Warum tun die sich das an?
Erst neulich habe ich sie wieder beobachtet. Sie fährt einen kleinen, weißen Polo, den sie nicht in der Tiefgarage abstellt, weil es ihr zu schwierig ist, dort einzuparken. Also steht der Zwerg unten an der Straße und ich habe immer mal wieder das Vergnügen, ihr vom Balkon aus beim Ein- und Aussteigen zuzusehen.
Dieser an sich simple Vorgang kann für eine Frau im Business-Outfit ein echtes Problem sein. Besonders wenn sie auf enge Röcke steht, die ihre Bewegungsfreiheit deutlich einschränken. Und wenn sie dazu noch hochhackige Schuhe trägt, mit denen man kaum laufen und erst recht nicht Auto fahren kann.
Ich werde wohl nie dahinter kommen, weshalb Frauen ihr Leben unnötig verkomplizieren, nur um ihren Körper wirkungsvoll in Szene zu setzen. Aber ich werde weiter darüber nachgrübeln und währenddessen die Reize genießen, die weibliche Verpackungskunst auf meine männlichen Sinne ausübt. Denn es hat schon etwas, wenn sie angezogen ist und meinen Augen dennoch keine Rätsel aufgegeben werden, was die Besonderheiten ihrer Anatomie sind.
Meine schöne Unbekannte jedenfalls gibt mir ausgiebig Gelegenheit für voyeuristische Studien vom Balkon.
Während ich einfach die Wagentür öffne, mit dem rechten Fuß einsteige, um dann meinen Körper auf den Sitz zu schieben und gleichzeitig das linke Bein nachzuziehen. Ist das für eine Frau in umständlicher Kleidung ein völlig anderes Prozedere. Es beginnt damit, dass sie die Wagentür bis zum Anschlag aufsperren muss und damit den gesamten Gehweg blockiert. Dann kehrt sie dem Fahrzeug den Rücken zu und geht in eine Art Hockstellung, um sich dann mit einer geübten Yoga-Verrenkung ihren ganzen Körper in den Sitz fallen zu lassen. Es ist dieser Moment, in dem ich begreife, weshalb ein Auto innen Haltegriffe hat.
Doch das Prozedere ist noch nicht zu Ende. Denn noch sitzt sie quer zur Fahrtrichtung und ist mit der Aufgabe konfrontiert, die geschlossenen Beine mit einer einzigen schwungvollen Drehung ins Innere zu befördern. Diese müssen dafür angehoben werden, was den ohnehin nicht allzu reichlich bemessenen Rock gefährlich in Richtung der Körperteile rutschen lässt, die er eigentlich bedecken soll.
Habe ich etwas vergessen? Ach ja, zum Abschluss gilt es, sich noch einmal nach draußen zu lehnen, um den Handgriff der Tür zu ergreifen und diese mit einem geräuschvollen Knall ins Schloss zu holen. Danach vergehen dann noch gefühlte fünf Minuten, bis endlich der Anlasser zu hören ist und die junge Marketing-Assistentin – das nehme ich jetzt einfach mal an – bereit für ihre tägliche Fahrt ins Büro ist. Diese Zeit braucht sie nämlich, um im engen Inneren ihres Kleinwagens die Schuhe zu wechseln, weil es mit Pumps nahezu unmöglich ist, drei Pedale zu bedienen.
Diese Momente sind es, die mir verdeutlichen, dass weibliche Wesen irgendwie im Gestern stecken geblieben sind. In früheren Generationen war es eben einfach so, dass Männer Hosen und Frauen Röcke trugen. Aber die damaligen Röcke waren immerhin schön weit und bequem. Und sie reichten bis weit über die Knie und brachten damit nie die Gefahr mit sich, irgendwelchen Fremden unerwünschte Einblicke in das Geheimnis darunter zu gewähren. Heute sind Röcke schön unpraktisch eng, zwingen ihre Trägerin zu kleinen Schritten, die dank idiotischer Schuhkonstruktionen auf unebenem Boden zum Balanceakt werden und sind so kurz, dass sie eigentlich nur im Stehen ihrer Funktion nachkommen.
Warum sich die Frauen bei aller Emanzipation dennoch so einkleiden lassen, ist wohl eines der letzten Geheimnisse der Psychologie. Und ich werde es genauso wenig verstehen, wie die unsäglichen Strings, die sie darunter tragen, weil sich ein bequemes Höschen womöglich unschön abzeichnen könnte. Ich meine, Strings sind doch nun wirklich das Unbequemste, was man sich antun kann. Zwischen den Pobacken schneiden sie in die Haut und dort, wo es entscheidend ist, bieten sie gerade mal ein Stückchen Stoff im Format eines Suppenlöffels, das noch dazu ständig verrutscht.
Aber Mode wird schließlich von Männern entworfen und die wissen natürlich ganz genau, was Mann gefällt und Frau für schick zu halten hat.