Genderwahn: Der, die, das, wieso, weshalb, warum?
Sprache war noch nie logisch. Keine Sprache. Warum heißt es der Rhein, aber die Donau. Warum ist die Katze weiblich, der Hund männlich und das Schwein sächlich. Mit welcher Begründung setzen wir uns in das Auto, warten aber bis der Zug kommt und ärgern uns, weil die Bahn gerade abgefahren ist? Weshalb ist der fahle Mond männlich, die strahlende Sonne aber weiblich und warum ist das in Französisch genau umgekehrt? Weshalb fühlen sich bestimmte Frauen benachteiligt, wenn sie nicht ausdrücklich angesprochen werden?
Weil das alles eigentlich so ziemlich egal ist. Wichtig ist allein, dass man sich versteht. Wohlgemerkt, nicht Mann, sondern man. Und man sind immer die anderen. Also auch die Frauen.
Der nebenstehende Text aus den Kieler Nachrichten mag zwar korrekt gegendert sein. Abedr man muss nur versuchen, ihn laut vorzulesen, um seine Schwäche deutlich zu machen. Da wird man nämlich ganz schnell mit der Unmöglichkeit konfrontiert, ein Sternchen mitten im Wort korrekt auszusprechen. Also wird verwandelt sich ein geschriebenes „Leser*innen“ automatisch in ein phonetisches „Leserinnen“. Das wiederum ist diskriminierend, denn jetzt werden grundsätzlich alle Leser ausgeklammert. Es wurde also kein Problem gelöst. Es wurde nur ein vermeintlich weibliches Problem in ein vermeintlich männlichen Problem verwandelt.
Dasselbe trifft natürlich auch auf die angeblich gendergerechte Schreibweise „LeserInnen“ zu. Auch hier fällt der Leser kurzerhand unter den Tisch und jeder Mann sieht sich veranlasst, laut aufzuschreien. Auch hier ist also nichts gerecht, sondern einfach nur verdreht.
Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Mädchen nicht angesprochen fühlten, wenn aus dem Lautsprecher die Durchsage ertönte: „Ab zehn Uhr ist Hitzefrei. Der restliche Unterricht fällt aus. Alle Schüler dürfen nach Hause gehen.“
„Sprache spiegelt und verfestigt Machtgefüge,“ schreibt der Kolumnist der Kieler Nachrichten und ich habe extra nachgesehen, um sicherzugehen, dass es tatsächlich ein Mann ist, der sich für solche Zeilen bezahlen ließ. Ob es meinen Lesefluss gehemmt hat? Und ob. Ein Sternchen mitten im Wort war bei mir bisher ein Typo und ließ auf ein schlampiges Lektorat schließen. Bei völlig unpassenden Großbuchstaben sieht es nicht viel anders aus. Darüber stolpert man unweigerlich und spätestens beim dritten Mal ärgert man sich. Und das dürfte nicht nur männlichen Lesern so gehen, sondern auch weiblichen Leserinnen.
Einen Text von Goethe oder Schiller zu lesen ist schlimmer, als einen voller Sternchen und falsch platzierten Großbuchstaben? Das wage ich zu bezweifeln. Genauso, wie ich bezweifle, ob der Schreiber dieser Zeilen das je getan hat. Also ich würde ein Buch, das mir eine solche Zumutung antut, spätestens nach der dritten Seite in den Müll klicken. Und der Autor käme umgehend auf meine schwarze Liste. Wie übrigens heute schon alle Zeitungen, die meinen, sich dieser Unsitte anschließen zu müssen. Wenn sie mir online begegnen, bin ich meist schon nach der zweiten Zeile genervt und tue mir den Rest erst gar nicht mehr an.
Der Wahnsinn fing ja schon vor Jahren an, als in jedem Behördentext plötzlich von „Schülerinnen und Schülern“, „Leserinnen und Lesern“, „Bürgerinnen und Bürgern“ die Rede war. Damit wird nicht nur jeder Satz unnötig aufgeblasen, was speziell die deutsche Sprache mir ihrer komplizierten Grammatik ganz bestimmt nicht brauchen kann. Es dauert auch eine gefühlte Ewigkeit, bis der Satz endlich zur Aussage kommt. Als ob Frauen früher nicht gewusst hätten, dass ganz selbstverständlich alles Schüler, Leser und Bürger gemeint sind. Früher, als die Emanzen dieses Landes das „generische Maskulinum“ noch nicht problematisiert hatten.
