Fahrrad: Zwei Zubehörteile für mehr Ergonomie

Mein  Mountain Bike gehört zu den wenigen Dingen, die mich bereits seit Jahrzehnten begleiten. Es ist ein amerikanisches Aluteil mit besten Shimano-Komponenten, Federgabel vorne und Elastomer-Dämpfung hinten. Ursprünglich gehörte es einem Fahrradverleih, aber nachdem ich eine Woche damit gefahren bin, wollte ich es nicht mehr hergeben und habe es kurzerhand gekauft. Heute ist es fast schon custom made mit erhöhtem Lenkerrohr, nach hinten versetztem Sattel und ergonomischen Handgriffen. Auf zwei Details möchte ich hier eingehen:

Fünf Zentimeter für deutlich mehr Komfort

Der Satteladapter ist ein massives Aluteil, das einfach anstelle des Sattels auf die dafür gedachten Halterung am oberen Ende des Sattelrohrs geschraubt wird. Er dient dazu, die Sattelhalterung um rund fünf Zentimeter nach hinten zu versetzen. Der Adapter ist mit rujnd 30 Euro nicht ganz billig, aber mir hat er geholfen, eine erheblich bessere Sitzposition zu finden. Besonders groß gewachsene Menschen sollten darüber nachdenken.

Ich musste allerdings vier unterschiedliche Sattelhalterungen ausprobieren, bis eine dabei war, die eine einwandfreie Verbindung mit dem Adapter erlaubte. Ein Problem, das mir vorher gar nicht bewusst war: Bei einem normalen Sattelrohr wirkt das Gewicht des Körpers (und die dynamischen Kräfte beim Fahren) senkrecht auf das Sattelrohr. Mit dem Satteladapter verlagert sich jedoch der Schwerpunkt nach hinten, wodurch erhebliche Hebelkräfte auf die Verschraubung einwirken, die bei allzu billigen Schrauben schnell zum Bruch führen. Achten Sie daher unbedingt auf eine möglichst massive Verschraubung.

Wirksames Mittel gegen schmerzende Handgelenke

Normalerweise ist ja ein Lenkergriff einfach nur ein rundes Gummiteil, das über die Lenkstange gestülpt wird. Im Idealfall ist er schön griffig und sorgt dafür, dass man das Bike auch bei richtig fiesem Untergrund fest im Griff hat. Aber er ist eben nur rund zwei Zentimeter dick und bietet damit lediglich eine kleine Fläche, über die alle auf das Rad einwirkenden Kräfte auf Handgelenke und Unterarme übertragen werden.

Auf die Dauer muss das geradezu zu Ermüdungserscheinungen führen. Die Handgelenke tun weh und man greift immer wieder in die hoffentlich vorhandenen Lenkerhörner, um den Druckpunkt zu verlagern. Eigentlich ist man noch fit für viele Kilometer, aber die Fahrt wird dennoch zunehmend zur Qual. Auf einem Feldweg oder auf lockerem Waldboden kann man gar nicht anders, als den Griff fest umschlossen halten, um das Rad sicher führen zu können. Auf der Straße tut man es schon deshalb, um jederzeit in die Bremshebel greifen zu können.

Lange Zeit, genau genommen über zwei Jahrzehnte, habe ich das Problem schlicht und einfach als unvermeidlich angesehen. Rennrad-Fahrer sind noch schlimmer dran, habe ich mich getröstet. Und Sport heißt eben irgendwie auch, dass man seinen Körper spürt. Vielleicht sind meine Gelenke besonders empfindlich. Vielleicht hat es mit meiner Arbeit zu tun, die zum größten Teil darin besteht, die Hände zu benutzen und mit den Fingern eine Tastatur zu bearbeiten. Ideal ist es auf jeden Fall nicht.

Die Lösung kam in Form einer Adsense-Anzeige, die mir Google in meine Facebook Timeline spülte. Ich hatte zuvor bei Amazon nach einem bestimmten Zubehörteil gesucht und wurde in den folgenden Tagen im Sinne von „das könnte Sie auch interessieren“ auf weitere interessante Produkte aufmerksam gemacht. Unter anderem auf einen ergonomischen Handgriff, der stundenlanges ermüdungsfreies Fahren ermöglichen sollte.

Die Idee schien mir interessant zu sein. Ich habe mir einige Modelle angesehen und mich dann für den Griff entschieden, zu dem es nur positive bis euphorische Rezensionen gab. Es scheint nämlich hier auch eine Menge billiges Zeug auf dem Markt zu sein: Griffe, die sich nicht vernünftig befestigen lassen und ständig verrutschen. Und irgendwelches Plastikmaterial, das schon nach dem ersten Ritt durchs Gelände den Geist aufgibt.

Den alten Griff habe ich runter bekommen, indem ich einfach das Rad auf die Seite gelegt und den Lenker samt Griff in eine Schüssel mit heißem Wasser getaucht habe. Dabei dehnt sich das Material und man kann das Teil ganz einfach abziehen. Schnell die Seite gewechselt und der andere Griff war auch runter. Den neuen, ergonomischen Handgriff musste ich nur auf die Lenkstange schieben und ausrichten. Die Fixierung erfolgte mit einer Klemmschraube und das Ding saß bombenfest.

Eigentlich habe ich mir nicht allzu viel versprochen. Vielleicht etwas mehr Komfort, aber keine Wunder. Doch das Experiment hat sich gelohnt.

Das Prinzip ist ja eigentlich ganz einfach: Normalerweise sind die Hände nur über eine relativ schmale Kontaktfläche mit dem Rad zu verbunden. Die Stöße, die bei grobem Untergrund trotz Federung noch immer recht heftig ausfallen können, werden sogar über einen ganz schmalen Bereich des Rohrs auf die Handgelenke und Arme übertragen. Bei einem ergonomischen Griff hingegen liegt fast der gesamte Handballen auf dem Griff auf. Die Kontaktfläche ist demnach wesentlich größer. Die Stöße sind zwar noch immer die gleichen, aber sie werden über eine deutlich größere Fläche in den eigenen Körper eingeleitet. Genau das scheint der Knackpunkt zu sein.

Mein Mountain Bike ist jetzt noch ein gutes Stück besser mit meinem Körper verbunden. Rein subjektiv habe ich das Gefühl, jede auch noch so grobe Wegstrecke noch besser im Griff zu haben. Und objektiv gesehen dauert es jetzt wesentlich länger, bis sich erste Ermüdungserscheinungen und Schmerzen in den Handgelenken zeigen. Meine abendliche Runde zumindest geht jetzt völlig schmerzfrei über die Bühne und Mountain Bike fahren macht wieder deutlich mehr Spaß.