Elektroautos: Fast alle reden Blödsinn
Die Grünen haben mal wieder die Umwelt entdeckt und wollen bis 2030 alle Autos mit Verbrennungsmotor einfach verbieten. Die SPD meint kurz vor der Wahl 2017 ebenfalls die baldige Abkehr vom Benzin- und Dieselmotor verkünden zu müssen. Selbst die Kanzlerin verliert sich in populistischen Äußerungen und hält es mal wieder für alternativlos, der alten Technik ein konkretes Ende zu setzen. Frankreich und Holland äußern ähnliche Pläne. Norwegen sowieso. Und immer wieder ist von China die Rede, das mit Elektromobilität seine Umweltprobleme lösen will. Nicht zu vergessen Volvo mit seiner vollmundigen Ankündigung, künftig nur noch Elektroautos zu bauen.
Dabei scheint sich kein Politiker darüber Gedanken zu machen, dass ein Verbot von Benzin- und Elektrofahrzeugen einer Enteignung von Millionen Autofahrern gleichkommen würde. Die könnten nämlich ihre teuer erworbenen Fahrzeuge nur noch verschrotten, wenn mit Blick auf ein bevorstehendes Fahrverbot keiner mehr einen gebrauchten Diesel oder Benziner kaufen will.
Genauso sieht es mit den Fahrverboten in einzelnen Städten aus. Sie greifen nicht nur massiv in die Bewegungsfreiheit all jener Bürger ein, die sich erst vor ein paar Jahren für einen sparsamen Diesel entschieden haben. Sie legen auch praktisch den gesamten Lieferverkehr lahm, denn LKWs und Transporter haben nicht ohne Grund fast ausschließlich Dieselmotoren.
Man sollte nicht vergessen, dass es die Grünen waren, denen wir die heutigen Energiekosten zu verdanken haben. Als sie es in den 90er Jahren in die Riege der Regierungsparteien geschafft hatten, bestand ihr erster Schritt darin, massiv die Mineralölsteuer zu erhöhen. Von Preisen von 5 Mark für einen Liter Benzin war seinerzeit die Rede. So manche Familie zwängt sich seither in einen Kleinwagen, weil für ein passendes Auto einfach das Geld nicht mehr reicht.
Besonders wenn irgendwo eine Wahl ansteht, sagen Politiker gerne, was die Leute hören wollen. Doch in Sachen Elektromobilität scheinen sie irgendwie den Draht zur Realität gekappt zu haben. Denn so ein E-Mobil will eigentlich niemand wirklich haben. Weil niemand ein Auto braucht, das man nach drei Stunden Fahrt erst mal wieder eine Stunde lang aufladen muss. Und weil kaum jemand ein Produkt kaufen will, dass sich eigentlich noch im Entwicklungsstadium befindet. Außerdem muss man schon eine gehörige Portion Enthusiasmus mitbringen, um sich ein kleines, unbequemes und spartanisch ausgestattetes Auto zu kaufen, wenn man für denselben Preis auch ein richtig komfortables Fahrzeug mit allem drum und dran haben kann.
Besitzer von Elektromobilen geben sich zwar hoch zufrieden mit ihrem Stromer und fühlen sich unheimlich fortschrittlich, umweltbewusst und zukunftsorientiert, wenn sie ihr Minifahrzeug durch die Stadt bewegen. Aber für die meisten ist es nur ein hipper Zweitwagen, neben dem natürlich noch ein „richtiges“ Auto in der Garage steht.
Das Problem ist nämlich nicht nur die geringe Reichweite. Wer nicht im Eigenheim wohnt und seinen E-Mini über Nacht an der eigenen Steckdose aufladen kann, steht nämlich Tag für Tag vor dem Problem, eine öffentliche Ladestation zu finden, die gerade frei ist. Er muss sich auch mit unterschiedlichen Bezahlsystemen auseinandersetzen. Und er braucht ein hoffentlich geladenes Smartphone mit den entsprechenden Apps, die dann hoffentlich auch wie gewünscht funktionieren.
Tesla macht uns vor, wie es geht, hört man aus grünen Kreisen immer wieder. Verbunden mit dem Vorwurf, dass die heimische Industrie den Anschluss an die Antriebstechnik von morgen verschlafen hat. Sie vergessen dabei gerne, dass sich Tesla an eine sehr begrenzte Zielgruppe wendet, für die es beim Autokauf nicht auf ein paar zehntausend Dollar oder Euro kommt. Und dass auch Tesla-Fahrer nach der anfänglichen Euphorie schnell von der Realität ernüchtert werden.
„Wenn ich von Rostock nach Hamburg fahre muss ich mir mit dem BMW keine Gedanken machen. Das schaffe ich auch mit einer halben Tankfüllung. Den Tesla sollte ich vorher gut aufgeladen haben und selbst dann sollte ich nicht allzu schnell fahren, sonst zeigt er mit schon vor der Stadtgrenze an, dass es Zeit für die Ladesäule ist.“ Das sind die Worte eines Tesla-Fahrers, der durchaus Freude an seinem fast geräuschlosen Auto hat, das eine Beschleunigung bietet, von der man mit einem Benziner nur träumen kann. Er fährt gerne mit seinem Auto. Aber manchmal ist die begrenzte Reichweite eben doch recht nervig.
Hört man sich unter Ingenieuren um, die sich schon seit Jahrzehnten mit neuen Antriebstechniken beschäftigen, erfährt man sehr schnell, dass der Elektromotor alles andere als das Gelbe vom Ei ist. Mechanisch gesehen sind zwar vier Motoren direkt in den Radnaben erheblich einfacher zu realisieren als ein komplexer Motor mit dazu gehörendem Getriebe. Doch der Schwachpunkt ist nach wie vor die Batterie, die einfach ihre Zeit braucht, um voll aufgeladen zu werden und dann immer noch zu wenig Reichweite bietet. Man stelle sich nur die Schlange an den Autobahn-Tankstellen vor, wenn jeder auch nur 30 Minuten braucht, um genügend Energie für die nächsten dreihundert Kilometer zu tanken. Und man denke an die zusätzlichen Megawatts, die dafür von Kraftwerken erzeugt und über Stromleitungen transportiert werden müssen.
Man sollte sich also von großspurigen Ankündigen aus Politikerkreisen nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Eine radikale Umstellung auf Elektromobilität wird es so schnell nicht geben. Schon weil man Millionen Liter an Benzin und Diesel nicht einfach so durch mehrere Gigawatt an zusätzlicher elektrischer Energie ersetzen kann. Weil brauchbare Elektroantriebe für Transporter und Lastwagen erst noch erfunden werden müssen. Weil eine flächendeckende Infrastruktur an Ladestationen erst noch konzipiert, entwickelt und aufgebaut werden muss. Und weil die ehrgeizigen Klimaschutzziele, die immer wieder als Begründung genannt werden, heute schon Makulatur sind.
Mit anderen Worten: Lasst die Politiker weiter Blödsinn reden und bleibt mobil.