Frauen: Zwischen Wunsch und Unzufriedenheit
Männer wollen zwar auch fit sein und achten auf ihre Figur. Für Frauen ist es jedoch eine Obsession. Manche hungern sich durchs Leben, weil die Waage immer ein paar Gramm zu viel anzeigt. Andere investieren Unsummen in Wundersalben mit angeblicher Antifalten- und Antiaging-Wirkung. Vor allem aber halten sich alle für viel zu fett. Einschließlich derjenigen, die eigentlich kaum Fleisch auf den Rippen haben.
Das Ziel ist das Idealgewicht und das kommt offensichtlich in der rauen Wirklichkeit niemals vor. Dasselbe trifft auf die Traumfigur zu, die offensichtlich so heißt, weil sie für praktisch jede Frau ein lebenslanger Traum bleibt. Nach ihrer eigenen Einschätzung zumindest, denn danach hält sich die eine für zu dünn und die andere meint viel zu dicke Schenkel zu haben. Vor allem der Busen scheint aus Frauensicht irgendwie nie das Format zu haben, das er eigentlich haben sollte. Am Ende geben die einen frustriert auf und die anderen landen auf dem OP-Tisch der plastischen Chirurgie.
Ich selbst hatte einmal eine Frau, die war felsenfest davon überzeugt, sie wäre in den letzten Jahren dramatisch gealtert. Sie spürte wohl, dass ihre Ehe zu einer reinen Funktionsgemeinschaft geschrumpft war, in der es kaum noch nennenswerte Gespräche und erst recht keinen Sex mehr gab. In ihrer Einfal führte sie das allerdings allein darauf zurück, dass sie für mich nicht mehr attraktiv genug sei und ihren Körper dringend einer Renovierung unterziehen müsse. Also machte sie einen Termin beim Schönheitschirurgen und ließ sich beraten, was man denn in ihrem Fall so tun könne, um zumindest teilweise den alten Glanz wieder herzustellen.
Sie war seinerzeit in den Fünfzigern und strahlte natürlich nicht mehr die Frische eines jungen Mädchens aus. Aber dass sie alt aussehen würde, ist mir, ehrlich gesagt, nie in den Sinn gekommen. Ganz im Gegenteil, im Vergleich zu anderen Frauen in ihrem Alter hatte sie sich sogar außergewöhnlich gut gehalten und eigentlich schätzte sie praktisch jeder fast zehn Jahre jünger ein. Unser Problem war nicht der Alterungsprozess, den wir ja über fast 30 gemeinsame Jahre parallel durchlebt hatten. Unser Problem war ihr generelles Desinteresse an Sex und der eingeengte Horizont einer jahrelangen Hausfrau, die sich für nichts interessierte und mit der man folglich auch kein nennenswertes Gespräch führen konnte.
Der Chirurg war glücklicherweise einer von der vernünftigen Sorte. Er bestätigte ihr zunächst den Eindruck, den auch ihr ihr hätte bestätigen können. Vor allem aber fragte er sie, ob es vielleicht ihr Mann sei, der Unzufriedenheit mit ihrer äußeren Erscheinung geäußert hätte. Darauf konnte sie nur mit Vermutungen antworten und der Mann erkannte schnell, dass hier wohl ganz andere Gründe ausschlaggebend waren. Also bat er sie, doch mit ihrem Mann zu einer gemeinsamen Beratung zu vorbeizukommen. Und er verdiente sich noch schnell ein paar Hunderter, um diverse Falten im Gesichtsbereich mit Botox wegzuspritzen. Botox soll ja angeblich jede Frau um Jahrzehnte verjüngen.
