Paarung: Verliebt sein heißt noch gar nichts

Dass Mann und Frau gleich sind, glauben eigentlich nur die mit den Gender-Sternchen und auch bei denen ist es nur simples Wunschdenken. Reden wir also nicht über Märchen. Reden wir darüber, was wirklich im Kopf abgeht, wenn sich zwei begegnen. Was denkt er, wenn er sie zum ersten Mal sieht? Was denkt er, nachdem er sie ein paar Wochen kennt? Warum sind wir schnell verliebt und halten es dann nur selten durch?

Die Hirnforschung hat längst erkannt: Männer und Frauen ticken anders. Völlig anders. Tun zwei das Gleiche, werden bei ihr völlig andere Areale im Hirn aktiviert als bei ihr. Das hat man gemessen und das darf daher ruhig als Tatsache gesehen werden. Auch Psychologen glauben nicht an die Gleichheit von Mann und Frau. Sind zwei unsterblich ineinander verliebt, geht im Kopf mächtig was ab. Aber was in seinem Kopf passiert unterscheidet sich grundlegend von dem, was in ihrem Kopf die Runden dreht. 

Männer können sich ziemlich schnell in eine Frau verlieben. Da genügen schon wenige Sekunden Blickkontakt und er weiß genau, ob er Lust hat, sie zu bespringen oder eher nicht. Deshalb sind es auch meist Männer, die das Objekt ihrer Begierde schon nach dem ersten Date abschleppen wollen, während sie sich erst mal widerspenstig gibt, auch wenn in ihrem Inneren alle Signale auf grün stehen. Dahinter stecken bestimmt viele gesellschaftliche Normen - ein ehrbares Mädchen gibt sich eben nicht einfach so hin, denn alle anderen sind Schlampen. Das hat aber auch viel mit dem sehr unterschiedlichen Grundprogramm zu tun, mit dem die Natur Mann und Frau ausgestattet hat. 

Dabei ist das Prinzip eigentlich ganz einfach zu verstehen, wenn man an die Ursprünge der Menschheit zurückdenkt. Der Mann in den Höhlen von Les Eyzies-de-Tayac an der Vézère im Süden Frankreichs war noch recht einfach gestrickt. Er dachte nicht an Liebe und Beziehung. Er suchte schlicht und einfach ein Weibchen zum Ficken und wenn er eine Passende gefunden hatte, schleppte er sie kurzerhand in seine Behausung und tat, wofür er geschaffen war. 

Das Weibchen hingegen hatte völlig andere Motive. Ihr Interesse galt eher der Höhle als dem Mann. Sie wusste, dass sie unweigerlich schwanger werden und einen sicheren Unterschlupf für sich und ihre Brut brauchen würde. Also tat sie alles, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu lenken, der diese rein praktischen Voraussetzungen zu bieten hatte. Von dem ließ sie sich dann auch gerne in sein schützendes Felsdach abschleppen. Dort bekam sie dann ein Kind nach dem anderen und er war stolz auf die sichtbaren Zeichen seiner Manneskraft.

Heute läuft das Ganze zwar etwas subtiler ab. Aber das Grundprinzip ist nach wie vor genau dasselbe. Sobald der Mann ein weibliches Wesen sieht, das seine Sinne stimuliert, kommt der Jagdtrieb in ihm durch. Er will sie sich greifen und das möglichst schnell. Er will sie abschleppen, bevor es ein Anderer tut. Er will sie in seinen Verfügungsbereich bringen und Besitz von ihr ergreifen. Das ist sein Grundprogramm und das wird er durchziehen. 

Frauen wissen das und auch diese Erkenntnis ist tief in ihren Genen und damit in ihren Gehirnwindungen verankert. Haben sie erst einmal erkannt, dass sie körperliche Merkmale besitzen, auf die die männliche Seite der Gesellschaft abfährt, werden sie genau diese einsetzen, um aufzufallen, anzulocken und ein Date mit vollem Körpereinsatz zum Erfolg zu führen. Sie wissen, dass er sich diesem Köder nicht entziehen kann. Manche glauben sogar, dass er mit seinem Schwanz denken würde. Dass das ein Trugschluss ist, merken sie allerdings erst später. Aber der Reihe nach:

Das Schöne an der Natur ist, dass sie zu einer geradezu unendlichen Vielfalt imstande ist. Was zur Folge hat, dass von jeder Frau ein anderer und ganz eigener Reiz ausgeht. Es gibt die Molligen, die viel Fleisch und üppige Rundungen zu bieten haben. Es gibt aber auch die Schlanken, die von der sportlichen Gazelle bis zur abgemagerten Bohnenstange reichen. Es gibt kleine und zierliche Frauen, die männliche Beschützerinstinkte wecken und es gibt solche, denen er auf Augenhöhe begegnen kann. Es gibt Frauen, die puren Sex ausstrahlen und die Anderen, die eher versteckte Reize in sich tragen, die erst entdeckt werden wollen. 

Doch all das ist nur in er allerersten Phase einer Begegnung interessant. Beim ersten Blickkontakt. Bei der ersten Begegnung. Beim ersten Date. Denn wenn sich ein Mann in eine Frau verliebt, hat das zunächst einmal gar nichts zu bedeuten. Es ist nichts anderes sein Urinstinkt. Es ist ist Biologie. Es ist Sex. Es ist sehen und haben wollen. 

