Moleskin: Termine wie im letzten Jahrtausend

Die Firma heißt Moleskin und so mancher kennt sie noch als Hersteller edler Notizbücher. Früher sah man die überall, wo wichtige Leute zu wichtigen Gesprächen zusammenkamen. Sie klappten dann ihren Moleskin auf und begannen fleißig zu notieren. Details, Vereinbarungen, Zitate, Entscheidungen und natürlich auch Termine. Aber das ist lange vorbei – dachte ich zumindest.

Ich sitze zwar öfter an irgend einem Konferenztisch, aber einen Moleskin habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Auch dann nicht, wenn ich mit ganz wichtigen Leuten zusammenkomme. Wofür auch? Heute klappt jeder seinen Notebook auf oder macht seine Notizen ganz minimalistisch mit dem Tablet. Notizbuch? Was war das nochmal?

Doch wer in der Papierwelt groß geworden ist, der kommt irgendwie von seine alten Gewohnheiten nicht mehr los. Oder von dem Geschäftsmodell, von dem er Jahrzehnte lang bestens gelebt hat. Und dazu gehörte für eine Firma wie Moleskin eben, dass man jedes Jahr schön aufwendig gemachte Bücher auf den Markt wirft, in die dann dafür verwendet werden, um mit edlen Schreibgeräten wichtige Notizen zu schreiben.

Das muss sich doch irgendwie auch auf das Digitalzeitalter übertragen lassen, haben sich die Italiener wohl gedacht, als sie auf die Idee des Smart Planers kamen. Der sieht irgendwie aus, wie ein echter Moleskin eben aussieht. Man kann auch genauso darin schreiben und seine Notizen festhalten. Doch die stehen dann nicht nur auf Papier, sondern werden gleichzeitig auch an ein Smartphone oder Tablet übertragen. Anders gesagt, der Smart Planer ist eigentlich eine Art Wacom Board mit Papierauflage.

Moleskin spricht dabei von „connected writing“ und meint, dass die meisten Leute eigentlich lieber mit dem Kugelschreiber in der Hand schreiben, anstatt eine Tastatur zu bearbeiten.

Wie das genau funktioniert, verrät die Website von Moleskin nicht. Da wird nur geheimnisvoll von irgendwelchen „Technologien“ gesprochen und behauptet, man könne jetzt einfach Notizen von Hand schreiben, um sie dann auf allen seinen Geräten nutzen zu können. Das impliziert, dass das Teil mit einer Handschrifterkennung ausgestattet ist, die handschriftliche Notizen irgendwie in die die digitale Welt überführt. Ist es aber nicht. Vielmehr werden ganz einfach Grafikdateien erzeugt, die man dann zum Beispiel an eMails anhängen kann, um den Empfänger mit der eigenen unleserlichen Handschrift zu nerven.

Notizen und Termine zusammen – also eine Art digitalen Clone dessen, was man im Smart Planer festgehalten hat – erhält man leider nur, wenn man die dazu gehörende App verwendet. Und am Ende des Jahres muss man wie in der guten alten Zeit wieder einen neuen Satz Smart Planer Papier kaufen, um weiter notieren zu können. Clever aus Sicht von Moleskin. Nervig für den Anwender, der seine Termine doch eigentlich längst in Outlook, Thunderbird oder einem anderen PIM erfasst und direkt mit seinen Gesprächspartnern austauscht.

Handschriftliche Notizen erfassen kann man übrigens ganz einfach auch mit One Note oder Evernote. Und das ganz ohne Papier mit jedem beliebigen Tablet. Dafür muss man nicht erst ein Pseudo-Notizbuch mit dem Smartphone koppeln. Es genügt, wenn man einfach drauf los schreibt und seine Notizen in einem gewünschten Ordner abspeichert. Kommt man dann im Büro oder zu Hause wieder in den Bereich eines WLAN, wird alles mit der Cloud synchronisiert und ist dann auf allen Geräten, die man besitzt, verfügbar.