Ich hatte die verjüngende Wirkung des Nervengifts eigentlich nicht bemerkt. Mir war bestenfalls aufgefallen, dass sie irgendwie „anders“ aussah, hatte mich aber gehütet, diese Beobachtung zu thematisieren. Unsichere Frauen reagieren ja bekanntlich sehr empfindlich und unvorhersehbar, wenn es um männliche Kommentare über ihr Äußeres geht. Im Nachhinein würde ich sagen, Botox wirkt wie eine Gesichtsmaske und genauso sieht auch das Ergebnis aus. Das Gesicht wirkt irgendwie fremd und unwirklich. Man hat buchstäblich das Gefühl, es mit einem Menschen zu tun zu haben der sich hinter einer Maske versteckt – und irgendwie ist es ja so auch.
Das Gespräch mit dem Chirurgen war eigentlich recht schnell zu Ende. Ich bestätigte seinen Eindruck, dass meine Frau für ihr tatsächliches Alter geradezu außergewöhnlich jung aussah und ließ ihn wissen, dass ich mit ein paar Falten und anderen Unvollkommenheiten absolut kein Problem habe. Er verweigerte daraufhin jeden chirurgischen Eingriff und riet uns, stattdessen die eigentlichen Ursachen für bestehende Probleme anzugehen.
Ich finde es ist schön, wenn es ein Paar schafft, gemeinsam zu altern und die Beziehung bei aller Unvollkommenheit über Jahrzehnte hinweg aufrecht zu erhalten. Ein Problem besteht allerdings, wenn diese Beziehung allein auf körperlicher Anziehung beruht und es darüber hinaus keine Anziehungskraft gibt. Dann wird sie eben zu Ende gehen, sobald diese Anziehung nicht mehr vorhanden ist und jeder wird sich neu orientieren. Die Frau wird dann mit moralisierendem Unterton sagen: „Er hat mich wegen einer Jüngeren verlassen,“ und spontan das Mitgefühl ihres gesamten weiblichen Umfelds einsammeln. Der Mann wird seinem biologisch bestimmten Kurs folgen und sich ein neues Weib suchen, das seiner nach wie vor aktiven Libido neuen Auftrieb gibt.
Der Grund für die Trennung war aber nicht der Alterungsprozess. Es war schlicht und einfach die Tatsache, dass es neben Aussehen und Anziehung nichts anderes gab, was das Paar auch weiterhin zu einem Paar gemacht hätte. Keine gemeinsamen Interessen. Keine übereinstimmenden Ansichten. Keine geistigen Inhalte. Kein Wirgefühl. Nichts.
Aber es gibt nicht nur solche rein materialistisch geprägte Beziehungen. Die weitaus meisten Männer können nämlich über körperliche Unvollkommenheiten durchaus hinwegsehen. Falten stören in aller Regel nur die Frauen, während sich die Männer daran gewöhnen und sie eigentlich gar nicht bewusst wahrnehmen. Natürlich werden wir Männer nicht blind, nur weil wir geheiratet haben. Natürlich sehen wir nach wie vor jeder jungen Blondine nach, die ihren strammen Arsch in einer knallengen Jeans spazierenträgt. Das ist Biologie. Das ist männlich. Das ist Teil unseres genetischen Betriebssystems. Darauf haben wir keinen Einfluss. Und das ist auch nicht wirklich von Bedeutung.
Praktisch alle Männer in dauerhaften Beziehungen sind latente Fremdgänger. Die meisten haben auch schon die eine oder andere Gelegenheit genutzt, um sich mit einer anderen Frau auszuleben. Nicht wenige pflegen sogar eine heimliche Liebschaft und fahren schon seit Jahren zweigleisig. Aber sie alle tun sich unendlich schwer damit, sich von einer langjährigen Lebenspartnerin zu trennen. Affären kommen und gehen, aber die Ehefrau ist doch irgendwie zu wichtig, um nur wegen jeder attraktiven Möse gleich an Scheidung zu denken. Sie ist die Partnerin, mit der man durchs Leben geht. Sie ist die alte Vertraute, der man nichts vormachen muss. Sie ist der ruhende Pol im Leben, der für Stabilität und Gleichgewicht sorgt.
Sie ist nach der Schwangerschaft ziemlich dick geworden? Für die meisten Männer muss das schon gewaltige Dimensionen angenommen haben, bevor sie daran denken, sich nach einer Neuen umzusehen.