Und er wird sie haben wollen. Und er wird sich nehmen, was sich ihm bietet. 

Selbst wenn sie sich als absolut blödes Dummerchen herausstellt, das kaum einen vernünftigen Satz herausbringt, wird er voll auf sie abfahren, wenn ihm gefällt, was seine Augen sehen. Denn er ist Mann und sie ist seine Jagdbeute. Er hat einen Schwanz und der weiß genau, wofür er geschaffen ist. Also will er sie haben und wird sie sich nehmen. Am besten gleich heute Nacht. Vielleicht noch zwei, drei oder gar zehnmal. Aber ganz bestimmt nicht für längere Zeit. Denn auf Dauer will er eine Frau, mit der er sich sehen lassen kann. Eine, mit der es sich aushalten lässt. Eine für Körper, Seele und Geist. Und damit kommt die nächste Phase ins Spiel:

Das erste Date kann zwar direkt ins Bett und zu einer unvergesslichen Nacht führen. Doch wenn sie glaubt, die beste Liebhaberin seines Lebens zu sein und ihm fest am Haken zu haben, erweist sich das in den meisten Fällen als Trugschluss. Denn Sex mag noch so intensiv sein, am Ende ist er vergänglich. Sein Reiz nutzt sich ziemlich schnell ab und sein Reiz lässt mit jeder Begegnung nach. Manchmal früher, manchmal später, aber irgendwann wird Sex das sein, was er eigentlich ist: Eine Form der Kommunikation zwischen zwei Menschen, die sich nicht egal sind, viel füreinander empfinden und das Gefühl haben, irgendwie zusammen zu gehören. 
Aber dafür ist weit mehr erforderlich als ein geiler Arsch und eindrucksvolle Titten. 

Es sind nämlich drei Ebenen, auf der ein Paar zueinander passen muss: Dabei ist natürlich die sexuelle Ebene von grundlegender Bedeutung. Er muss scharf auf sie sein. Auch wenn sie keinen Körper hat, an dem alles nach Sex schreit, muss dennoch genügend Anziehung von ihr ausgehen, um seine Fantasie zu beflügeln. Männer haben nämlich eine ausgeprägt selektive Wahrnehmung. Ihr Kopfkino ist auf ganz bestimmte Szenen programmiert und Vollkommenheit spielt dabei durchaus nicht die Hauptrolle. 

Allerdings ist es die emotionale Ebene, die vom Anmachen zum Anfreunden führt. Er muss sie einfach mögen, ohne dass er so genau weiß, warum das so ist. Er muss gern mit ihr zusammen sein. Er muss irgendeine Verbundenheit zu ihr spüren, die wenig mit ihrem Aussehen, aber viel mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Er muss das Gefühl haben, sie nicht mehr vermissen zu wollen und das Bedürfnis, sie zu beschützen und immer für sie da zu sein. Erst wenn diese Gefühle da sind, wird aus einem Date eine Beziehung, die das Zeug hat, viele Monate mehrere Jahre oder sogar ein ganzes Leben lang zu bestehen. 

Bleibt noch die intellektuelle Ebene. Ja, es geht nicht nur um Sex und sich mögen. Es geht auch um das Bedürfnis, miteinander zu reden und es auch zu können. Denn, seien wir doch ehrlich, der weitaus größere Teil des Zusammenseins findet nicht im Bett statt, sondern am Tisch, auf der Couch und bei all den gemeinsamen Aktivitäten, die das Leben ausmachen. Eine Frau, die nichts im Kopf hat, wird auf Dauer jedem Mann langweilig werden. Genauso wie eine, der Interessen sich in nur in Schuhen, Kleidern und anderen Äußerlichkeiten erschöpfen. Oder eine, die ihren Lebensinhalt auf Haus, Hof und Kinder beschränkt und irgendwann auch über nichts anderes mehr reden kann. 

Die meisten Beziehungen gehen nämlich nicht auseinander, weil es im Bett langweilig geworden ist (auch wenn man das immer wieder liest). Sie sterben den leisen Tod der Monotonie auf allen Ebenen. Man hat sich irgendwann nichts mehr zu sagen, weil alles schon gesagt worden ist. Man lebt im selben Haus, aber nicht mehr miteinander. Man nimmt sich für selbstverständlich, bis jede gegenseitige Wahrnehmung verschwunden ist. Was dann noch übrig ist, trägt meist den Titel Ehe und bezeichnet die Verbindung von Menschen, die lediglich die Angst vor Veränderungen noch zusammenhält. 


Online-Dating - so lernt man sich heute kennen: Das Buch von Steffen Wolfrath ist Erfahrungsbericht, Analyse und Reportage zugleich. Der Autor greift dabei auf eine eigene Lebensphase zurück, in der er drei Jahre lang in der Dating-Szene unterwegs war. Er hat sich seinerzeit mit über hundert Frauen getroffen und beschreibt diese Zeit als die interessanteste Erfahrung seines Lebens. Als kommunikativer Mensch wollte er natürlich all seine Erkenntnisse nicht für sich behalten und hat daraus ein eBook gemacht, das seinen Lesern viele schlechte Erfahrungen ersparen dürfte. Denn Online-Dating hat seine ganz eigene Dynamik und wer die Spielregeln kennt, muss die Fehler nicht erst machen, die andere schon längst hinter sich haben.