Junge Männer können länger, ältere können es besser
Wir haben alle einmal angefangen. Wir haben uns zaghaft vorgetastet, waren total unsicher und haben uns reichlich ungeschickt dabei angestellt. Aber unter uns gesagt, das erste Mal war eigentlich recht stümperhaft. Nicht selten ist es sogar total schief gegangen. Wir haben uns zwar danach unwahrscheinlich erwachsen gefühlt, aber die peinlichen Details haben wir besser für uns behalten. Mancher Männer kommen nie wirklich über dieses Stadium hinaus und manche Frauen haben ein Leben lang nie guten Sex. Umso schöner ist es, dass es auch Ausnahmen gibt. Aber die liegen meist abseits von dem, was jeder tut und jeder denkt.
Heutzutage haben ja die meisten Jungs schon mal eine Muschi gesehen, wenn ihnen die ersten Barthaare wachsen, und die Mädchen wissen schon vor dem ersten echten Erlebnis, wie ein Penis aussieht und dass er gewaltig wachsen kann. An Pornos kommt schließlich mittlerweile jeder ran. Jeder weiß damit auch, wie es geht. Zumindest theoretisch. Denn zusehen und selber machen ist doch noch ein gewaltiger Unterschied.
Mein erstes Mal fand in völliger Dunkelheit statt. Die Frau neben mir hatte ich wenige Stunden zuvor geheiratet. Sex hatten wir beide noch nie gehabt. Das galt seinerzeit als schwere Sünde. Bei uns zu Hause war man nämlich streng religiös und vor der Hochzeit durfte einfach nichts laufen. In der Schule war das Thema Sexualkunde in den siebziger Jahren noch tabu und Pornografie wurde nur unter der Ladentheke gehandelt.
Bis ich meine frisch getraute Ehefrau endlich aus ihren Klamotten geschält hatte, war ich so heiß, dass ich schon bei der ersten Berührung kam. Aber den Eingang hätte ich mangels Ortskenntnisse im Dunkeln ohnehin nicht gefunden.
Darüber kichern die Teenies von heute natürlich nur. Aber wenn sie ehrlich sind, war ihr erster heimlicher Sex auch alles andere als filmreif. Weil er meinte, sie einfach nur rammeln zu müssen wie seine Vorbilder in den Pornos, während sie es sich ganz sanft und romantisch vorgestellt hat, wie man es eben in den Liebesfilmen sieht.
Wobei es meist Monate, wenn nicht gar Jahre dauert, bis aus dem simplen rein und raus richtiger Sex wird. Wenn überhaupt. Denn viele Paare geben sich einfach nicht mehr die Zeit, miteinander zu wachsen und ihre Sexualität gemeinsam zu entdecken. Wenn es nicht klappt, geht man eben auseinander. Wenn der Reiz des Neuen verflogen ist, macht sich Langeweile breit und es locken neue Verführungen. Nicht zwangsläufig, aber eben doch immer häufiger.
Dabei ist es eigentlich ein Glücksfall, in einer Gesellschaft zu leben, in der Männer und Frauen ganz locker miteinander umgehen. Zwar hat jeder noch bestimmte Moralvorstellungen im Kopf. Aber die sind eher ethischer Natur habe haben nur noch selten mit Religion zu tun. Und auf Sex sind sie schon lange nicht mehr reduziert. Denn es ist eine Gesellschaft, die keine prüden Verhaltensnormen mehr kennt und die es jedem ermöglicht, genau die Lebensform zu finden, die seinen persönlichen Vorstellungen entspricht.
Niemand nimmt heute noch Anstoß daran, wenn zwei zusammenleben, ohne verheiratet zu sein. Vor fünfzig Jahren hätten die beiden noch nicht mal ein Hotelzimmer bekommen. Es gibt sogar gleichgeschlechtliche Paare, die sich eine Wohnung teilen, ohne dass die Nachbarn den Kopf darüber schütteln. Und es gibt Ehepaare, die irgendwann erkannt haben, dass sie eigentlich ganz gut miteinander auskommen, wenn sie eben nicht zusammen wohnen und nicht mehr jede Routine des Alltags miteinander teilen.
„Ich will eigentlich nicht rund um die Uhr Partnerschaft spielen,“ sagte mir eine gute Freundin. „Ich schätze es auch allein zu sein und einfach tun zu können, wonach mir gerade ist, ohne ständig einem Mann gefallen zu müssen.“ Sie war nicht verheiratet, aber sie lebte mit ihrem Freund schon weit mehr als zehn Jahre zusammen.
