Alte weiße Frauen sind das eigentliche Problem

Wer sich heute kritisch über Minderheiten äußert, sollte sehr vorsichtig sein, welche Gruppe er dabei im Blickfeld hat. Menschen mit dunkler Hautfarbe genießen nämlich Artenschutz. Moslems und ihre selbst im Hochsommer lückenlos verhüllten Frauen gelten als bunte Vielfalt. Frauen als solche schreien sofort Sexismus, wenn man sie als weibliche Wesen versteht. Nur Männer, ja, Männer sind OK. Über die kann man alle Vorurteile ausschütten, ohne dass irgendein Gegenwind zu erwarten ist. Besonders richtige, maskuline Männer sind zum Abschuss freigegeben. Außer natürlich, sie sind Immigranten.

Ich selbst habe mittlerweile einen Lebensabschnitt erreicht, in dem ich für den m/f/d-Mainstream locker in die Schublade „alter weißer Mann“ passe. Ich liebe Frauen, auch wenn das längst nicht auf alle zutrifft. Ich lächle kameradschaftlich, wenn ich auf dem Rennrad unterwegs bin und auf eine Gleichgesinnte treffe. Ich halte Frauen die Tür auf, ganz gleich, ob es sich um die Oma mit Einkaufstasche oder die Mutti mit Kinderwagen handelt. Manchmal auch einfach so, weil es sich eben gerade ergibt. In der U-Bahn biete ich einer älteren Dame meinen Sitzplatz an, denn man sieht mir nicht an, dass ich selbst schon fast Rentner bin. Auch bezahle ich ganz selbstverständlich die Rechnung, wenn ich mit meiner Liebsten ausgehe. Und, zugegeben, ich sehe jeder Frau nach, die jung ist und einen hübschen Po hat, denn ich gestehe, dass ich eine besondere Vorliebe für diesen Körperteil habe.

Damit habe ich natürlich alle Klischees erfüllt. Ich bin ganz klar ein sexistisches Schwein, das Frauen nur auf ihren Körper reduziert. Ich sehe Frauen lediglich als unbeholfene Wesen, die nicht ohne männliche Hilfe durchs Leben kommen. Ich erkaufe mir die Zuneigung von Frauen, um sie sexuell ausnutzen zu können. Ich muss eigentlich zum Psychiater, denn ich habe ein Problem mit intelligenten und selbstbewussten Frauen. Aber das lohnt sich eigentlich nicht mehr, denn ich bin ja nur ein alter weißer Mann, der ohnehin keine Zukunft hat.

Das Problem ist nur: ich kann damit leben. Ich mache mir keine Gedanken über die Meinung von Frauen, die mich ohnehin nicht interessieren. Frauen, die nicht wie Frauen aussehen, lösen bei mir genauso wenig Blickreflexe aus, wie solche, die einfach nur hässlich sind. Und was manche Frauen so von sich geben, wird bei mir ganz schnell als irrelevant ausgefiltert. Ich stamme nämlich aus einer Generation, in der es noch männliche und weibliche Wesen gab und die konnte man auch eindeutig voneinander unterscheiden. Als ich in den Kindergarten ging, hieß es noch „Alle Jungs haben Schwänze, alle Mädchen sind doof.“ Mädchen hat man den Rock hochgehoben, weil sie dann so toll kreischten. Man hat ihnen Regenwürmer aufs Pausenbrot getan, weil sie dann so herrlich überreagierten. Später hat man sie unter der Dusche bespitzelt, auch wenn es da noch nichts zu sehen gab. Man hat sie gehasst, weil sie die besseren Noten hatten. Aber irgendwie gehörten sie einfach mit dazu, auch wenn sie anders waren und manchmal richtig nerven konnten.

Heute ist das alles natürlich ganz anders. Heute lernen die Kids schon im Kindergarten, dass es nicht nur ganz gewöhnliche Paare gibt, wie Mama und Papa zu Hause. Man erklärt ihnen auch anschaulich, wie das mit dem Ficken funktioniert. Man bringt ihnen bei, dass Jungs nicht einfach nur Freunde sein, sondern auch ineinander verliebt sein können, und dass das bei den Mädchen nicht anders ist. Das heißt, man sagt ihnen Dinge, die sie eigentlich noch gar nicht wissen wollen. Und weil sie Kinder sind, nehmen sie das alles mit offenen Sinnen auf. Schließlich ist alles wahr, was Erwachsene sagen.

