Viele könnten eigentlich von zu Hause aus arbeiten

Die Virtualisierung der Arbeitswelt ist nicht mehr aufzuhalten. Seitdem immer mehr Menschen vor einem Monitor arbeiten, erscheint es immer widersinnigerr, jeden Morgen mehr als eine Tonne Auto kilometerweit  zu bewegen, nur weil dieser Monitor auf einem Schreibtisch in einem Großraumbüro im zehnten Stock eines Bürogebäudes steht. Die meisten Arbeitsprozesse sind nämlich längst im Computer abgebildet und es ist ziemlich egal, ob sich der Sachbearbeiter zu Hause oder im Büro in das System einloggt, um seiner Arbeit nachzugehen.

Um solche profanen Dinge zu erledigen, wie Aufträge bearbeiten, Material bestellen oder Zahlungseingänge verbuchen muss man schon lange kein Papier mehr bewegen und kann damit seine Mausklicks genauso gut auch im Home Office machen.

Doch bisher sind es nur wenige Unternehmen, die diesen Schritt vollzogen haben. Die meisten zahlen noch hohe Mieten in klimatisierten Bürotürmen und haben es gerade mal geschafft, starre Arbeitszeiten durch Gleitzeitmodelle zu ersetzen. Doch der Trend ist unaufhaltsam und die zahl der Online-Worker nimmt ständig zu. Momentan vor allen unter den sogenannten Knowledge-Workers und Kreativen. Oder unter Vertriebleuten und Servicetechnikern, die ohnehin die meiste Zeit unterwegs sind.

IBM in Hamburg hat die Entwicklung schon vor Jahren erkannt und bietet seinen Mitarbeitern nur noch flexible Arbeitsplätze an. Wer Grund hat, in der Niederlassung zu arbeiten, sucht sich einfach einen freien Schreibtisch, stöpselt den Notebook an und kann loslegen. Zum Beispiel an Tagen, an denen eine Besprechung mit anderen Mitgliedern seines Teams angesagt ist. Ein Beispiel, das schule macht und als M odell für morgen gilt.

Man stelle sich nur einmal vor, wie viel Treibstoff man einsparen könnte und wie viel Büroraum nicht mehr bewirtschaftet werden müsste, wenn Firmen nur noch aus einer winzigen Kernmannschaft bestehen, die die Fäden in der Hand hat und die ein Heer an Online-Worker koordiniert. Für die meisten Menschen würde das nicht nur eine Stunde mehr Freizeit am Tag bedeuten, die momentan sinnlos auf der Straße verbracht wird. Es würde auch völlig neue Freiheiten eröffnen, denn wer nicht mehr an feste Arbeitszeiten gebunden ist, kann dann einkaufen, wenn die Lden leer sind und seine Freizeit nach dem Wetter und nicht nach dem Wochentag richten.

Das norwegische Forschungsinstitut Imperative hat iFreiberufler m auftrag einer führenden Plattform für Online-Arbeit eine Studie durchgeführt, die eine eindeutige Sprache spricht: Mittlerweile wird jedes Jahr eine Milliarde Dollar über Online-Arbeit umgesetzt. Bis 2014 erwartet die Branche nicht weniger als das Doppelte dieses Volumens und ist davon überzeugt, dass wir erst am Anfang eines gewaltigen Umbruchs der Arbeitswelt stehen.

Interessant sind einige Ergebnisse der Studie: Online-Worker sind allgemein glücklicher und produktiver. 69% der Befragten fühlen sich als Freiberufler zufriedener als sie es in ihrem früheren Job waren. Dazu trägt vielleicht auch die erweiterte Freizeit bei, denn der Befragung zufolge gönnen sich Freiberufler durchschnittlich 28 Tage mehr Urlaub als der einem Arbeitnehmer zustehen. Das verbessert nicht nur die Lebensqualität, sondern wirkt sich auch positiv auf die Produktivität aus. Anders gesagt: Freiberufler erreichen mehr in weniger Zeit.

Interessant ist auch die Gegenseite: 85% der befragten Unternehmen sehen in der Zusammenarbeit mit Online-Workern einen echten Wettbewerbsvorteil. 74% gaben an, 2013 verstärkt die Dienste von Freiberufler n zu nutzen.

Während allgemein angenommen wird, Unternehmen setzen vor allem aus dem Grund auf Freiberufler, um Personalkosten zu sparen, sagt die besagte Studie etwas völlig anderes aus. Den meisten Unternehmen geht es vor allem um hochqualifizierte Experten und nicht um Kostenaspekte. Während es ein langwieriger Prozess ist, einen geeigneten Mitarbeiter einzustellen, kann man auf einen Freiberufler relativ kurzfristig zugreifen. Und das nicht nur, wenn es um die gezielte Entlastung der eigenen Mannschaft geht, sondern auch wenn ganz spezielles Fachwissen für ein bestimmtes Projekt gefragt ist.