Hausfrauen: Mann erkennt sie auf den zweiten Blick
Männer haben ein Gespür dafür. Sie wissen ziemlich genau, wenn eine Frau verheiratet ist. Ganz besonders, wenn es sich um eine Hausfrau handelt. Sie müssen dafür noch nicht einmal nach einem Ring Ausschau halten. Die Meisten zumindest. Denn eine verheiratete Frau hat eine Ausstrahlung, die man nicht übersehen kann. Sie kleidet sich anders.Sie bewegt sich anders. Sie pflegt sich anders als unverheiratete Frauen. Meist treffen nicht alle Anzeichen zu, aber schon wenn eines zutrifft, kann man ziemlich sicher sein.
Ich war lange verheiratet. Sehr lange. Doch seit über einem Jahrzehnt lebe ich allein. Ich bin zwar nicht single, aber in jeder Lebensminute eine Frau im Haus zu haben, das will ich einfach nicht mehr. Dabei feiern meine Liebste und ich dieses Jahr bereits unser zehntes Jubiläum. Wir sind also schon länger zusammen als die meisten Ehepaare. Immer ab Freitagabend bis Montagmorgen. Und ohne, dass sich je Routine eingestellt hat.
Vielleicht liebe ich sie, weil wir nicht verheiratet sind. Oder es liegt daran, dass sie sich nicht verhält, wie eine verheiratete Frau. Ich weiß es nicht. Es ist einfach so.
Was ich weiß ist die Tatsache, dass sich Frauen verändern, wenn sie verheiratet sind. Es beginnt ganz langsam und am Anfang merkt man es nicht. Doch irgendwann ist sie nicht mehr die Frau, die man liebt, sondern einfach nur die Ehefrau, die man hat.
Was unterscheidet also meine jetzige zehnjährige Nicht-Ehefrau von einer typischen Ehefrau, wie man sie tagtäglich im Supermarkt trifft? Ich werde versuchen, die Unterschiede sichtbar zu machen. Und ich weiß, dass das alles sehr subjektiv ist. Aber wenn es um Menschen geht, gibt es nie feste Regeln. Aber typische Zusammenhänge.
Zum Beispiel heute Abend. Da ich die Woche über allein lebe, gehöre ich zu den Männern, die selbst einkaufen gehen. Nicht Shopping, sondern einkaufen. Dafür habe ich in Evernote eine ständige Notiz, in die ich spontan alles eintrage, was in der Küche fehlt. Die letzte Flasche Wasser aus dem Kasten genommen? Steht schon auf der Liste. Kein Honig mehr da? Wird beim nächsten Mal erledigt. Ein Besuch beim Edeka heißt also schlichtweg: Checkliste abarbeiten, Einkaufswagen füllen und so schnell wie möglich wieder raus.
Frauen fallen mir da nur auf, na ja, wenn sie mir eben auffallen. Die Heutige stand an der Kasse direkt vor mir. Hübsches Gesicht und genau in dem Alter, in dem eine Frau richtig Frau ist und Mann gar nicht anders kann, als hinzusehen. Sie war allerdings in eine dicke Jacke eingepackt, sodass ich außer ihrem Gesicht nicht viel beurteilen konnte. Aber sie hatte eine sympathische Ausstrahlung. Der Typ Frau, dem man spontan zulächeln möchte. Nicht um sie anzumachen, sondern einfach so.
Sie holt sich nach Feierabend noch schnell ein paar Sachen zum Abendessen, war mein erster Gedanke. Die Sammlung in ihrem Wagen war überschaubar. Single vermutlich, berufstätig und auf dem Weg nach Hause.
Falsch!
Bis zur Kasse hatte ich vielleicht fünf Minuten Zeit, sie mir anzusehen und mein erster Eindruck war schnell dahin. Ihre Frisur, na ja, ins Büro geht man so nicht. Unter der wattierten Jacke ein simples Sweatshirt. Eindeutig zu weit, um sexy zu sein. Und zu lässig, um damit außer Haus zu gehen. Großer oder kleiner Busen? Keine Ahnung. Und dann diese Hose. Die sollte wohl in erster Linie bequem sein. Auf jeden Fall war das Ding so weit und unförmig, dass auch hier die darunter liegende Anatomie noch nicht man ansatzweise erkennbar wurde.