Es stimmt natürlich. Sprache besteht aus mehr als aneinandergefügten Worten und Sätzen. Sprache transportiert auch Werte. Und, wie gesagt, Sprache hat nicht viel mit Logik zu tun. Dafür umso mehr mit Traditionen und Überlieferungen. Und mit ganz praktischen Gründen.
So gab es zum Beispiel nie eine männliche Entsprechung für das eher geringschätzig gebrauchte Wort „Tippse“. Warum wohl? Weil es eben nahezu ohne Ausnahme Mitarbeiterinnen und nicht Mitarbeiter waren, die dieser Tätigkeit nachgingen. Offensichtlich sah seinerzeit kein Mann einen befriedigenden Berufsinhalt darin, in einem Schreibsaal zu sitzen und den ganzen Tag lang nichts weiter zu tun, als Papier zu beschriften.
In den 70er Jahren bestand meine Aufgabe darin, in einem großen Industriebetrieb die programmierte Textverarbeitung einzuführen. Will heißen, die Tipps musste nur noch „#sgd“ tippen und schon hämmerte die Schreibmaschine „Sehr geehrte Damen und Herren“. Oder sie tippte „#abl“ und die Maschine wusste, worum es ging: „Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen ...“ Das mochten die Damen allerdings überhaupt nicht und sie ahnten weshalb. Kurz darauf wurde nämlich die Hälfte von ihnen entlassen und heute hat jeder einen PC auf dem Schreibtisch und der erledigt den banalen Routinekram einfach nebenbei.
Es gab also gute Gründe, weshalb „Tippse“ immer nur weiblich war. Genauso wie Hebamme, Näherin, Putzfrau oder Krankenschwester. Wobei sich der weibliche Teil der Welt rein sprachtechnisch eigentlich nicht beschweren kann. Denn praktisch jeder Beruf lässt sich in der deutschen Sprache durch einen einfachen Tausch der letzten Silbe ins Weibliche gendern. Aus dem Friseur wird also die Friseuse. Aus dem Bäcker die Bäckerin. Sogar der Chef kann zur Chefin werden. Nur Zimmermännin klingt irgendwie komisch.
Es ist kein Zufall, dass sich der sprachliche Genderwahn zunächst vor allem in den Parteien und Behörden ausgebreitet hat. Die meisten selbst ernannten Emanzen haben eben meist nicht viel mehr zu bieten, als weiblich zu sein. Vor allem grüne und rote Politikerinnen fallen durch abgebrochene Studiengänge auf und in den Behörden finden Emanzen ein geradezu ideales Biotop vor, um sinnfreie Regelungen und lästige Verordnungen durchzusetzen.
Nicht zu vergessen die wachsende Riege der Gender-StudentInnen, bei denen nicht nur ich unsicher bin, welchem Geschlecht ich sie im Einzelnen zuordnen soll. Ihnen haben wir nicht nur eine absolut unnötige Ampelmännchen-Diskussion zu verdanken. Aus dieser Ecke kommen auch regierungsamtliche Aufklärungsheftchen, die uns weismachen sollen, dass ein Schwanz absolut nichts darüber aussagt, ob es sich bei seinem Besitzer um einen Mann handelt. Das Gegenstück dazu kann wiederum durchaus einem männlichen Wesen gehören, das die Natur irrtümlicherweise als Frau ausgestattet hat. Für die ganz Unschlüssigen hat man jetzt sogar ein drittes Geschlecht erfunden und versucht verzweifelt, dem der und die noch ein das hinzuzufügen.
Genau das sind die Leute haben sich zwar nie mit Sprache beschäftigt. Sie haben sich vermutlich noch nie mit irgend etwas als ihrer eignen Selbstfindung beschäftigt. Aber sie wollen uns vorschreiben, welche Sprache „richtig“ ist, weil sie sich die Option offen halten wollen, sich männlich, weiblich oder irgendwie zu fühlen.