Von der medialen Aufklärung zur totalen Verwirrung

Wer die Sechziger erlebt hat, der weiß auch, dass das Leben seither verdammt kompliziert geworden ist. Damals, zur Zeit der Beatles und Stones war Aufklärung noch ein Thema, für das die Eltern zuständig waren. Und weil die dabei einen roten Kopf bekamen und es daher meist bleiben ließen, kümmerte sich die Bravo um das Basiswissen der Teenies. Für die Sekretärinnen in den Büros war die Jasmin zuständig, die immer genau wusste, wie das zwischen Mann und Frau funktioniert. Alle anderen lasen Bild. Alle drei Beispiele waren Printmedien mit Auflagen, von der man in dieser Branche heute nur noch träumen kann.

Damals wusste kaum jemand, was eine Transe ist. Von Homos hatte man schon gehört und dachte sich so seinen Teil. Auch dass es Lesben gibt, war den Meisten bewusst, aber sie dachten da eher an einen genetischen Defekt. Damals war kaum eine Zeitschrift verkäuflich, die keine nackte Frau auf dem Titelbild präsentierte. Aufgeregt hat sich darüber eigentlich nur Alice Schwarzer. Aber das war eine Emanze. Für die war die Aufregung über nackte Haut das Beruf und Berufung. Und wahrgenommen hat ihr Gezeter eigentlich nur das kleine Häufchen der Emma-Leser. Aber die meisten von denen hatten ja mit Männern ohnehin nichts am Hut.

Wer Frau war, der las Für Sie und Tina wegen der Mode und eben Jasmin, weil da alles über die Männer zu erfahren war. Wer Mann war, der holte sich am Kiosk drei, vier Zeitschriften, von denen eine der Playboy war. Die anderen waren eigentlich nur Tarnung, damit die Dame an der Kasse nicht diesen wissenden Aha-Blick kriegt. Aber das hat natürlich keiner zugegeben. Ach ja und dann war da noch die Penthouse. Die amerikanische Ausgabe natürlich, denn die war freizügiger und gewährte freizügige Blicke auf das, was damals nur Amerikanerinnen rasierten.

Das Print-Zeitaler ist passé

Die Jasmin gibt es nicht mehr. Ob die Bravo heute noch jemand liest, weiß ich nicht. Ich vermute allerdings, dass die Teenies sich ihre Aufklärung aus dem Handy holen. Pornos kann man schließlich überall kostenlos herunterladen. Und wer kann besser zeigen, wie „es“ geht, als ein professioneller Hengst, der es den Weibern so richtig besorgt. Zumindest die technische Seite wäre damit abgehakt. Wenn auch etwas unrealistisch, aber das klärt sich irgendwann.

Auch wenn es die satt gewordenen Verlage standhaft verleugnen: Print ist out. Mega-out sogar. Gedruckte Zeitungen werden heute nur noch von Leuten gelesen, die von ihren alten Gewohnheiten nicht loskommen. Alle anderen sitzen in der Bahn und suchen sich ihre Informationsbrocken per Fingertipp und Wischgeste zusammen. Auch dort treffen sie meist wieder auf die alten Bekannten. Der Spiegel ist da, Focus sowieso und natürlich der ganze Blätterwald vom Stern über die Zeit bis zur Bild. Alle versuchen Sie verzweifelt, den Lesern ein Abo anzudrehen. Und alle verstecken sie ihren Content zwischen einer Vielzahl von Werbeformaten, die letztendlich nur eines erreichen – den Leser gründlich zu nerven.

Auch den Playboy gibt es in der Pixelwelt des Internet. Aber die Macher gehören zur selben Glaubenswelt wie alle anderen. Zu sehen gibt es nämlich hier nur Teaser mit dem penetranten Hinweis, dass man das Blatt auch online lesen könne. Und dass das neueste Papierheft sooo toll sei und tausend scharfe Frauen zeigen würde. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass da ein Mann mehr als einmal auftaucht. Nackte Titten gibt es schließlich überall zu sehen.

Männer im Web? Fehlanzeige!

Wobei der Playboy ja eigentlich nicht schlecht war. Denn neben Bilderstrecken und dem Centerfold gab es da auch immer interessante Artikel zu lesen. Zum Beispiel über Autos, Reisen, Politik, Gesellschaft. Dinge eben, über die Männer Bescheid wissen wollen und die Frauen nur selten interessieren. Vor allem: ein Medium, das sich ganz bewusst und ausschließlich an eine männliche Zielgruppe wendet, kann bestimmte Themen ganz anders angehen, als ein Blatt, das auch von Frauen frequentiert wird. Oder ein Portal. Oder ein Blog.

Im Papierzeitalter hat man sich gegenseitig nicht weh getan. Die Frauen lasen Frauenzeitschriften. Die Männer morgens die Zeitung und abends den Spiegel, die Zeit oder eines der unzähligen Fachmagazine. Die Redaktionen schrieben, was die Leser lesen wollten und jeder fand, was ihn interessierte. Männertitel wurden eben von Männern gemacht und in den Redaktionen der Frauentitel saßen fast ausschließlich Frauen.

Damals gab es auch noch keine Gender Studies und niemand versuchte sich an einer Wissenschaft, die eigentlich gar keine ist. Denn Männer interessierten sich für Frauen und Frauen für Männer. Und wenn sie sich schließlich gefunden hatten, interessierten sich Männer eben vor allem für Männerthemen und Frauen für Frauenthemen. So einfach war die Welt.