Ganz klar, so geht nur eine Hausfrau in den Supermarkt. Vielleicht ist sie ja nicht nur sympathisch, sondern sieht sogar gut aus. Nur will sie damit anscheinend niemand beeindrucken. Ihren Mann zu Hause nicht und Fremde erst Recht nicht. Ich bin mir sicher, als sie noch single war, hätte sie sich nie und nimmer auf die Straße getraut. Aber eine Ehefrau hat ja schon was sie braucht.
Ähnliche Beobachtungen habe ich schon oft gemacht. Läuft eine Frau in Jeans vom Typ Loose Fit herum, ist sie garantiert verheiratet und will nicht, dass ihr Po von irgend jemand als anziehend empfunden wird. Hat sie Speckröllchen um die Hüften und macht noch nicht einmal den Versuch, sie irgendwie zu kaschieren, dann ist es ihr vermutlich egal, wie sie aussieht, weil sie meint niemand mehr gefallen zu müssen.
In meinem Fitnessstudio treffe ich weitaus mehr Frauen als Männer. Aber die meisten von ihnen sind bestenfalls halb so alt wie ich. Und sie tragen keinen Ring. Zumindest keinen, der sie als Ehefrauen kennzeichnet. Ich kann mich nur an eine einzige verheiratete Frau erinnern. Sie mochte so um die Dreißig sein. Als sie zum ersten Mal kam, war ihr Körper ein einziger Wackelpudding. Ihr Po vibrierte unkontrolliert bei jedem Schritt. Ihre Titten baumelten ziemlich haltlos unter dem Fitness-Dress. Ihr ganzer Körper schien irgendwie muskellos zu sein. Sie kam zweimal die Woche und nach einem halben Jahr sah sie schon recht ansehnlich aus.
Doch sie war und blieb eine Ausnahme. Die meisten anderen Frauen mit Ring am Finger gehen nämlich nicht ins Fitnessstudio. Sie tun nichts für stramme Schenkel und straffe Muskeln. Sie sind völlig in ihrer täglichen Lebensroutine gefangen und glauben, dafür keine Zeit zu haben. Und es ist ihnen egal, dass man es ihnen ansieht.
Ich wohne hier in einer Gegend, die fast nur aus Einfamilienhäusern besteht. Hier wohnen vor allem junge Familien. Die Frauen sind selten älter als dreißig. Also genau in dem Alter, in dem eine Frau am Attraktivsten ist. Sie ist zwar kein junges Mädchen mehr, aber sie zeigt auch noch lange nicht die Spuren des Alterns. Aufgefallen ist mir aber noch keine. Ich meine so, dass mein Blick länger als eine Sekunde hängen bleiben würde. Es sind eben Mütter, Hausfrauen, Ehefrauen. Frauen, die den Mann gefunden haben, der ihr Leben finanziert. Die niemand mehr gefallen müssen. Oder die zumindest glauben, dass dem so ist.
Ich habe mich immer gefragt, weshalb es so schwer ist, das Alter einer Frau richtig einzuschätzen. Ich zumindest habe mich da schon um ein ganzes Jahrzehnt verschätzt und ich bin sicher nicht der Einzige. Aber ich glaube mittlerweile, den Grund zu kennen.
Nein, es liegt nicht an meinem Unvermögen. Man kann Alter nur am Zustand eines Körpers einschätzen. Und der hängt nicht nur von den abgelaufenen Jahren ab. Er ist auch das Ergebnis der Art und Weise, wie man diese Jahre verbracht hat. Wie man sich ernährt hat. Wie man sich gepflegt hat und ob man auf seine Fitness geachtet hat. Und irgendwie auch, welche Einstellung man zu sich selbst und seiner Umwelt entwickelt hat.
Und da unterscheiden sich eben verheiratete Frauen – und vor allem die Kategorie Hausfrauen unter ihnen – grundlegend von allen anderen.