Reichtum hat nichts mit Geld zu tun

Wenn Lieschen Müller vom Reichtum träumt, dann denkt sie an Millionen auf dem Konto und einen Lebensstil, bei dem Geld keine Rolle spielt. Doch Träume allein haben noch nie zum Ziel geführt und wer sich vorgenommen hat, eines Tages richtig reich zu sein, der muss viele alte Denkweisen hinter sich lassen. 

Deutschland ist das Land der Sparer. Deshalb jammern die Medien auch ständig, dass die Nullzins-Politik der NZB die kleinen Sparer enteignen würde. Selber schuld, kann ich da nur sagen. Wer sein Geld auf dem Sparkonto verschimmeln lässt, hat es nicht anders verdient. Wer sich mit einstelligen Zinsen zufriedengibt, beweist damit  nur, dass seine Bildung in Sachen Finanzen noch immer auf Grundschulniveau liegt. 

Zu meiner Schulzeit kam zweimal im Jahr der freundliche Sparkassen-Vertreter in die Schule, um die prall gefüllten Sparschweine der Kids zu schlachten. Den Inhalt trug er ins Sparbuch ein, es gab ein kleines Giveaway und alle Schüler hatten das Gefühl, genau das Richtige getan zu haben. Sparen ist eine Tugend, hat mein ihnen von klein an eingeredet.  Ein Sparbuch ist der Grundstock für das spätere Vermögen, dachten wir damals, denn wir wussten es nicht besser. Wir sollten es auch gar nicht besser wissen, denn es lag im Interesse der Banken, uns in Sachen Finanzen so dumm wie möglich zu halten. 

Die Meisten sind es auch geblieben und haben ihr Leben lang treu nach dem unendlich wiederholten Slogan gehandelt: „Wenn’s ums Geld geht, Sparkasse!“ 

Reich ist keiner von ihnen geworden, auch wenn die Zahl auf dem Sparkonto beständig angewachsen ist. Reich zu sein hat nämlich nichts mit einem Konto zu tun, sondern mit Vermögensbildung. Und darüber hat man uns in der Schule nichts beigebracht. Millionen von Menschen rennen daher noch immer zur Bank, wenn es um ihre Finanzen geht. Dort lagern sie ihr Geld und freuen sich über einstellige Zinsen, wenn sie einen nennenswerten Betrag über lange Zeit auf dem Konto einfrieren. 

Über viele Jahrzehnte hinweg haben die Banken über solche naiven Kunden sich gefreut und ihnen immer neue „Sparverträge“ verkauft. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute verdient auch die Bank nichts mehr daran. Ganz im Gegenteil, dank der Negativ-Zinspolitik der EZB müsse sie ihren Kunden sogar für jeden eingelagerten Euro Geld abknöpfen, anstatt Zinsen zu zahlen. Das wäre allerdings taktisch unklug und so sind Bankberater dazu übergegangen, ihren Kunden irgendwelche Finanzprodukte anzudrehen, deren Funktion eigentlich niemand versteht und wohl auch nicht verstehen soll. Die Bankkassiert dafür eine satte Abschlussgebühr. Der Kunde glaubt, sein Geld gewinnbringend angelegt zu haben und hat keine Ahnung, wer sich im Hintergrund alles an ihm bereichert. 

Dem Filialleiter geht es übrigens nicht anders. Auch er weiß selten, was er da eigentlich an den Mann oder die Frau bringt. Er weiß nur, dass auch er eine recht gute Provision dafür kriegt. Und er ahnt vielleicht, dass hier nicht der Kunde der große Gewinner ist, sondern der eigene Arbeitgeber. 

Früher gab es in den Banken immerhin noch Filialleiter, die etwas zu sagen hatten. Sie hatten den direkten Draht zum Kunden. Sie waren der Ansprechpartner, wenn es um das erste Auto, die Hypothek für das Haus oder eben Geldanlage ging. Die Kunden vertrauten ihnen und das nicht selten ein Leben lang. Wobei der Filialleiter früherer Prägung durchaus auch bankintern eine bedeutende Person war. Wenn er meinte, der Kunde wäre vertrauenswürdig und die Bank solle ihm den gewünschten Kredit geben, dann geschah das auch. 

Heute hat der Filialleiter nichts mehr zu sagen. Entscheidungen werden im Backoffice nach Datenlage getroffen und ihm bleibt nur noch, den Kunden über das Ergebnis zu informieren. Er ist nicht mehr der persönliche Lebensbegleiter der Kunden, der entscheidend dazu beiträgt, Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Er ist nur noch ein schlichter Verkäufer, der Umsatz bringen soll. 

