Lebenslinien: Als wir alle noch Stümper waren
Jeder kann sich noch an das erste Mal erinnern. Damals, als man bestenfalls theoretische Kenntnisse hatte und genau wusste, wie es geht, aber nicht, wie man es in der Praxis anstellt. Als sich die jüngeren mit den ältesten Jungs austauschten, um zu erfahren, wie man ein Mädchen am besten „rumkriegt“ und woran man erkennt, dass sie „gekommen“ ist. Als die beste Freundin diejenige war, die sich ins Höschen greifen und an den Busen fassen ließ. Als das ganze aufregende Leben noch vor einem lag.
Zwar hat heute praktisch jeder männliche Teenager ein Dutzend Pornobilder auf dem Handy und somit schon in frühen Jahren keine Fragen mehr, wie es um die weibliche Anatomie bestellt ist. Aber so richtig interessant ist eigentlich nur der Videoclip, in dem die Freundin ihr T-Shirt hochhebt und kokett ihren kleinen Busen zeigt. Oder die Szene von der letzten Party, als die Ute von der Nachbarklasse betrunken war und jeder sehen konnte, dass sie unter diesem Heißen Kleid fast gar nichts trug. Na ja, in Wirklichkeit war nur ihr Slip etwas verrutscht und es schaute ein Büschel schwarzes Kraushaar hervor, aber das genügte schon als Wichsvorlage und die Szene machte in Windeseile die Runde.
Damals sorgte schon ein flüchtiger Blick in die Mädchenumkleide für feuchte Träume, auch wenn man eigentlich so gut wie nichts gesehen hatte. Findige Bastler montierten dort irgendwann sogar heimlich Kameras. Aber außer Mädchen in Unterwäsche bekamen sie nicht viel vor die Linse. Die erste geglückte Aufnahme aus der Mädchendusche wurde allerdings zum Bestseller. Die Bildqualität war zwar miserabel, aber man konnte eindeutig sehen, dass die dicke Hanni schon richtige Brüste hatte und die schlanke Andrea noch flach wie ein Brett war.
Meine erste leibhaftige Vagina sah ich eher per Zufall und der Anblick war nur von sekundenkurzer Dauer. Sie hieß Astrid und war ein kleines und ziemlich dünnes Mädchen, in das ich mich heimlich verliebt hatte. Heimlich, weil ich damals noch ziemlich schüchtern war und keine Ahnung hatte, wie man ein Mädchen auf sich aufmerksam macht.
Ich weiß heute nicht mehr, was eigentlich los war. Ich weiß nur, dass ein ganzer Pulk von Mädchen auf meinem Tisch lag und sich nach irgend etwas streckte. Darunter meine Astrid, deren dünnes Sommerkleidchen gefährlich weit nach oben gerutscht war. Darunter trug sie ein weißes Höschen, an das ich mich noch heute erinnere. Keines von den elastischen Dingern, die rundum fest anliegen. Eher eine altmodische Unterhose, deren Steg wohl schon ein wenig ausgeleiert war und nach unten hing. Ihre Beine waren zudem leicht gespreizt, sodass ich einen direkten Blick auf das werfen konnte, von dem ich bisher nur gelesen hatte. Wobei sie zum Glück noch nicht voll entwickelt und daher untenrum noch fast unbehaart war.
Es war nur eine kleine und eher unscheinbare Muschi, aber sie hat mich in den Nächten darauf immer wieder in meinen Träumen verfolgt.
Irgendwann kam es natürlich für jeden Jungen zum ersten Mal. Typisch dafür ist die Geschichte meines besten Freundes, die von der er vermutlich nur mir erzählt hatte. Er hatte zu der Zeit schon eine Freundin und die beiden „gingen“ schon eine ganze Weile miteinander. Will heißen, sie knutschten was das Zeug hielt und wenn ich seinen Worten glauben darf, hatte er auch schon das eine oder andere Mal seine Hand da gehabt, wo sich ein anständiges Mädchen eigentlich nicht anfassen lässt. Es sei richtig feucht da unten, verriet er mir und ich notierte es als wichtige Erkenntnis.