Die Folge ist, dass sich so mancher Junge fragt, ob er nicht eigentlich lieber ein Mädchen sein will und diesen Gedanken oft ein Leben lang nicht los wird. Und dass es mittlerweile Gestalten gibt, die sich für queer halten und ihr zerrissenes Inneres aufdringlich nach außen kehren.

Daran sind allerdings nicht die alten weißen Männer schuld. Das ist eher das Werk alter weißer Frauen. Vor allem jene unter ihnen, die ihr Leben lang mannlos waren und das aus gutem Grund. Im Alter sind sie frustriert bis ins Mark und ständig auf der Suche nach dem Schuldigen, der das alles verursacht hat. Das muss natürlich ein Mann sein. Der Mann, den sie hassen. Oder eigentlich alle Männer. Also bewegen sie sich früher oder später nur noch unter Ihresgleichen und bestärken sich gegenseitig darin, dass die Welt eigentlich den Frauen gehören sollte, weil die Männer alles Schweine sind.

Es war natürlich nicht in Ordnung, dass Frauen früher weder studieren noch eigene Verträge unterschreiben durften. Dadurch sind unendlich viele Ressourcen verschwendet worden. Doch die Verursacher waren nicht die Männer als solche, auch wenn sie durchaus davon profitiert haben. Die eigentliche Kraft dahinter waren die Kirchen. Ihre geistigen Führer klebten nämlich seit Jahrhunderte an den Aussagen eines uralten Buches, das sie zu Gottes Wort hochstilisierten und fleißig zitierten, um die Frauen auf Bett, Küche und Kinder zu reduzieren: Ihr Frauen seid euren Männern untertan.

Es waren wie immer nur einige wenige Frauen, die sich dagegen auflehnten. Man nannte sie Sufragetten hier und Emanzen da und verstand das durchaus als Schimpfwort. Doch die meisten von ihnen hatten durchaus Männer und agierten nicht aus persönlichem Frust heraus. George Sand zum Beispiel, die Frau von Frederic Chopin, die ihre Bücher seinerzeit nur unter einem männlichen Namen veröffentlichen konnte. Solche Frauen waren einfach nur intelligente Frauen, die für die Freiheit eintraten, die ihnen die religiös motivierten Geister verwehren wollten. Es ist gut, dass sie sich durchsetzen konnten. Gut nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Männer. Denn eine Frau zwar unvorstellbar schön sein. Wenn sie gleichzeitig auch unendlich dumm ist, wird es auf Dauer kein Mann mit ihr aushalten. Denn der Reiz vergeht, der Körper verblüht, aber der Geist bleibt. Und die Zweisamkeit findet nur zu einem sehr geringen Teil im Bett statt, sondern vor allem im ständigen Dialog.

Die engagierten Kämpferinnen für weibliche Freiheiten gibt es heute praktisch nur noch im asiatischen und vor allem arabischen Raum. Dort, wo es für eine Frau noch richtig mutig ist, Rechte einzufordern. Wo Frauen schon im Gefängnis landen, wenn sie ihr Haar zeigen. Wo Studentinnen für eine harmlose Party ausgepeitscht werden, weil Männer anwesend waren. Wo Teenies zur Heirat gezwungen werden, sobald sie erste Anzeichen von Weiblichkeit zeigen. Wo Männer vier Frauen haben dürfen, aber eine Frau für einen einzigen Fehltritt geköpft wird.

Wo all das noch erkämpft werden muss, was in der westlichen Welt längst selbstverständlich ist.

Denn in einem Land wie Deutschland ist Emanzipation längst Alltag geworden. Männer und Frauen sind gleich. Das ist eine eindeutige Aussage und die steht im Grundgesetz. Dahinter kann man einen dicken Punkt setzen, denn mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wer mit wem lebt, wohnt, schläft, geht den Staat nichts an. Und wenn eine meint, sich im winzigsten aller Bikinis auf der Strandpromenade zeigen müssen, dann zieht sie vielleicht männliche Blicke an, aber keine Uniformierten mit Schlagstock.

Was wollen sie also, die alten weißen Frauen im Land, die noch immer meinen, für die Emanzipation aller Frauen kämpfen zu müssen? Was gibt es noch zu erreichen, wenn es auf dem Campus vor jungen Frauen nur so wimmelt, und jeder Geschäftsführer auch eine Führerin sein kann?