Auch ich habe einst zum Schlachtvieh gezählt, das von den Bankern ausgenommen wurde. Ich habe ein Haus finanziert, ohne zu merken, dass die Bank daran genauso viel verdient, wie das Haus wert ist. Ich habe viel Geld mit Lebensversicherungen verloren, ohne zu erkennen, dass es sich hier eigentlich um ein kriminelles Finanzprodukt handelt, das eine miese Rendite mit undurchschaubaren Kosten verbindet. Erst später im Leben habe ich die Worte eines bekannten Finanzgurus gelesen: „Wenn sie dreißig Jahren lang in eine Lebensversicherung einzahlen, bekommen sie am Ende vielleicht ein paar hundert Euro mehr Rente. Wenn sie für dasselbe Geld Aktien der Lebensversicherung kaufen, haben sie mit sechzig ausgesorgt und können die Beine hochlegen.“

Mein Vater zählte zu den Bankkunden der alten Sorte. Er war mächtig stolz darauf, sein ganzes Leben lang sparsam gelebt zu haben. Als er ins Rentenalter kam, hatte er gleich mehrere Sparverträge und fühlte sich reich, wenn er die Kontoauszüge öffnete und die Zahlen ganz unten rechts las. Gebracht hat es ihm nichts. Als er starb, war von all dem angesparten Geld nichts mehr übrig. Da ihm seine Kinder nie viel bedeutet haben, landete er im Altersheim und seine Ersparnisse waren weg, als sein letzter Tag gekommen war. Nicht nur das, sogar seine Beerdigung mussten seine Kinder bezahlen. Er hat also ein Leben lang verzichtet und nichts damit erreicht. Aber er hatte sich reich gefühlt, weil er Geld auf dem Konto hatte. 

So ist es eben, wenn man Geld mit Vermögen verwechselt und nicht weiß, dass Geld ständig an Wert verliert, während Vermögen die Tendenz hat, ständig mehr zu werden. Zumindest, wenn man es klug anstellt und sich nicht auf Bankberater verlässt. 

Aus seinen Fehlern und den Fehlern der Anderen sollte man lernen. Hier ist, was ich daraus gelernt habe:

Eigentlich gibt es heute nur noch drei Möglichkeiten der Kapitalanlage: Gold, Immobilien und Wertpapiere. Gold eignet sich gut, um Vermögen in kompakter Form sicher aufzubewahren. Allerdings sollte man schon bei der Beschaffung darauf achten, keine Spuren zu hinterlassen. Nur die Dummen kaufen daher Gold bei der Bank. Nicht nur, weil die Bank natürlich daran etwas verdienen will. Sie ist auch verpflichtet, die Identität des Käufers festzuhalten und genau darin liegt die Gefahr. Die Bank tut das nämlich nicht für sich selbst, sondern weil sie der Staat dazu verpflichtet hat. Und der tut es, damit er jederzeit erfahren kann, wer Gold besitzt und wem er es auch wieder abnehmen kann. 

Bisher war jeder Systemcrash auch damit verbunden, dass der Besitz von Gold verboten wurde. Und was man nicht haben darf, das klaut sich natürlich der Staat, der noch nie Hemmungen hatte, die Bürger auszuplündern. Wer daher Gold ganz offiziell erworben hat, der hat auch Spuren hinterlassen und darf nicht weinen, wenn eines Tages das Finanzamt kommt und seinen Besitz einfach kassieren will. 

Doch auch Grundbesitz ist alles andere als eine sichere Geldanlage. Das beginnt schon damit, dass der Staat Grunderwerbssteuer kassiert, wenn man ein Stück land oder ein Haus gekauft hat. Wie hoch die ist, kann er nach Gutdünken festlegen. Auf jeden Fall ist es sauer erarbeitetes Geld, das einfach weg ist. Doch damit nicht genug: Es gibt nämlich auch noch die Grundsteuer. Die war früher einmal so gering, dass sich niemand allzu große Gedanken darüber gemacht hat. Mittlerweile haben sie die Gemeinden als Einnahmequelle entdeckt und in Höhen getrieben, die hart an der Schmerzgrenze liegen. Das sollte man wissen, bevor man daran denkt, sein Geld in Immobilien zu investieren. Auch hier weiß der Staat genau, was man besitzt und wird der Versuchung nicht widerstehen, sich daran zu bereichern. 

