Die Industrie baut die Autos, die gekauft werden

Der Elektrohype ist vorbei. Eine Technologie, die eigentlich niemand braucht, kann man eben nur Zwang zum Durchbruch verhelfen. Oder durch Geschenke aus dem Steuertopf. Doch der Steuertopf ist leer, denn die Milliarden werden gebraucht, um Asylanten durchzufüttern. Daher bestimmen jetzt wieder Angebot und Nachfrage den Markt.

Steuervorteile üben in Deutschland einen ganz besonderen Reiz aus. Wenn man Steuern sparen kann, setzt das logische Denken aus und es werden Entscheidungen getroffen, die man so sonst nie getroffen hätte. Als ich in den 1980er Jahren ein Haus verkaufen wollte, hat mir jeder zweite Interessent erzählt, dass er noch warten wolle, weil es ja demnächst Steuervorteile geben solle. Als die Entscheidung dann klar war, gingen die Immobilienpreise hoch und die Käufer standen Schlange.

Ganz ähnlich war es auch mit der sogenannten Abwrackprämie. Damit sollte 2009 die deutsche Autoindustrie gefördert und damit die deutsche Wirtschaft angekurbelt werden. Hunderttausende haben seinerzeit ein eigentlich noch funktionstüchtiges Auto verschrottet, nur um ein paar tausend Euro für einen Neuwagen zu bekommen. Über Rabatte ließ der Handel damals nicht mit sich reden. Angebot und Nachfrage regeln schließlich den Preis. Die Nachfrage war groß und die Hälfte der Abwrackprämie landete in den Taschen der Händler. Dass die wenigsten Autos geschrottet wurden, sondern in Afrika noch jahrelang weiterfuhren, ist ein anderes Thema.

Bei der E-Mobilität war die Sache nicht anders. So ein Tesla oder Audi E-Tron kostet richtig Geld. Da waren ein paar Tausend Euro aus dem grünen Klimafonds ein willkommenes Geschenk. So mancher Käufer nahm daher die Nachteile der E-Mobilität in Kauf und fühlte sich dabei so richtig grün und klimabewusst. Besonders Freiberufler und Unternehmen schrieben gerne ein E-Auto von der Steuer ab, um ihr Image grün anzustreichen.

Doch der Steuertopf ist leer und der Hype ist vorbei. E-Autos sind zurzeit nahezu unverkäuflich. Selbst die Gebrauchtwagen will keiner haben. Das alte Prinzip von Angebot und Nachfrage bestimmt wieder das Bild. Die Käufer ticken wieder rational-emotional und kaufen lieber einen bewährten Benziner, anstatt die grüne Energiewende mitzufinanzieren. Was vermutlich die klügere Entscheidung ist, wenn man bedenkt, dass Strom von der Ladesäule mittlerweile teurer ist als eine Tankfüllung. Von der Reichweite ganz zu schweigen.

Hat sich der quasi-staatliche VAG-Konzern noch vor Jahren weit aus dem Fenster gelegt und den totalen Ausstieg aus der Verbrenner-Produktion verkündet, gibt man sich heute eher kleinlaut. Die Produktion in Emden wurde stillgelegt, weil schon genügend Fahrzeuge auf Halde liegen. Die Käufer haben schlichtweg anders entschieden und ein Unternehmen wird natürlich das produzieren, was nachgefragt wird. Angebot und Nachfrage bestimmen eben immer noch die Realität. Mittlerweile wurde sogar in aller Stille ein Milliardenbetrag bereitgestellt, um eine neue Generation von Benzinmotoren zu entwickeln.

Auch Mercedes steckt in derselben Falle. 2023 hieß es noch selbstbewusst, die Zukunft sei elektrisch und den Stern würde es bald nur noch mit Batterie statt Benzintank geben. Ein Jahr später wird die Produktion der E-Baureihe stillgelegt und man verkündet plötzlich die alte Marketing-Weisheit, dass der Markt die Nachfrage bestimme und der will nun mal keine Autos mit kurzen Reichweiten und langen Boxenstopps.