Die Eltern seiner Freundin wären an diesem Wochenende nicht zu Hause. Er wusste also, dass die Gelegenheit nie günstiger sein würde. Kondome hatte er sich vorsorglich am anderen Ende der Stadt besorgt. In der Drogerie um die Ecke gab‘s die zwar auch, aber das wäre zu auffällig gewesen. Und weil man Weiber bekanntermaßen am einfachsten mit Alkohol rumkriegt, hatte er eine Flasche Wein aus dem Keller geklaut. Denn dieses Mal war sie „fällig“, da war er sich sicher, auch wenn er nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie das ablaufen solle.
Wie es war? Schwamm drüber. Eigentlich war er schon fast gekommen, als er sie gerade erst das Höschen ausgezogen hatte. Und dann hatte er sie überall eingesaut, bevor er überhaupt eine Chance gehabt hatte, ihn ihr reinzustecken. In den Pornos sah das immer so einfach aus, aber da pressen die Frauen ja auch nicht die Schenkel zusammen, weil sie nicht glauben können, das so ein langes Ding tatsächlich in sie reinpasst.
Das erste Mal ist selten das ganz große Ereignis. Meist schweigt er dezent darüber und hofft, niemand erfährt davon, während sie glaubt, dass sie einfach zu blöd ist, um es richtig zu machen. In Wirklichkeit ist es nicht viel anders, als wenn ein Fahrschüler zum ersten Mal den Gang reinlegt und losfahren will. Es braucht eben ein paar Fahrstunden, bis er richtig weiß, die eine Kupplung reagiert und das nötige Feingefühl dafür entwickelt hat.
Manche Jungs haben Glück und erwischen ein Mädchen, das lieber mit dem bereits vertrauten Freund alles durchprobiert, als sich bei einem anderen zu blamieren. Andere trauen sich so schnell nicht wieder und haben erst nach einiger Zeit wieder Mut zu einem neuen Anlauf. Auf jeden Fall ist das Erste Mal meist ein Desaster und, ehrlich gesagt, auch was darauf folgt, kann man nur als Stümperei bezeichnen.
Es gibt sie auch heute noch, junge Paare, die sich seit dem Teeniealter kennen und sich trotz unterschiedlicher Ausbildungswege nie aus den Augen verloren haben. Wenn sie heute miteinander über ihre ersten Versuche reden, dann ist das ein Thema zum Totlachen. Kaum einem jungen Mann im Teenager-Alter ist bewusst, dass die Öffnung einer Frau nicht einfach „da unten“ ist, sondern am untere Ende ihrer Vagina liegt, deren oberes Ende von ihrer Klitoris gebildet wird. Sie haben zwar beim Pornounterricht gelernt, dass man sie von vorne und von hinten rammeln kann. Aber dass anatomisch richtig eigentlich der Weg von unten in sie führt, ist in der dreidimensionalen Welt dann doch eine neue Erkenntnis.
„Gut dass sein Schwanz immer abgerutscht ist und dadurch automatisch an der richtigen Stelle landete,“ meint eine heute Sechsunfünfzigjährige und kichert belustigt und gibt zu, es ihm auch nicht unbedingt leicht gemacht zu haben: „Ich habe mich eben einfach auf den Rücken gelegt und die Beine breit gemacht. Ich konnte ja nicht wissen, dass es ihm so kaum möglich war, den richtigen Weg zu finden.“
Früher, als noch die Religion herrschte und man all diese Erfahrungen erst machen konnte, nachdem man verheiratet war und damit ganz offiziell die Lizenz zum Ficken hatte, fand das erste sexuelle Desaster ja meist erst in der Hochzeitsnacht statt. Für so manche junge Braut muss das ein wahres Trauma gewesen sein. Man stelle sich vor, sie liegt völlig verkrampft da, weil sie weiß, dass sie gleich entjungfert wird und das richtig weh tun soll, während er einen Riesenständer hat, der verzweifelt seine Bestimmung sucht, ohne dass ihm je jemand den Weg gezeigt hat.
Da kann von Lustgefühlen nicht viel übrig geblieben sein und so manche junge Ehefrau hat seinen Sex vermutlich auch in der Folgezeit eher ertragen als genossen. Aber diese Zeit ist ja glücklicherweise vorbei und auch wenn es nicht unbedingt ideal ist, wenn bereits wenig entwickelte Zwölfjährige ausprobieren, wie das mit dem Sex ist, ist es doch besser als eine ganze lange Jugend voll unerfüllbaren Verlangens oder gar Schuldgefühle.
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