Sie glaubt, ihr Busen ist einfach zu klein? Das war er schon immer und trotzdem hat er sich seinerzeit in sie verknallt. Wo ist also das Problem? Die meisten Männer finden superschlanke, langbeinige Modemodels schön, obwohl die meisten davon noch nicht mal die Andeutung eines Busens vorweisen können.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung stehen übrigens die wenigsten Männer auf künstlich aufgeblasene Busen, auch wenn viele Frauen glauben, darin läge ihr Lebensglück. Je größer, desto besser, ist zwar eine einfache Formel, die hier auf viele Männer zutrifft und wenn der Chirurg ein Könner war, mögen zwei ansehnliche Melonen zwar durchaus beeindruckend sein. Aber eigentlich möchte unsereins ja nicht nur hingucken, sondern auch hinlangen und spätestens dann merken wir sofort, was echte Substanz und was eben nur Plastikmasse ist.
Sie hält ihren Arsch für peinlich groß? Auch den hat sie nicht erst seit gestern und er war vermutlich ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass er ihr seinerzeit nachgeguckt und danach ausgerechnet mit ihr angebandelt hat. Es gibt nämlich Männer, die stehen auf Frauen mit einem ausgeprägten Hintern. Sie lieben es, wenn das üppige Fleisch in heftiges Vibrieren gerät, sobald es mit einem kräftigen Klaps dazu angeregt wird. Genauso, wie es die anderen gibt, die eher einen sportlich straffen Apfelhintern sexy finden. Der hat nämlich die interessante Eigenschaft, sich schamlos zu teilen und dabei alles preiszugeben, was sie als Frau ausmacht.
Diese Fixierung auf die ideale Figur, das ideale Gewicht und den idealen Body Mass Index ist das sichtbare Kennzeichen einer immer materialistischer orientierten Menschheit. Jeder ist ständig damit beschäftigt, sein Leben zu optimieren, besser, schneller, erfolgreicher zu sein, andere zu beeindrucken und aus jeder Situation möglichst viele Vorteile für sich selbst herauszuholen. Um den Mann fürs Leben geht es da schon lange nicht mehr. Stattdessen wird ständig bilanziert, ob die Beziehung noch zum eigenen Vorteil besteht. Ganz einfache, ehrliche Gefühle gibt es vielleicht noch unter Teenagern. Später werden Gefühle nur noch dosiert eingesetzt und es wird peinlich darauf geachtet, dass man mehr zurückbekommt, als man selbst „investiert“ hat. Wobei dieses „mehr“ vor allem aus konkreten materiellen Vorteilen besteht.
Die meisten Frauen merken gar nicht, wie sie sich mit dieser Denke selbst unter Druck setzen. Sie sind ständig unzufrieden mit sich selbst, weil es immer nur darum geht, einem bestimmten Ideal zu entsprechen. Sie denken heute so und morgen anders, aber immer so wie alle anderen auch denken. Sie reservieren einen Tisch beim angesagten Italiener, auch wenn das Essen dort eher mittelmäßig ist. Sie färben ihre Haare, weil Männer angeblich auf blond stehen. Sie täuschen mit dem Push-up-BH vor, was die Natur eben nicht geschaffen hat und zwängen ihre Arschbacken in unendlich elastische Jeans, die von Männern extra erfunden wurden, um etwas zu sehen zu bekommen. Haben sie oben nicht allzu viel zu bieten, dann laufen sie eben unten herum in hautengen Leggins herum, deren Hauptzweck vor allem darin besteht, die eigene Möse möglichst originalgetreu in Szene zu setzen.
Sie labern ständig von Emanzipation und Selbstverwirklichung, haben aber weder eine eigene Denke, noch einen eigenen Geschmack und erst recht keine eigene Lebenseinstellung. Sie sind geistige Hohlkörper in einer auf Massengeschmack getrimmten Hülle.