Bei Ford sieht man den abgeklungenen E-Hype mittlerweile geradezu als Katastrophe. Riesigen Investitionen steht eine Nachfrage gegenüber, die knapp über der Nulllinie liegt. Der Markt hat gesprochen, das Geld ist futsch und von einem Return on Investment ist nichts zu sehen. Besonders deutlich wird das bei der Ford-Marke Volvo, die einst lauthals verkündet hat, im Jahr X nur noch E-Autos zu bauen. Entsprechende Modelle gibt es mittlerweile und man versucht auch verzweifelt, massiv dafür zu werben. Aber gekauft werden nach wie vor die klassischen Modelle mit dem millionenfach bewährten Benzin- oder Dieselmotor.

Der Stellantis-Konzern, zu dem mittlerweile Marken wie Fiat, Citroên, Peugeot, Chrysler und Opel gehören, hat sich eher zögerlich der E-Mobilität zugewandt. Zwar gibt es elektrische Modelle unter jedem Markennamen, aber insgesamt hat der Konzern immer das getan, was die Verkaufszahlen aussagten. Und dabei spielen eben E-Autos trotz staatlicher Prämie eher eine Nebenrolle.

Renault hat nie allzu große Töne von sich gegeben, was den radikalen Wechsel zur angeblich zukunftssicheren E-Mobilität angeht. Alle neu aufgelegten Modelle des französischen Konzerns laufen heute konsequent sowohl mit Benzin- oder Dieselmotor als auch mit Strom aus der Steckdose.

Entgegen der deutschen Automobilindustrie wollen eben die ausländischen Hersteller ihre Kunden nicht erziehen und auf grün trimmen, sondern bauen schlicht und einfach, was nachgefragt wird und wenn die Leute lieber schnell zur Tanke fahren, anstatt eine Stunde an der Ladesäule zu warten, dann bekommen sie eben ganz einfach das, was sie wollen.

Für einen weltweit führenden Hersteller wie Toyota waren elektrisch betriebene Autos ohnehin nur ein Thema von vielen. Toyota hat am ehesten noch mit seinen Hybridantrieben Erfolg und lässt öffentlich verlauten, dass man die zur Lösung aller Klimaprobleme hochgejubelte Elektromobilität nicht für die allein selig machende Lösung halte. Es verstauben zwar ein paar E-Modelle bei den Händlern, aber im Mittelpunkt stehen die eher nicht. Stattdessen hält man bei Toyota viel vom Wasserstoffantrieb und hat soeben eine völlig neu konzipierte Generation an Verbrennern angekündigt, die sich auch dort verkaufen lassen, wo es wohl für die nächsten hundert Jahre keine elektrische Infrastruktur geben wird.

Das Auto selbst ist schließlich nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die dafür erforderliche Infrastruktur und da sieht es mehr als kritisch aus. Als EnBW vor ein paar Jahren ein Neubauviertel am Rand von Stuttgart mit E-Mobilen und kostenlosen Wallboxen ausstattete, machte man schnell eine Erfahrung, die im grünen Umfeld von heute keiner laut auszusprechen wagt: Wenn in einer Straße nachts alle Autos an der Wallbox hängen, wird es gar nicht anders gehen, als den Strom zu rationieren, damit die Leitungen nicht zum Glühen kommen und die Energieversorgung in die Knie geht.

Mittlerweile hat die grüne Regierung beschlossen, dass die Energieversorger den Strom kappen dürfen, wenn die Netzstabilität gefährdet ist. Das heißt, auch in grünen Köpfen ist angekommen, dass elektrische Energie kein Gut ist, das uneingeschränkt zur Verfügung steht. Vor allem wird es schlicht und einfach nicht möglich sein, die Netzkapazität in Ballungsgebieten so auszubauen, dass nachts jeder sein Fahrzeug laden kann, um am nächsten Morgen unbesorgt zur Arbeit zu fahren. Ein Blick in ein nachts zugeparktes Innenstadt-Viertel wird das schnell deutlich machen. All diese Fahrzeuge kann man schlicht und einfach nicht mit genügend elektrischer Energie versorgen.

Die E-Mobilität wird vermutlich nicht aussterben. Aber sie wird in Zukunft eher ein Nischendasein führen. E-Autos sind praktikabel, solange sie sich nur innerhalb eines begrenzten Radius bewegen. Aber auf langen Strecken sind sie eher nervig. Und ihr Wiederverkaufswert ist einfach nur katastrophal. Schließlich weiß mittlerweile jeder, dass sie ständig an Reichweite verlieren und so ein Akkutausch einen satten fünfstelligen Betrag kostet, der bei einem Gebrauchtwagen einfach keinen Sinn macht.