Leggins: Endlich kommt Frau auf den Punkt
Man nennt sie Leggins und eigentlich gibt es die Dinger schon eine kleine Ewigkeit. Nur nannte man sie früher Strumpfhosen und unter dieser Bezeichnung sind sie noch heute die beliebtesten Beinkleider von Frauen, die auch in der kalten Jahreszeit Röcke tragen wollen. Es gibt sie durchsichtig in allen Farbnuancen und sie sind die eigentlich genialste Erfindung seitdem Strapse aus der Mode gekommen sind. Die weniger elegante Variante davon ist blickdicht und in den Varianten uni bis bunt gemustert zu haben. Sie wird vor allem im Winter getragen und tut ihr Bestes, um weibliche Wesen bis ans Ende der Beine einigermaßen winddicht zu verpacken.
Erotisch? Nein erotisch sind sie eigentlich nicht. Wenn Frau eine Strumpfhose auszieht, sieht das in etwa so aus als würde sie sich aus einem Ganzkörper-Kondom schälen. Da waren Hüftgürtel und Strapse schon von anderer Qualität und ich verstehe irgendwie die Männer, die noch heute darauf stehen.
Mit Jane Fonda und der Fitnesswelle tauchte eine spezielle Variante der Leggins auf – extra trendy extra stretchy, extra sexy und eigentlich nur für geschlossene Räume und besondere sportliche Aktivitäten gedacht. Wer an einem Studium der weiblichen Anatomie interessiert ist, muss heute nur einen Yoga- oder Pilates-Kurs besuchen und bekommt die ganze Bandbreite vorgeführt. Von sexuell aufreizend über einfach nur schön bis absolut peinlich. Aber Mann kann ja selbst entscheiden, worauf er seine Blicke ruhen lässt und bei welchem Anblick er besser dezent zur Seite sieht.
Irgendwann kam irgendein Modeschöpfer auf die Idee, dass es eigentlich ganz nett anzusehen ist, wenn Frau das dekorativ flatternde Darüber einfach weglässt und nur noch in Leggins das Spielfeld betritt. Perfekter konnte man schöne Beine einfach nicht in Szene setzen und besser konnte sie es nicht erreichen, dass sich die Männer nach ihr umdrehten, um sich ausgiebig die Kehrseite ihrer weiblichen Linienführung anzusehen. Und da inzwischen der String von Rio auf der ganzen Welt Verbreitung gefunden hat, gibt es auch keinen störenden Abdruck eines Höschens mehr, der das vollkommene Erscheinungsbild trüben könnte.
Doch es gibt nichts, was man nicht noch verbessern, optimieren, perfektionieren könnte. Das fällt besonders seit dem Sommer 2017 auf. Gemeint ist der Sommer, der eigentlich keiner war. Und der schon allein durch die vorherrschenden Temperaturen enge Grenzen setzte, was den inhärenten Drang der Weiblichkeit zu Selbstdarstellung und Exhibitionismus angeht.
Vielleicht liegt es tatsächlich an den deutlich gesunkenen Durchschnittstemperaturen, dass sommerlich typische Hotpants und Miniröcke zumindest in nördlichen Breiten immer seltener im Straßenbild auftauchen. Dafür kann man mittlerweile auffallend viele junge – und auch nicht mehr ganz so junge – Frauen beobachten, die sich vom Po bis zu den Knöcheln ungeniert in hautengen Leggins zeigen. Wobei der neueste Modetrend offenbar das Zielt hat, die Grenzen des Machbaren auszutesten. Oder um es anders zu sagen, die Frauen kommen endlich auf den Punkt und zeigen deutlich und unübersehbar, was sie eigentlich als Frau ausmacht.
Eigentlich brauchte Mann ja schon immer recht wenig Fantasie, um sich die nackte Wirklichkeit vorzustellen, wenn zwischen seiner Vorstellung und der visuellen Realität nur noch eine hauchdünne Lage dehnbaren Textils lag. Doch mittlerweile ist dieses Textil so dünn geworden, dass man sich fragt, ob man so etwas eigentlich noch als Kleidungsstück bezeichnen kann. Und es schmiegt sich so perfekt um die von der Natur vorgegebenen Rundungen, dass wirklich keine Frage mehr offen bleibt.
Wer sich mit einer Frau in diesem Outfit trifft, der weiß genau, was er bekommt, falls sich das Date zum Positiven entwickelt.
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als die Frauen weiße Leinenhosen und anzogen und schwarze Slips dazu trugen. Beim hierzulande recht häufigen Grauwetter war daran normalerweise nichts Aufregendes. Aber bei Sonnenbestrahlung ergab sich doch eine kleine Offenbarung für jeden Männerblick. Endlich war es kein Geheimnis mehr, was sie drunter trug. Sie tat so, als wüsste sie nichts von von dieser enthüllenden Verhüllung Er freute sich darüber fast wie einst über den Minirock.
Ich kann mich auch noch an die Zeit der halbtransparenten Blusen erinnern. Damals in den Achtzigern zeigte so manche Frau gerne stolz, was sie zu bieten hatte und freute sich über die verlegenen Männerblicke, die gar nicht anders konnten, als ihre zur Schau gestellten Brustwarzen zu fixieren. Mann ist eben Mann und Instinkt ist Instinkt. Die Mode war allerdings nur von kurzer Dauer. Vermutlich, weil haltlose Brüste unter seidenen Vorhängen eben nur etwas für Frauen sind, die von der Natur nicht allzu üppig ausgestattet wurden und nicht mit der Sogwirkung der Schwerkraft zu kämpfen haben.
Schwarze Höschen unter blütenweißem Stoff? Aufragende Brustwarzen unter dem Schleier? Alles Schnee von gestern. Heute zeigt Frau, was sie wirklich zu bieten hat. Mit dem Vorteil, dass man dezent den Blick gesenkt halten kann und dennoch eine ausgiebige Vorschau auf das Objekt seiner Begierde bekommt. Und warum sollte er sich das Vergnügen nicht gönnen. Sie will es schließlich so.