In vergangenen Krisenzeiten war es auch so, dass sich der Staat einfach das Recht genommen hat, für jede Immobilie eine Zwangshypothek ins Grundbuch zu schreiben. Wer diese zusätzliche Belastung nicht tragen kann, muss dann eben seine Hütte verkaufen. Wobei natürlich in so einer Situation Millionen von Menschen vor derselben Entscheidung stehen, entsprechend viele Immobilien den Markt überschwemmen und die Preise in den Keller rutschen. Zum Diebstahl des Staates kommt also noch ein herber Wertverlust und die Investition hat sich als Fehlgriff erwiesen. 

Das sollte man wissen, wenn man in Hochpreis-Zeiten meint, sein Geld in Immobilien anlegen zu müssen, weil das ja eine angeblich sichere Anlageform ist. In Krisenzeiten wird man nicht nur Probleme damit haben, das in Beton gegossene Geld wieder in Fiat-Geld zu wechseln. Man wird auch einen ganz herben Wert- und damit Kapitalverlust hinnehmen müssen. 

Doch Gefahr droht auch aus einer völlig anderen Ecke: Wer heute eine überteuerte Immobilie kauft und dafür eine Bankfinanzierung in Anspruch nimmt, muss damit rechnen, bei einem plötzlichen Wertverlust unerfreuliche Post von der Bank zu bekommen. Das Hypothekendarlehen wurde nämlich nur gewährt, weil es einen bestimmten Anteil des Wertes der Immobilie nicht überschritten hat. Wenn die Bank zum Beispiel bereit ist, bis zu 80 % einer Immobilie zu finanzieren, und der Wert der Immobilie sinkt, dann sinkt auch der Beleihungswert. Also wird die Bank den Schuldner dazu auffordern, die Differenz zu überweisen - oder eben den Vertrag kündigen. 

Wertpapiere sind da ein völlig anderes Kaliber. Wer in ein Unternehmen investiert, der profitiert auch von den Werten, den dieses Unternehmen produziert. Und wenn er sich gut überlegt hat, welche Branche und welche Unternehmen wertbeständig sind, dann kann er auch davon ausgehen, dass seine Investition beständig an Wert zunimmt. Bisher haben sich die Aktienmärkte immer nach oben entwickelt. Von heute auf morgen mag das zwar anders aussehen, aber über die Jahre gesehen entwickeln sich gesunde Unternehmen immer nach oben. Man sollte allerdings nicht blauäugig sein und einfach kaufen, was irgend jemand empfiehlt. Man sollte sich informieren, die Wirtschaft beobachten und die Entwicklung der eigenen Aktien im Auge behalten. Das erfordert etwas Wissen, doch es war noch nie so einfach wie heute, sich dieses Wissen anzueignen.

Und keine Angst vor einem Aktiencrash. So ein Crash kommt nie völlig ohne Vorwarnung. Also hat man die Chance, rechtzeitig seine Aktien zu verkaufen, um dann umso mehr davon zu einem niedrigeren Preis wieder zu einzukaufen. Und bisher haben sich die Aktien nach jedem Crash wieder erholt und sind weit über den Kurs vor dem Crash hinausgewachsen. 

Wenn ich heute noch einmal von vorn anfangen könnte, würde ich daher mein Geld von Anfang an nicht aufs Sparkonto legen. Ich würde auch nie und nimmer irgendwelche undurchsichtigen Anlageprodukte einer Bank kaufen. Ich würde jeden übrigen Euro in ein Aktiendepot einzahlen. Jeden Monat und immer so viel wie möglich. Was man heute an Zinsen geboten bekommt, ist ein Witz. Gold und Immobilien sind mit einem erheblichen Verlustrisiko verbunden. Nur Aktien versprechen noch dauerhafte Rendite. Von Aktienfonds würde ich allerdings die Finger lassen. Auch das sind wieder Bankprodukte und es gibt unzählige Gebühren, die an der Rendite knabbern. 

Also nicht vergessen: Geld hat mit Vermögen nichts zu tun. Es garantiert noch nicht einmal einen Werterhalt. Es ist lediglich Mittel zum Zweck und sollte möglichst schnell in Wirtschaftswerte investiert werden. Außerdem kann der Staat von heute auf Morgen das vorhandene Geld entwerten und sogar völlig wertlos machen. Und den Staat sollte man grundsätzlich als den größten Gegnersehen, der sich gefräßiger und skrupelloser verhält als man es sich gemeinhin vorstellt.