Online-Shopping ist einfach besser

Wer heute etwas kaufen will, geht erst mal ins Internet. Eine kleine Recherche bei eBay, Amazon & Co genügt meist, um sich ein erstes Bild zu verschaffen und zu wissen, was der Markt zu bieten hat. Besonders bei technischen Produkten erfährt man auf diese Weise recht schnell, wo die Unterschiede sind, die nicht selten auch den Preis begründen. Liest man dann noch ein paar Testberichte, kommt man der Entscheidung schon recht nahe und muss das Objekt der Begierde nur noch in den Warenkorb klicken.

So ging es mir erst gestern. Ich hab da im Bad eine Reihe eingebauter Spotlights, die mir das Licht geben, damit ich mich morgens im Spiegel sehen kann. Doch wie es so ist, fiel im Laufe der Zeit eine dieser Halogen-Birnen nach der anderen aus, bis am Ende nur noch eine einzige übrig war. Höchste Zeit also, endlich für Ersatz zu sorgen. Und eine gute Gelegenheit, einen weiteren Raum meiner Wohnung komplett auf LED-Beleuchtung umzustellen.

Im Internet gibt es keine Beratung? Von wegen.

Das schien zunächst auch ganz einfach zu sein. MR16 nannte sich die Steckernorm und es gab sie sowohl in Halogen als auch in LED. Das erfuhr ich zumindest bei Amazon. Doch ich wurde schnell noch klüger. Bei einem Angebot stand nämlich, dass man die Birnen nicht einfach auswechseln kann, sondern einen anderen Trafo braucht. Und ich fand heraus, dass es noch eine andere Norm gab: GU10. Die Lampen passten auch in meine Fassung, kamen aber völlig ohne Trafo aus. Das war die Lösung und ich konnte bestellen.

Vor ein paar Wochen interessierte ich mich für einen Rucksack. Er sollte ein gepolstertes Fach für meine Kamera haben und die sollte man greifen können, ohne den Rucksack erst abnehmen zu müssen. Außerdem sollte genügend Platz für das Zeug vorhanden sein, das man auf einer Tageswanderung so mitnimmt. Amazon und eBay waren voll von Angebozten und nach einer halben Stunde hatte ich auch schon eine recht gute Vorstellung davon, was es gibt und was für mich die beste Lösung ist.

So richtig schlau bin ich allerdings erst bei Youtube geworden. Da musste ich nämlich nur die Namen der Rucksäcke eingeben, die in die engere Wahl kamen, und konnte mir zahlreiche Testberichte, Meinungen und Erfahrungen rund um das Thema ansehen. Das hat zwar nochmal eine halbe Stunde gedauert, aber danach war ich mir ganz sicher, was der Rucksack meiner Wahl ist. Besser hätte mir das ein Verkäufer auch nicht erklären können. Mir dem Unterschied, dass der mir alles andere als eine objektive Beratung gegeben hätte. Sein Motiv wäre nämlich gewesen, mir eines der drei Modelle einzureden, die er gerade vorrätig hat.

Vielfalt, wie sie kein Händler bieten kann

Selbst der beste Fachhändler kann nicht alle Marken und Modelle eines Produkts auf Lager haben, die der Markt zu bieten hat. Und er ist auch nicht unbedingt daran interessiert, die besten oder günstigsten Produkte ihrer Art zu verkaufen, sondern diejenigen, bei denen er die größte Gewinnmarge hat. Im Internet hingegen stößt der klickende Shopper auf eine geradezu unendliche Vielfalt. Er kann sich selbst informieren und ist nicht auf die interessensgesteuerte "Beratung" eines Verkäufers angewiesen. Und er stößt auf unzählige Händler, die alle im Wettbewerb zueinander stehen, und kann sich den aussuchen, der den besten Preis hat.

Dazu kommt, dass der Internet-Shopper jedes Produkt innerhalb von zwei Wochen problemlos wieder umtauschen kann. Er muss dafür keinen Grund angeben. Er muss sich auch mit keinem Verkäufer auseinandersetzen, der zur Rücknahme nicht verpflichtet ist und dies bestenfalls aus Kulanz tut. Er bringt einfach den Karton zur nächsten DHL-Filiale und die Sache ist erledigt.

Eine Frage von Zeit, Geld und Energie

Wenn die Städte immer mehr veröden und immer mehr Einzelhändler dicht machen, liegt das auch am Internet. Aber das ist durchaus nicht der einzige Grund. Eine Shopping-Tour in der Stadt ist nämlich im Laufe der Jahre immer unattraktiver geworden. Das fängt schon bei der Anreise an. Fährt man mit dem Auto, muss man sich nicht nur von Ampel zu Ampel quälen. Oft muss man auch mehrmals einen Parkplatz suchen und hat hoffentlich das nötige Klimpergeld für die Parkuhr dabei. Denn die Gemeinden haben es zu einem lukrativen Geschäftsmodell gemacht, die Straßenränder in Parkverbotszonen zu verwandeln, um dann ein Heer an angestellten Straßenräubern auf gestresste Autofahrer loszulassen. Die verbliebenen Flächen wurden mit Parkuhren versehen oder in Parkhäuser verwandelt. Da können dann an einem Shopping-Nachmittag schon mal 10 Euro allein an Parkgebühren zusammenkommen.

Ich habe mich immer gewundert, weshalb sich der Einzelhandel diese öffentliche Abzocke gefallen lässt, anstatt lautstark auf die Barrikaden zu gehen. Statt dessen jammert man über das Internet und übersieht das greifbare Problem direkt vor der eigenen Ladentür. Denn es gibt mittlerweile immer mehr Kunden, die eine Fahrt in die Innenstadt zunehmend meiden. Bei Kleidung mag es ja noch Spaß machen, durch die Geschäfte zu bummeln und sich inspirieren zu lassen. Aber alles andere ist doch eigentlich nur Stress und kostet wertvolle Lebenszeit.

Dagegen ist Internet-Shopping nicht nur bequem und stresssfrei. Es kann auch genau dann erfolgen, wenn man gerade Zeit hat, auch wenn es bereits nach Mitternacht ist. Es kostet weder Benzin noch Parkgebühren oder Maut. Und es schafft neue Freizeit, die man bisher beim Shopping verbracht hat, nur um sich mit dem Notwendigen einzudecken.