Mental Load: Wenn sich Hausfrauen überlastet fühlen
Wieder mal macht ein neues Buzzword die Runde: Mental Load. Gemeint sind Hausfrauen, die sich um Kinder Kochen und Hausarbeit kümmern und sich darüber beschweren, dass ihre Männer bestenfalls Zuarbeit leisten, anstatt sich aktiv zu engagieren. Die wiederum reden von Arbeitsteilung und entspannen sich vor dem Fernseher nach einem stressigen Tag im Büro. Denn das gemeinsame Einkommen in einer klassischen Ehe ist meist sein Einkommen und selbst die nicht runter gebrachte Mülltüte wurde von seinem Geld gekauft.
Nicht wenige nur-Hausfrauen beschweren sich darüber, dass sie sich „um alles“ kümmern müssen: dass der Müll runter gebracht wird, dass genügen Spülmaschinen-Tabs im Schrank sind, dass er jeden Tag ein frisches Hemd vorfindet, dass die Kinder pünktlich zur Schule gehen. Der Mann „hilft“ vielleicht mal, aber eigentlich fühlt er sich für die Hausarbeit nicht zuständig.
Weshalb sollte er auch? Er kutschiert zweimal am Tag sein Auto durch die Rush Hour, ist dazwischen acht Stunden einem Arbeitsalltag ausgesetzt, der immer stressiger wird und geht danach noch zum Sport, um sich fit zu halten. Nach all dem sind ganz locker zehn Stunden rum und es ist eigentlich höchste Zeit, um endlich auszuspannen und die Beine hochzulegen.
„Die Arbeit einer Hausfrau ist nie zu Ende,“ lautet ihr Argument. Sie verweist darauf, dass sie morgens die Erste ist, die auf den Beinen steht, während er sich rasiert und danach sein Frühstück erwartet. Auch nach dem hoffentlich gemeinsamen Abendessen steht sie noch in der Küche, während er schon längst auf Relaxen umgeschaltet hat. Mehr Beweise braucht es schließlich nicht, um als benachteiligtes Wesen zu gelten.
In manchen Beziehungen wird diese Diskussion ein ganzes Leben lang geführt (wenn sie denn ein Leben lang besteht). Und immer ist der Mann der faule Hund und die Frau das ausgebeutete Wesen, das von Gleichberechtigung nur träumen kann. Dabei ist beides einfach nur Blödsinn und hält keiner logischen Betrachtung stand.
Wenn sich zwei entschließen, eine dauerhafte Beziehung einzugehen und ihr Leben KÜNFTIGin einer gemeinsamen Wohnung oder einem Haus zu verbringen, senkt das nicht nur die Kosten von Miete über Heizung bis zu Telefon und Internet. Oft kann man auch auf zwei Autos verzichten, die Benzin, Wartung und Versicherung kosten. Und was die Hausarbeit angeht, fällt praktisch jeder Handgriff nur noch einmal an, den jeder für sich selbst machen musste. Rein ökonomisch gesehen gibt es also nur Vorteile und jeder sollte froh sein, endlich weniger Geld ausgeben zu müssen und mehr Zeit für sich selbst zu haben.
Doch meist realisiert nur er diese Ziele, während sie sich als Underdog fühlt und der Meinung ist, alles bleibt an ihr hängen.
Wenn beide einem Beruf nachgehen, ist das natürlich unfair. Doch es liegt nicht daran, dass die Frau vom Mann unterdrückt und zur Hausarbeit gezwungen wird. Es liegt schlicht und einfach an fehlenden Vereinbarungen. Denn wenn jeder den Job macht, den er zugesagt hat, gibt es auch keine Diskussionen und die Todo-Liste sollte jeden Abend abgehakt sein. Wobei sie gerne die Aufgaben übernehmen kann, die ihr besonders wichtig sind. Staub wischen zum Beispiel, denn Männer sehen Staub erst, wenn man den Untergrund nicht mehr erkennen kann.
Wenn beide sich zu gemeinsamen Kindern entschlossen haben und sie dafür ganz bewusst auf ihren Beruf verzichtet, sind die Karten natürlich anders gemischt. Dann heißt ihr Job Kind, Küche, Haushalt und es ist allein ihre Sache, wie sie das auf die Reihe bekommt.
Wenn Frauen jetzt über Erschöpfung klagen, neudeutsch von Mental Load reden oder es gar bis zum Burnout bringen, hat das genauso mit Überforderung zu tun, wie das in einem Berufsleben der Fall sein kann. Denn wer sich in seinem Job überfordert fühlt, der hat sich entweder zu viel aufgehalst, oder er beherrscht die Kunst des Selbstmanagements nicht. Oder es sind die Arbeitsumstände, die ihn an seine Grenzen bringen. Da unterscheidet sich die Hausfrau nur wenig vom Selbstständigen oder Manager. Wobei man äußere Faktoren nicht immer im Griff hat, Überforderung und Selbstmanagement hingegen schon.
Wäre ich Ehemann und meine Frau beschwert sich darüber, dass ich ihr nicht im Haushalt helfe, würde ich sie darauf aufmerksam machen, dass sie eigentlich ja die Hälfte meines Einkommens erhält und dafür natürlich auch etwas leisten muss. Und ich würde sie fragen, wie sie denn ihren Arbeitstag organisiert hat. Gibt es da klare Zeiten und Prioritäten oder verläuft der Tag einfach, wie es sich eben ergibt?
Überlastete Hausfrauen haben nämlich meist ein und dasselbe Problem. Ihr Alltag ist Chaos. Ihre Zeit verfliegt mit WhatsApp, Facebook & Co., aber der Terminkalender auf dem Smartphone ist leer, Projekte und Aufgaben sucht man vergeblich und Todo-Listen gibt es gar nicht. Alles passiert einfach irgendwie und irgendwann und am Ende des Tages setzt Erschöpfung ein, weil die Stunden mit Nebensächlichkeiten zerronnen sind.
Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach und verlangt nur die Antwort auf ein paar essentielle Fragen: Was will ich heute erreichen? Wie viel Zeit brauche ich dafür? Was ist wichtig. Was kann warten? Wo kann ich Abstriche machen? Denn wer mit einem klaren Plan in den Tag geht, wird nicht versucht sein, sich einfach von den Ereignissen treiben zu lassen. Und wer sein Leben bewusst organisiert, wird rationeller arbeiten und in weniger Zeit mehr erreichen. Darin unterscheidet sich der Arbeitstag eines Managers nicht viel von dem einer Hausfrau.
Und noch eines haben beide gemeinsam: Ein Manager kriegt die Kündigung, wenn er seinem Job nicht gewachsen ist. Bei einer Hausfrau ist das nicht viel anders, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst ist. In ihren Fall nennt sich das Scheidung und genau daran denkt selbst der geduldigste Mann immer häufiger, wenn er es mit einer Frau zu tun hat, die einfach nichts auf die Reihe bekommt.
Außerdem ist eine dauergestresste Ehefrau auch eine schlechte Liebhaberin und erzeugt damit nicht nur einen genervten, sondern auch einen frustrierten Ehemann. Und geht erfahrungsgemäß nie lange gut.