Ganz anders im Internet. Hier gibt es gefühlte zehntausend Blogs, die von Frauen betrieben werden und sich mit Frauenthemen beschäftigen. Mit Mode natürlich. Mit Heimdekor. Mit allem rund um Blumen, Pflanzen, Garten. Und natürlich mit Kochen, Kindern, Erziehung. Hier sind die Frauen unter sich und an den Leserkommentaren sieht man, dass diese Blogs auch nur von Frauen gelesen werden. Wir früher die Gattung der Frauenzeitschriften. Außer dem Medium hat sich also nicht viel geändert.

Überhaupt hat man den Eindruck, dass die Blogger-Szene mehrheitlich in weiblicher Hand ist. Vielleicht liegt es daran, dass studierende, jobbende und Hausfrauen mehr Zeit haben. Vielleicht ist es auch ihr ausgeprägteres Mitteilungsbedürfnis.

Männerblogs hingegen sind meist kommerzielle Projekte. Da geht es um Reichweite, um Werbung, um Geld verdienen. Der Inhalt ist dann meist dürftig und lässt überdeutlich die eigentliche Absicht erkennen. Oder es geht um berufliche Themen und der Herausgeber schreibt seinen Blog vor allem, um unterschwellig auf sein eigenes Angebot als Designer oder Berater hinzuweisen.

Vor allem aber: einen richtigen Blog für Männer sucht man vergebens. Ich meine, so etwas wie der Playboy im digitalen Format. Gelegentlich taucht einer auf, aber nach ein paar guten Artikeln ist er auch schon wieder verschwunden oder dümpelt mehr oder weniger inhaltsleer dahin.  Männerthemen finden im Web so gut wie nicht statt. Die Welt aus der Sicht des Mannes scheint niemand zu interessieren. Männerthemen scheint niemand lesen zu wollen. Männer nicht. Und Frauen erst recht nicht.

Genau das war der Gedanke hinter Mannsichten. Anfang 2017, als der Blog mit den ersten Berichten an den Start ging. Mittlerweile hat sich die Zahl der Beiträge vervielfacht und jede Woche gibt es etwas Neues. Denn Männer denken zwar heute anders als vor 20 Jahren. Aber sie sind nach wie vor Männer. Mit männlichen Bedürfnissen, männlichen Interessen und einer männlichen Sicht auf das Leben. Genau die soll hier ausgesprochen werden. Ungeschminkt, ohne Schere im Kopf und wenn es sein muss auch provozierend und weit abseits der üblichen political correctness.

Denn das Geschlecht ist kein „gesellschaftliches Konstrukt“, wie die Gender-Leute gerne tönen. Es ist Natur. Es ist Biologie. Es begründet die Unterschiede, die das Leben interessant machen. Vor allem aber ist es entweder männlich oder weiblich. Eindeutig. Unübersehbar. Ganz natürlich. Abgesehen von den wenigen Verirrungen, die sich die Natur erlaubt hat. Denn wenn Frauen Männer sein wollen oder umgekehrt, dann ist das doch irgendwie ein Zeichen dafür, dass da im Kopf irgend etwas nicht ganz richtig läuft. Das wissen richtige Frauen und schauen mit Befremden auf die Geschlechtsgenossinnen, die sich den Busen flach drücken und in Männerklamotten durch die Gegend laufen. Und das denken richtige Männer, die einen Schwulen oder irgend einen Typen zwischen männlich und weiblich besser übersehen, weil es ihnen irgendwie peinlich ist.

Richtige Frauen wollen richtige Männer

Heute wird jede sexuelle Abart zum gesellschaftlich relevanten Gruppe hochstilisiert und beansprucht Rechte. Es gibt eine Vielzahl von Bezeichnungen für die neu entdeckten Schattierungen zwischen männlich und weiblich und der normale Hetero ist ohne Google ziemlich aufgeschmissen, wenn er verstehen will, worum es eigentlich geht. Das eigentliche Problem ist aber, dass sich all die berufsmäßigen Emanzen, die hinter diesem Wahnsinn stecken, immer mehr in den Vordergrund drängen, um dem Rest der Welt ihre Sichtweise aufzudrücken. Sie tunes lautstark. Undsie tun es auf eine Art und Weise, dass man allmählich das Gefühl bekommt, als Normalo irgendwie daneben zu sein.

Dabei sind sie es, die das Problem haben. Sie wissen nicht, ob sie männlich oder weiblich oder irgendwas dazwischen sind. Sie liegen außerhalb der Norm, sind folglich nicht normal und sollten den Anderen nicht auf den Nerv gehen. Denn eine richtige Frau weiß, was sie zur Frau macht und dass ihr Leben ohne einen Mann an ihrer Seite irgendwie nicht ganz komplett ist. Und ein richtiger Mann verhält sich auch als solcher und hat weder Lust, Windeln zu waschen, Kindern einen Brei in den Mund zu stopfen oder einen Kinderwagen zum Spielplatz zu schieben. Für eine Frau sind ihre Kinder ein und alles. Für den Mann beginnt das Interesse erst, wenn der Kleine Fußball spielen kann und ein vernünftiger Dialog mit ihm möglich ist.

Männer, die das nicht kapieren und von ihrer Mami zum Softie konditioniert wurden, müssen eben damit leben, dass sie als Mann eigentlich gar nicht wahrgenommen werden. Auch von der Frau nicht, für die sie sich so verständnisvoll ins Zeug legen. Die bedankt sich zwar artig, wenn er ihr den Rücken freihält, damit sie weiter an ihrer Karriere basteln kann. Aber insgeheim himmelt sie ihren Chef an. Der ist zwar ein Macho. Aber er weiß, was er will. Er hat es zu etwas gebracht. Er ist betont charmant, spart nicht an Komplimenten und lässt sie spüren, dass sie eine Frau ist. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er ein Mann ist, wie ein Mann empfindet und sie auch mit den Augen eines Mannes ansieht.

Denn richtige Frauen wollen richtige Männer. Das ist Teil unserer Natur und das ist gut so.