oft auch auf Jeans zutrifft, die heute durchaus nicht nur aus klassischem Denim gefertigt, sondern mit der allgegenwärtigen Wunderfaser schön flexibel und anschmiegsam gehalten werden.

So richtig heiß wird es aber bei festlichen oder gesellschaftlichen Anlässen. Hier sieht sich Frau geradezu herausgefordert, ihr Bestes zu geben und Geschmack zu zeigen. Wobei Geschmack hier vor allem heißt, in Sachen Kleidung genau den richtigen Punkt zwischen elegant und obszön zu finden. Schick muss das oft extra für diesen Abend angeschaffte Kleid sein. Und natürlich unübersehbar teuer. Vor allem aber soll es zeigen, was es zu sehen gibt, ohne dabei peinlich zu wirken. Und es soll dezent kaschieren, was die Natur vielleicht nicht so perfekt hinbekommen hat.

Hat sie also einen ansehnlichen Arsch, wird sie das ihrer Umwelt auch mitteilen wollen und darauf achten, dass sich das teure Designerstück auch anmutig um den Körperteil schmiegt, den jeder Mann insgeheim gerne in die Hand nehmen würde. Gehört dieser Körperteil eher nicht zu ihren Vorzügen, wird sie sich vermutlich für ein Modell entscheiden, dass zwar ihre schlanke Silhouette betont, ab der Hüfte aber eher spielerisch locker nach unten fällt, damit nicht jeder merkt, dass sie da unten eher flach gebaut ist.

Wobei die Frau von heute natürlich auf die Details achtet. Früher trug sie aufwendige Korsagen unter der obersten Kleidungsschicht. Die Realität war daher bestenfalls zu erahnen und das gesamte Ensemble zielte vor allem darauf ab, dem Schönheitsideal der Zeit so nahe wie möglich zu kommen. Oder zumindest eine gewisse Illusion körperlicher Vollkommenheit zu erzeugen. Heute fallen solche Tricks sofort auf, denn so richtig begehrenswert ist das Weib nur dann, wenn Mann nicht allzu viel Fantasie braucht, um sich vorzustellen, was sich unter der aufwendigen Verpackung befindet.

Da darf natürlich kein Höschen die Vollkommenheit der weiblichen Rundungen stören. Also verzichtet Frau völlig drauf. Oder sie entscheidet sich für ein Exemplar im Quadratzentimeter-Bereich, das ihr zumindest die Illusion vermittelt, unter dem einzigen noch verbliebenen Kleidungsstück nicht völlig nackt zu sein.

Schließlich muss man sich irgendwie von denen unterscheiden, die am Straßenrand stehen. Auch wenn sich die Motive kaum unterscheiden.