Auch Altersunterschiede sind längst kein Tabu mehr. Früher entwickelten sich Generationen mehr oder wenige homogen. Man heiratete in jungen Jahren, wie das alle taten, hatte Kinder, hatte Enkelkinder und wurde dann gemeinsam alt. Die Beziehung eines älteren Mannes zu einer wesentlich jüngeren Frau galt als verwerflich und fand bestenfalls im Bordell statt. Die Beziehung einer älteren Frau zu einem jüngeren Mann war geradezu ein Skandal.
Heute regt sich niemand mehr wegen ein paar Jahrzehnten Altersunterschied auf. Es gibt höchstens noch Vorurteile, was die dahinter steckenden Motive angeht. Denn sie hat den alten Sack natürlich nur des Geldes wegen geheiratet. Und er hat ganz offensichtlich einen Mutterkomplex, wenn er eine Ältere einem jungen Ding vorzieht. Dabei sieht die Realität oft völlig anders aus.
Es gab schon immer Frauen, die sich zu älteren Männern hingezogen fühlten. Während des Studiums waren es vielleicht fünf Jahre. Später wurden Jahrzehnte draus. Irgendwann war sie die junge Geliebte, während er ein Mann im besten Alter war, der Gelassenheit und männliche Überlegenheit ausstrahlte. Er gab ihr innere Zufriedenheit und ein Gefühl der Sicherheit. Ihn konnte sie nicht nur mit ihrem jungen Körper inspirieren. Es verstand es auch, sie zu verführen, wie eine Frau verführt werden möchte. Und er vermittelte ihr die beruhigende Gewissheit, geschätzt, begehrt, geliebt zu werden.
Natürlich hatten solche Frauen auch schon jüngere Männer erlebt. Männer mit eindrucksvollen Schwänzen, die Ausdauer hatten und Stehvermögen zeigten. Männer, mit denen sie guten, heftigen Sex hatte. Doch von ihrem Körper wussten diese Männer eigentlich recht wenig und es schien sie auch nicht wirklich zu interessieren. Sie hatten sie geküsst, wie man sich eben küsst. Sie hatten sie da gestreichelt, wo man eine Frau eben streichelt. Sie hatten es getan, damit sie feucht wurde und sie gefickt, weil es ihre Natur war.
Wenn solche Frauen von dem Augenblick berichten, bei dem sie zum ersten Mal wirkliche Lust empfunden hatten, ist meist ein Mann im Spiel, der schon graue Haare hatte. Er war, es der ihr zeigte, wie sich Augenblicke der Sinnlichkeit anfühlen. Ein Abendessen bei Kerzenschein am richtigen Ort. Entspannte Gespräche mit Sinn und Inhalt. Blicke, die unter die Haut gehen. Berührungen, die elektrisieren. Lüsterne Begierde, die sich ganz natürlich entwickelt und unausweichlich ihren Weg nimmt.
Denn es gibt sie durchaus, die Männer, die eine Frau zu schätzen und ihre Weiblichkeit zu genießen wissen. Und es sind meist Männer jenseits der Fünfzig. Sie haben nicht mehr die Ungeduld der Jugend und wollen weit mehr, als einfach nur zum Ziel kommen. Sie begegnen erotischen Augenblicken mit der Ruhe des Wissenden und verstehen es, die sinnlichen Momente des Lebens wirklich auszukosten. Ihre aufmerksamen Blicke erkennen ihre Schönheit und ihre streichelnden Hände schätzen ihre weichen Rundungen. Ihre tastenden Finger dringen langsam, aber unaufhaltsam, in die Tiefen ihres Körpers vor. Ihr Schwanz dringt nicht einfach ein, sondern gleitet genüsslich ans Ziel, als wolle er den entscheidenden Augenblick unendlich hinaus zögern.
Es sind die Wissenden unter den Frauen, denen solche Augenblicke vorbehalten sind. Frauen, die bei aller Freiheit, Emanzipation und Unabhängigkeit ganz Frau geblieben sind. Sie wissen, dass es Momente im Leben gibt, in denen ihr Körper einfach nur noch reagiert, während er Besitz von ihm ergreift. Momente, in denen sie sich einfach hingibt, um von ihm genommen zu werden.
Man erkennt sie übrigens, Männer im besten Alter, bei denen eine Frau bestens aufgehoben ist. Es sind die Genießer unter ihren Zeitgenossen. Sie schätzen die schönen Dinge im Leben und geben lieber ein Vermögen für das Werk eines Küchenmeisters aus, anstatt irgendwo einfach nur satt zu werden. Sie brauchen keine Statussymbole, denn überzeugen durch das, was sie sind und nicht das, was sie zu sein vorgeben. Sie beherrschen selten den Smalltalk, aber ein Gespräch mit ihnen ist immer den Abend wert.
Natürlich kann eine junge Frau an der Seite eines wesentlich älteren Mannes etwas mit Geld und Status zu tun haben. Aber man weiß nie, was das eigentliche Geheimnis zwischen beiden ist. Und es geht uns auch nichts an.