Sie wollen das, was Frauen schon immer wollten. Zumindest ein Großteil von ihnen. Sie wollen gut leben, ohne dafür etwas leisten zu müssen. Sie wollen an die hoch bezahlten Posten, ohne dafür qualifiziert zu sein. Sie fordern Quotenregelungen, weil sie anders einfach keine Chance haben, von  ihrem Sachbearbeiter-Schreibtisch wegzukommen. Sie nisten sich als Gleichstellungsbeauftragte in jedem Unternehmen ein, um auf Firmenkosten gegen Männer intrigieren zu können. Sie gehen massenweise in die Politik, weil das die letzte Branche ist, in der man allein mit großen Sprüchen Karriere machen kann. Sie stehen in unmöglichen Klamotten vor dem Mikrofon und kreischen über Dinge, von denen sie keine Ahnung haben.

Aber eigentlich ist das alles gar nicht das, was sie wirklich wollen. Die meisten Kämpferinnen für die längst erreichte Emanzipation wären nämlich vollauf zufrieden, wenn sie den passenden Mann hätten, der genau das hat, wofür sie kämpfen. Ein Mann mit einem Job ganz weit oben und einem Einkommen, von dem sie fürstlich leben könnten. Frauen, die das haben, sieht man nämlich in der Boutique und im Wellness Spa und nicht am Rednerpult. Von ihnen liest man auch nichts in den Zeitungen, denn sie sehen keinen Anlass, für irgend etwas zu kämpfen. Höchstens zum Zeitvertreib und dann geht es um Wohltätigkeitsveranstaltungen für hungernde Kinder und aussterbende Arten.

Das Problem ist nur, als Ehefrau, Lebenspartnerin oder auch nur Geliebte eines der gefragten Männer mit Geld und Status muss man als Gegenleistung zumindest ein paar optische Vorzüge mitbringen. Wenn die grundsätzlich nicht vorhanden oder im Laufe der Jahre verschwunden sind, wird eben die Frau an seiner Seite ganz schnell zur alten weißen Frau, die keiner mehr will. Und sie merkt, dass sie noch immer nicht mehr ist als die kleine Sachbearbeiterin, die sie damals schon war.

Das kann ganz schön bitter sei. Und es erklärt, das zweite Lieblingsthema, dem sich alte Weiße Frauen mit großer Leidenschaft widmen. Es trägt das Label Sexismus und den erblicken sie überall, wo Männer im Spiel sind. Die hübsche Blonde auf dem Plakat die ihm zärtlich das glattrasierte Kinn streichelt, ist natürlich das Ergebnis sexistischer Männerfantasien. Selbst Werbung für Dessous ist sexistisch und sollte verboten werden. Genauso wie Miss-Wahlen und weibliche Hostessen auf der Automesse. Also alles, was hübsch ist und an die eigene Vergänglichkeit erinnert.

Das erklärt vielleicht, weshalb verschleierte Muslimas von jeglichen Rufen nach Emanzipation strikt ausgenommen sind. Oder hat schon jemand gehört, dass sich eine alte weiße Frau für ein Verbot dieser Ganzkörper-Verhüllung eingesetzt hat? Ich nicht. Ganz im Gegenteil, sie tun sogar so als wäre diese Anti-Mode ein Ausdruck weiblicher Selbstverwirklichung. Sie finden also genau das toll, wogegen die echten Emanzen im Iran, in Indien und anderswo vehement kämpfen.

Eine bis zur Mumie verhüllte Muslima ist eben keine Konkurrentin für eine alte weiße Frau. Nach so einer dreht sich kein Mann um. Da lenkt man die Aufmerksamkeit lieber auf die alten weißen Männer. Zum Beispiel, indem man eine #Metoo-Bewegung anzettelt und tut so, als wären vor allem die älteren Männer (also die mit Geld) die größten Schweine auf Erden. Diese Typen grabschen einfach alles an, was weiblich ist und Lust zum Grabschen macht. Nicht nur das. Sie sind schuld daran, dass Frauen im Leben nicht vorankommen, denn an ihrem Bett führt keine Karriere vorbei.

So manches verblühte Filmsternchen hat in #Metoo schnell eine Chance entdeckt, es dem Mann einmal richtig heimzuzahlen, an dem ihre Träume zerplatz sind. Hatten sie sich doch damals, als sie noch vorzeigbar waren, extra dieses sündhaft teure Kleid schneidern lassen – das mit dem Dekolleté bis zum Bauchnabel – um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie waren auch bereitwillig mit ihm ins Bett gestiegen, um die ersehnte Rolle zu bekommen. Aber dieses Schwein hat einfach nicht angebissen. #Metoo. Ich bin zwar heute nur noch eine alte weiße Frau. Aber ich bin vor allem ein Opfer der Männer.